Drei Männer – ein Schicksal
Bei der Station Blausee-Mitholz fand in der Nacht zum 17. Mai 2006 ein Weichenumbau statt. Auf dem Rückweg nach Thun machte ein Bauzug mit drei Männern auf dem Führerstand Halt in Frutigen.
Kurz nach drei Uhr morgens verlässt der Dieseltraktor der BLS den Bahnhof Frutigen im Berner Oberland. Im Schlepptau fünf Wagen mit Schotter. Die verhängnisvolle Fahrt durch das Kandertal beginnt. Schon bald wird klar, die Bremsen funktionieren nicht. Ein Horror für die zwei Lokführer und einen Mitarbeiter einer Baufirma.
«Gebt uns freie Fahrt!»
Sofort funken die Männer in die Leitzentrale Spiez mit dem Aufruf: «Gebt uns freie Fahrt!». Bis der Zug durch den Bahnhof Spiez fährt beiben den drei Stellwerkmitarbeitern acht Minuten für einen Entscheid. Sie entschieden, den Zug ohne Bremsmöglichkeit möglichst lange geradaus fahren zu lassen, um dem Lokführer die Möglichkeit zu geben, den Zug doch noch verlangsamen oder abzubremsen zu können.
Die Bahnangestellten versuchen auf ihrer Unglücksfahrt alles – doch die Zugkomposition ist nicht mehr zu stoppen. Der Geisterzug beschleunigt auf seinen insgesamt 22 Kilometer Fahrt vorübergehend bis auf 100 Stundenkilometer.
Der Fehler passierte möglicherweise in Frutigen
Nach den dort erfolgten Rangierarbeiten wurden die Bremsen offenbar nicht mehr richtig angeschlossen. Normalerweise muss vom Triebfahrzeug ein Schlauch mit den anderen Wagen gekoppelt werden. Dann werden die Hahnen am Triebfahrzeug geöffnet, damit die Wagen mit Luft verbunden sind. Einer der beiden Hahnen war jedoch geschlossen, wie später der Untersuchungsrichter feststellte.
Die Geisterfahrt und ihr tragisches Ende
Die Hoffnung der Zug könne nach links ins Simmental abbigen und seine Fahrt verlangsamen zerschlägt sich. Eine Baustelle weiter hinten im Tal hätte die Durchfahrt verunmöglicht. In Dürrenast bei Thun endet die Horrorfahrt. Mit 89 Stundenkilometer fährt der Geisterzug auf einen stehenden Bauzug auf – zwei Lokführer und ein Mitarbeiter einer Baufirma sterben.
Betroffene erzählen
Im SRF-Podcast erzählen Betroffene dreizehn Jahre nach dem Unglück ihre Sicht auf die Ereignisse. Die Fahrdienstleiter der verhängnisvollen Nacht in der sie über Leben und Tod entscheiden mussten, erzählen erstmals über die dramatischen Minuten.