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Büchsenravioli und Co. Essen aus der Dose ist besser als sein Ruf

Durch die Krisen der letzten Jahre sind Konservendosen wieder häufiger in den Schränken anzutreffen. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Dosenfood.

Ist Dosenessen ungesund?

Eine geöffnete Dose mit Rüebli und Erbsli
Legende: Gesundes gibt es auch aus der Dose Gemüse oder Obst aus der Dose können durchaus Teil einer gesunden Ernährung sein. Im Idealfall enthalten sie keine Zusatzstoffe. Keystone/Gaetan Bally

Nicht zwingend. «Dosengemüse und -obst sind eine einfache und rasche Alternative zu frischen Produkten», sagt Andrea Cramer vom Ernährungszentrum Zürich. Kochmuffel oder Gestresste können hier profitieren. Denn für Cramer gilt: «Besser Dosengemüse als kein Gemüse.»

Dosenfood enthält dabei nicht zwingend weniger Vitamine als frisch verarbeitete Produkte. Zwar gehen beim Einmachen Stoffe verloren. Das kann aber auch beim Kochen zu Hause passieren.

Besser Dosengemüse als kein Gemüse.
Autor: Andrea Cramer Ernährungsberaterin

Ernährungsberaterin Cramer rät: «Das Produkt ist besonders empfehlenswert, wenn in der Zutatenliste auf der Dose nur das Obst oder Gemüse selbst aufgeführt ist – ohne Zucker, Salz oder anderes.»

Gutes aus der Büchse – unsere Rezepttipp

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Eine Maissuppe mit Popcorn in einem schwarzen Teller, von oben fotografiert.
Legende: SRF/Maja Brunner

Nicht alles, was aus der Büchse kommt, ist kulinarisch gesehen untere Schublade. Eine Auswahl von kreativen und leckeren Rezepten mit Zutaten aus der Büchse, von der Sardelle über den Mais bis zur Tomate, gibt es hier .

Wer auch mal zum Fertigprodukt in der Dose greift, sollte den Fettgehalt beachten, so Cramer: «Am besten sind 0 bis 5 Gramm Fett pro 100 Gramm Lebensmittel enthalten, höchstens jedoch 15 Gramm.»

Ist Essen aus der Büchse umweltschädlich?

Eine Dose mit Pflanze darin steht auf einem Tisch.
Legende: Die Ökobilanz der Dose im Vergleich Konservendosen haben punkto Nachhaltigkeit Vor- und Nachteile. Wichtiger ist letztlich, was drin ist. EyeEm/isgukb

Nicht unbedingt. Konservendosen bestehen aus Weissblech oder Aluminium, ressourcenintensiven Stoffen also. Niels Jungbluth, Geschäftsführer von ESU-Services, das auf Ökobilanzen spezialisiert ist, zählt aber auch Vorteile auf.

Dosentomaten aus dem Freiland sind viel besser als frische Tomaten aus dem beheizten Gewächshaus.
Autor: Niels Jungbluth Experte für Ökobilanzen

Der wohl grösste: Pflanzliche Produkte lassen sich für die Dose ernten, wenn sie reif sind. Es braucht keine Gewächshäuser oder langen Transporte, so der Experte: «Dosentomaten aus dem Freiland sind viel besser als frische Tomaten aus dem beheizten Gewächshaus.»

Verpackungen machen insgesamt wenig aus bei der Umweltbelastung von Lebensmitteln.
Autor: Niels Jungbluth Experte für Ökobilanzen

Bei Dosenprodukten gibt es auch weniger Foodwaste. «Obst oder Gemüse wird direkt nach der Ernte eingemacht, sodass fast alles verwertet wird», sagt Jungbluth. Frische Produkte verderben teils auf dem Weg in die Läden und beim Lagern im Haushalt.

«Verpackungen machen insgesamt wenig aus bei der Umweltbelastung von Lebensmitteln», betont Jungbluth. Wichtiger ist, was drin ist. Und hier gelte: je mehr Fleisch, desto umweltbelastender.

Dosenessen: Danke Krisen im Aufwind

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Eine geöffnete Dose mit Büchsenravioli.
Legende: Keystone/Gaetan Bally

Konservendosen als Behältnis für Lebensmittel haben lange Zeit stetig an Beliebtheit eingebüsst. Der Trend ging eher in Richtung Tiefkühlprodukte und vor allem frische Produkte.

Ukraine-Krieg, Energiekrise und Corona haben die Verkaufszahlen in den letzten Jahren aber wieder steigen lassen.

Zwei Beispiele:

  • Digitec Galaxus hat im März 2022, nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, so viele Konservendosen und Fertiggerichte verkauft wie noch nie.
  • Die grösste Herstellerin von Büchsenravioli für die Schweiz, Hilcona, hat im Corona-Jahr 2020 so viele Dosenravioli in die Schweiz geliefert wie noch nie.

Warum ist Dosenessen so lange haltbar?

Eine Katze riecht an einer Konservendose
Legende: Fast unschlagbar bei der Haltbarkeit Konservendosen sind so ausgelegt, dass ihr Inhalt auch ein Jahr bei 40 Grad übersteht. iStock/Svetlana Sultanaeva

Das liegt am Herstellungsverfahren: Die Lebensmittel werden mit Flüssigkeit in die Dose gefüllt. Diese wird verschlossen so lange erhitzt, bis der Inhalt zweieinhalb Minuten 121 Grad heiss ist.

Sind keine Keime mehr vorhanden, sind die Dosen fast unendlich lange haltbar.
Autor: Nicole Nussbaumer Lebensmitteltechnologin

«Das garantiert, dass Enzyme, Mikroorganismen und die allermeisten Sporen abgetötet werden», erklärt Nicole Nussbaumer, Expertin für Lebensmitteltechnologie der Berner Fachhochschule: «Sind keine Keime mehr vorhanden, sind die Dosen fast unendlich lange haltbar.»

Darf ich den Inhalt einer geblähten Dose essen?

Drei Dosen liegen auf der Seite, eine ist geöffnet.
Legende: Dellen weisen auf gefährliche Gifte hin Dosen sind lange haltbar – aber in einem Fall Tabu für den Konsum: Wenn sie aufgebläht sind. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt heute aber nur bei etwa einer zu einer Billion Dosen. EyeEm/Sabine K.

Nein. Es kommt vor, dass nach dem Einmachen noch Keime in der Dose sind. Etwa Clostridien, die gefährliche Gifte (Botulinum-Toxine) bilden. Dabei entstehen Gase, welche die Dosen aufblähen. Lebensmitteltechnologin Nussbaumer: «Dann ist klar: Büchse entsorgen.»

Konservendose: Eine lange Geschichte

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Der französische General Napoleon auf einer alten Zeichung.
Legende: Imago images/H. Tschanz-Hofmann

Die Konservendose hat eine über 200-jährige Geschichte. Bei ihrer Erfindung hatte Napoleon seine Finger im Spiel: Der Franzose suchte lange haltbare und gut transportierbare Lebensmittel, welche seine Armeen auf Kriegszügen versorgen sollten.

Er schrieb dazu einen Wettbewerb (Preisgeld: 12'000 Goldfrancs) aus. Dieser wurde 1810 vom Pariser Nicolas Appert gewonnen. Er hatte das Einmachen erfunden: Lebensmittel werden in einem luftdicht verschlossenen Glasbehälter erhitzt und damit haltbar gemacht.

Anfänglich wurden die Lebensmittel in zerbrechliches Glas abgefüllt - nicht ideal für lange Transporte. Der Brite Peter Durand kam auf die Idee, Apperts Methode mit Blechkanistern umzusetzen: Die Konservendose war geboren.

Nicht mitgedacht wurde dabei, wie die Dosen zu öffnen sind. Die Menschen nutzten Hammer und Meissel oder Bajonett, um die Büchsen aufzubekommen. Nicht ganz ungefährlich.

Der erste Dosenöffner wurde erst 60 Jahre später patentiert, im Jahr 1870.

Eine tödliche Gefahr ging in den Anfangszeiten von der Konservendose aus, weil Boden und Deckel mit Blei verlötet wurden. Der Stoff konnte in die Lebensmittel geraten, was bei Konsum zu teils tödlichen Bleiverletzungen führen konnte.

Heute wird Blei nicht mehr verwendet in der Herstellung. Die Dosen werden rein mechanisch verschlossen.

Bei abgelaufenen Dosen empfiehlt Nussbaumer eine Kontrolle, ob die Büchse intakt ist, und nach dem Öffnen den Sinnestest: «Ich rate vom Konsum ab, wenn Verfärbungen sichtbar sind, wenn der Geruch schlecht oder der Geschmack säuerlich ist».

Wie sind Konservendosen zu lagern?

Am besten stehen Konserven im kühlen Keller. Expertin Nicole Nussbaumer erklärt: «Die Produkte sind so ausgelegt, dass sie ein Jahr bei 40 Grad überdauern. Doch je kühler sie bleiben, desto langsamer sind die chemischen Prozesse im Innern.»

Einmal offen, sollte der Inhalt wie ein frisches Produkt behandelt werden. Heisst: Reste in ein sauberes Gefäss umfüllen, zugedeckt im Kühlschrank lagern und rasch konsumieren.

Radio SRF 1, Montag 8. Mai 2023, 9:20 Uhr

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