Die erste und wichtigste Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es, den Schulstoff zu vermitteln. Eine zweite wichtige Aufgabe ist es aber, für Fragen der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stehen, also sicherzustellen, dass die Schüler den Schulstoff auch verstehen.
Kaum individuelle Betreuung
In der aktuellen Situation erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben per Post oder Email und müssen sie dann meist selbständig zu Hause lösen. Das macht es für die Lehrkräfte viel schwieriger, auf individuelle Fragen einzugehen und zu überprüfen, ob die Schulkinder die Aufgaben verstehen oder Hilfe brauchen.
Nun übernehmen momentan in vielen Familien die Eltern mindestens teilweise die Rolle der Lehrer und helfen ihren Kindern mit den Aufgaben. Nicht alle Eltern sind aber gleich gut ausgebildet, nicht alle können ihren Kindern also wirklich helfen.
Handicap fremde Muttersprache
Hinzu kommt: Wenn Eltern aus dem Ausland kommen und schlecht Deutsch sprechen, sind sie oft nicht in der Lage, ihre Kinder bei den Aufgaben genügend zu unterstützen – wegen den sprachlichen Hindernissen.
Und es gibt noch weiteren Aspekte, die die Situation schwieriger machen können: Wenn die Eltern weiterhin auswärts zur Arbeit gehen, sind sie weniger zu Hause, um zu helfen. Und in grossen Familien ist es noch anspruchsvoller, weil mehrere Kinder Hilfe brauchen.
Ungleiche Chancen
Alle diese Faktoren führen dazu, dass gewisse Kinder momentan sehr gut betreut werden und viel schulische Hilfe erhalten – während andere Kinder weitgehend auf sich allein gestellt sind. Bildungsfachleute wie die ETH-Professorin Elsbeth Stern befürchten deshalb, dass sich die Schere zwischen guten und schwächeren Schülern wegen der Coronakrise noch weiter öffnen könnte.
Diskussion in der Sendung «Forum»
Über die Schwierigkeiten des Fernunterrichts diskutierten in der Sendung «Forum» folgende Gäste mit Hörerinnen und Hörern:
- Silvia Steiner , Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
- Dagmar Rösler , Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz
- Thomas Minder , Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz