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Landwirtschaft und Klima Kommen Oliven und Bananen bald aus der Schweiz?

Die Erntezeit setzt inzwischen deutlich früher ein als noch vor Jahrzehnten. Der Klimawandel verändert den Rhythmus der Landwirtschaft – mit spürbaren Folgen für Bäuerinnen und Bauern. Welche das sind, erklärt Pierluigi Calanca, stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft bei Agroscope.

Pierluigi Calanca

Agroscope, Zürich

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Acroscope ist das Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung des Bundes. Pierluigi Calanca ist stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft.

SRF: Wenn es mit dem Klima so weitergeht, dann haben wir vielleicht schon bald Olivenplantagen bei uns vor der Haustüre – ist das möglich?

Pierluigi Calanca: In der Romandie gibt es eine Initiative, Olivenhaine anzupflanzen. Man hat festgestellt, dass Oliven sehr gut geeignet sind für das Klima, das in der Schweiz trockener und wärmer wird. Mit dem Vorteil, dass bei uns die Winter relativ kühl sind und gewisse Krankheiten, die im Süden bei den Oliven vorkommen, sich bei uns nicht ausbreiten sollten. Wir pushen jetzt den Anbau von Oliven in der Romandie.

Oliven «made in Switzerland» ist also durchaus möglich. Das andere ist die Erntezeit, die sich verschiebt. Gilt das für alle Pflanzen oder sind bestimmte Kulturen besonders davon betroffen?

Das gilt für alle Pflanzen. Wie viel Zeit eine Pflanze für ihre Entwicklung braucht, ist über eine innere Uhr gesteuert. Diese innere Uhr ist gekoppelt an die äussere Temperatur. Das heisst, je höher die Temperatur ist, desto schneller tickt die innere Uhr der Pflanzen.

Bei einer Jahresmitteltemperatur von 10 Grad braucht sie vielleicht 200 Tage, um den Zyklus abzuschliessen und bei 12 Grad nur 180 Tage, also 20 Tage weniger.

Was setzt der Landwirtschaft mehr zu – die Hitze und Trockenheit oder die extremen Niederschläge?

Beides. Wenn man die letzten Jahre anschaut, war die Trockenheit oder die Hitze ein Thema. 2003 hat es angefangen, dann 2015, 2018 und 2022. Im letzten Jahr gab es auch extreme Niederschläge.

Alle Extremereignisse setzen der Landwirtschaft zu.

Hagel ist ein anderes Thema, da war das Jahr 2021 extrem. Die Hagelversicherung verzeichnete Schadenmeldungen von total 100 Millionen Franken aus der Landwirtschaft. Alle Extremereignisse setzen der Landwirtschaft zu und sind eine Herausforderung für Bäuerinnen und Bauern.

Wie können Sie auf der Seite der Forschung helfen?

Die Forschung macht sehr viel. Im Bereich der Züchtung von Sorten, in den Bereichen Anbaumethoden und Technologie, beispielsweise bei der Bewässerung. Eine effiziente Bewässerung ist extrem wichtig, wenn die Wasserressourcen im Sommer zurückgehen.

Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzen, die interessant werden – unter anderem Quinoa und Buchweizensorten.

Die Forschung macht viel für eine gesunde Bodenbearbeitung und bei der Schädlingsbekämpfung. Die Tendenz ist, dass wir weg von den Pestiziden wollen. Es braucht andere Methoden, um Schädlinge zu bekämpfen.

Gibt es in Zukunft vielleicht noch mehr exotische Früchte, die bei uns im Land wachsen?

Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzen, die interessant werden. Unter anderem Quinoa und Buchweizensorten. Bei den Früchten weiss ich, dass vor ein paar Jahren jemand im Thurgau einen Versuch mit Bananen gemacht hat. Die Bananenpflanze ist etwas speziell – sie braucht relativ viel Zeit, bis sie Früchte trägt. Ich habe nachgeschaut, damals hat es funktioniert. Bananen könnten durchaus etwas sein, das wir künftig in der Schweiz mehr sehen.

Das Gespräch führte Sven Epiney.

Radio SRF 1, 20.08.2025, 07:15 Uhr ; 

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