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Medikament aus Tiermedizin Schweizer Forschende finden neuen Ansatz gegen parasitäre Würmer

Wurminfektionen sind weltweit ein grosses Problem. Vor allem in ländlichen Gegenden Afrikas leiden sehr viele Menschen daran. Nun erweist sich ein Medikament aus der Tiermedizin als neue Hoffnung.

Weltweit sind mehr als 1,5 Milliarden Menschen mit Peitschen-, Spul- oder Hakenwürmern infiziert. Dies mit teils schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Medikamente dagegen sind relativ rar.

Forschende am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut haben nun jedoch in einer neuen Studie herausgefunden, dass ein Entwurmungsmittel für Hunde und Katzen offensichtlich auch beim Menschen wirksam ist. Es ist seit Jahrzehnten das erste vielversprechende Medikament.

Drei Parasitäre Würmer im Überblick

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  • Der Fadenwurm Trichuris trichiura löst eine Peitschenwurminfektion im Darm aus, wenn Menschen Nahrungsmittel essen, die mit Erde kontaminiert sind, die Peitschenwurm-Eier enthält. Oder wenn nach dem Kontakt mit kontaminierter Erde Eier geschluckt werden. Das Spektrum der Symptome reicht von keiner Reaktion bis hin zu Bauchschmerzen, Durchfall, Darmblutungen oder Anämie.
  • Der Spulwurm Ascaris lumbricoides erinnert mit seinem Aussehen an einen Regenwurm. Wenn Eier über den Mund in den menschlichen Körper gelangen, wandern sie in den Dünndarm. Dort schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich durch die Darmwand bohren und in die Blutgefässe gelangen. Über das Blut können die Larven in verschiedene Organe, unter anderem in die Lunge. Die Spulwurmlarven werden aus der Lunge mit dem Bronchialschleim abgehustet, können wieder verschluckt werden und gelangen so wieder in den Dünndarm, wo sie zu Würmern heranwachsen. Spulwürmer sind extrem Widerstandsfähigkeit. Sie können über vier Jahre infektiös bleiben.
  • Mit Hakenwürmern wie Ancylostoma duodenale oder  Necator americanus stecken sich Menschen häufig an, wenn sie in tropischen oder subtropischen Regionen am Strand barfusslaufen, der mit Tierkot verunreinigt ist. Die ersten juckenden Papeln machen sich schon wenige Stunden nach der Infektion bemerkbar. Die Folge sind entzündliche Hautreaktionen. Weil der Mensch für die tierischen Hakenwurmlarven ein Fehlwirt ist, sterben sie meist nach fünf bis sechs Wochen ab.

Bisherige Medikamente nicht wirksam genug

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt bei Wurminfektionen bisher die Medikamente Albendazol und Mebendazol. Gegen den Peitschenwurm etwa ist diese Therapie, laut den erkenntnissen der Forschende allerdings nur bei 17 Prozent der Patientinnen und Patienten wirksam.

Ausserdem wurden die Erreger in den letzten Jahren mehr und mehr resistent gegen diese Medikamente. Es ist dasselbe Problem, wie mit den Antibiotika. Es braucht also andere, neue Medikamente.

Tiermedikament für den Menschen

Das Medikament Emodepsid, das bisher nur für Hunde und Katzen zugelassen ist, hat die Forschenden positiv überrascht. Alle an der Studie beteiligten Personen wurden damit vom Peitschenwurm befreit. Es wirkt, laut Studie, auch gegen Spul- und Hakenwürmer.

Allerdings ist das Medikament noch lange nicht für den Menschen zugelassen. Es braucht dafür erst weitere klinische Studien. Und das dürfte noch mindestens fünf Jahre dauern.

Mehr Geld für Forschung an Tieren, als an Menschen

Dass es sich ausgerechnet um ein Tiermedikament handelt, ist kein Zufall. Weil die Wurminfektionen vor allem in ärmeren Weltgegenden verbreitet sind, lohnt es sich für Pharmafirmen nicht gross, an Medikamenten für Menschen zu forschen. Für die Haustiere in reicheren Ländern aber, lohnt es sich, Medikamente zu entwickeln.

«In der Veterinärmedizin ist viel mehr Geld für die Entwicklung von Medikamenten für Wurmerkrankungen vorhanden als in der Humanmedizin», sagt die Studienleiterin Jennifer Keiser. Man hat also gegen Würmer in Tieren mehr in der Hand, als gegen Würmer im Menschen – weil mehr Geld in die Forschung für Tiere investiert wird.

Wissenschaftsmagazin, 20.05.2023, 12:40 Uhr

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