Mit den Fortschritten in der Humanmedizin sind auch die Ansprüche und Möglichkeiten in der Veterinärmedizin grösser geworden. Heute ist es auch bei Tieren möglich, hochspezialisierte Operationen, zum Beispiel eine Implantation von künstlichen Gelenken, bei Hunden oder Katzen durchzuführen.
«Gerade Hunde sind anfällig für Gelenkprobleme. Einerseits wegen genetischer Entwicklungen durch Überzüchtung. Und andererseits wegen Abnutzung durch Überlastung, was gerade bei Sport- und Agility-Hunden recht oft vorkommt,» sagt Kleintierchirurg Sebastian Knell, Oberarzt am universitären Tierspital Zürich. Im Unterschied zum Menschen brauche es bei Kleintieren aber nur eine Operation, denn ihre Prothesen halten ein Hunde- oder Katzenleben lang.
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Bild 1 von 3. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und das Leid der Tiere ernst zu nehmen, aber auch die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten und die Verantwortung gegenüber der Natur zu respektieren. Bildquelle: Keystone/Alessandro della Bella.
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Bild 2 von 3. Auch Krebstherapien mit Bestrahlungen und Chemotherapie gehören in der Tiermedizin längst zum Alltag. Bildquelle: Keystone/Alessandro della Bella.
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Bild 3 von 3. Heute ist es auch in der Tiermedizin möglich, hochspezialisierte Operationen, wie die Implantation von künstlichen Gelenken, bei Hunden oder Katzen durchzuführen. Bildquelle: Keystone/Alessandro della Bella.
Auch Krebstherapien mit Bestrahlungen und Chemotherapie gehören in der Tiermedizin längst zum Alltag. Solche Behandlungen und Eingriffe können die Lebensqualität von Tieren deutlich verbessern. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob es immer sinnvoll ist, bei Tieren aufwändige und teure Behandlungen durchzuführen. «Zu viel des Guten wird es dann, wenn das Tierwohl dermassen leidet, dass es nicht mehr verantwortbar ist,» sagt Prof. Jean-Michel Hatt, ärztlicher Direktor des Universitären Tierspitals Zürich.
«Eine wichtige Aufgabe des Tierarztes und der Tierärztin ist es, den Tierhalterinnen und Tierhaltern die Zusammenhänge aufzuzeigen. Denn sie sind oft unschlüssig, ob sie genug tun für ihr krankes oder verletztes Tier oder ob sie es übertreiben mit der Fürsorge.» Es sei wichtig, die Bedürfnisse und das Leid der Tiere ernst zu nehmen, aber auch die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten und die Verantwortung gegenüber der Natur zu respektieren, so Hatt.
Der grösste Unterschied zwischen Tier- und Humanmedizin liegt heute vor allem bei ethischen, rechtlichen und praktischen Aspekten. In der Humanmedizin haben die Patienten in der Regel die Möglichkeit und Fähigkeit, Entscheidungen über ihre Behandlung selbst zu treffen oder mitzubestimmen. Klare rechtliche Rahmenbedingungen können dabei zum eigenen Schutz bestimmt werden.
In der Tiermedizin hingegen handelt der Tierarzt im Auftrag des Tierhalters, der die Entscheidungen für das Tier trifft. Es geht hier nicht nur um das Wohl des Tieres, sondern auch um die Interessen des Besitzers. In der Tiermedizin gibt es so einen grösseren Spielraum, was Behandlungsentscheidungen betrifft.