Die Mikrowelle ist wohl eines der kontroversesten Haushaltsgeräte des letzten Jahrhunderts. Die Rede war zeitweise von einer «kulinarischen Revolution». Teils vermutete man aber auch eine Bedrohung für die Gesundheit aufgrund der Strahlung.
Vorurteile und Mythen bezüglich der amerikanischen Erfindung gibt es viele, die bereits widerlegt wurden. Dennoch besitzen Millionen von Haushalten in Europa eine Mikrowelle. 4 Fakten zum Gerät, dem Erfinder und der Beziehung unseres Landes zum Mikrowellenofen.
1. Radarsysteme statt Reste wärmen
Der Erfinder der Mikrowelle, Percy LeBaron Spencer aus West Newton, Massachusetts, meldete am 8. Oktober 1945 seinen Mikrowellenherd zum Patent an. Die Mikrowelle von Spencer war ursprünglich nie als Haushaltsgerät angedacht.
Der Ingenieur entwickelte für eine Rüstungsfirma im Zweiten Weltkrieg Röhren, die elektromagnetische Wellen erzeugten. Mit diesen Wellen konnten damals Radarsysteme unter anderem feindliche U-Boote aufspüren und sollen den Alliierten mitunter zum Sieg über Nazideutschland verholfen haben.
Beim Arbeiten an diesen Anlagen schmolz dem Ingenieur ein Schokoriegel in der Hosentasche. Er ahnte, dass dies eventuell mit der Strahlung zu tun hatte. Er legte dann als Test Maiskörner vor die Röhre, die regelrecht explodierten. Kurz darauf meldete er seine Entdeckung, dass man mit Radarwellen auch kochen kann, zum Patent an.
2. Zwei Dollar für das Patent
Nur zwei Dollar bekam er für das Patent seines – per Zufall erfundenen – Mikrowellenofens. Sein Arbeitgeber, der Rüstungskonzern Raytheon, zahlte ihm diesen einmaligen Betrag, was damals als vertragliche Norm für neue Patente galt. Die erste Ausführung dieses «Radarherdes» war fast 1,80 m hoch und wog um die 340 kg. Mitte der 50er-Jahre erschienen erste Geräte für den US-Markt.
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Bild 1 von 3. Der «Raytheon Radarange» wird hier im Jahr 1946 im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria zur Schau gestellt und live demonstriert, wie man einen Hamburger in der Mikrowelle macht. Bildquelle: Gettyimages / Bettmann.
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Bild 2 von 3. Hier wird eine Mikrowelle der britischen Firma EMI an der «Ideal Home Exhibition» in London im März 1947 ausgestellt. Bildquelle: Gettyimages / Hulton.
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Bild 3 von 3. Die Weltneuheit in den Fünfzigerjahren kann einen «Frankfurter» in weniger als zehn Sekunden durchgaren. Bildquelle: Gettyimages / Bettmann.
Erst Ende der 60er-Jahre brachte Raytheon Geräte auf den Markt, die eine sinnvolle Grösse für den Heimgebrauch hatten.
3. Mikrowellenröstigraben in der Schweiz
Mikrowellenrösti ist vielleicht noch umstrittener, als die Mikrowelle. Doch unbestritten ist laut einer Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts, dass in der Romandie deutlich öfter der typische «Pling»-Ton des Mikrowellenofens erklingt, als in der Deutschschweiz.
In 82 Prozent der Haushalte in der Romandie steht eine Mikrowelle und 35 Prozent der Nutzenden geben dort an, das Gerät oft zu nutzen. Im Vergleich dazu findet man in der Deutschschweiz in lediglich 63 Prozent der Haushalte einen Mikrowellenofen und nur ein Viertel von diesen geben an, ihn regelmässig zu nutzen.
Haushalte im Tessin haben zwar seltener als in der französischsprachigen Schweiz eine Mikrowelle zu Hause (72 Prozent), nutzen das Gerät aber etwa gleich häufig (35 Prozent).
4. Multifunktionswaffe Mikrowelle
Obwohl Spencers zufällige Erfindung direkt nichts mit dem von ihm ebenfalls entwickelten Kriegsgerät zu tun hat, ist sie trotzdem eine veritable Multifunktionswaffe: Neben dem Erwärmen von Essensresten und dem schnellen Zubereiten von Popcorn, Pizzen und sonstigen Schnellgerichten, hat die Mikrowelle noch andere Anwendungsbereiche.
Beispielsweise können gewisse Lebensmittel aus dem Gefrierschrank schnell und schonend aufgetaut werden. Auch Babynahrung lässt sich schonend wärmen, damit die Nahrung nicht zu heiss wird.
Nebst Speisen können beispielsweise bestimmte Wärmekissen oder «Chriesisteisäckli» in der Mikrowelle aufgeheizt werden. Wichtig: Bettflaschen sollten keinesfalls ihren Weg in die Mikrowelle finden.