Zum Inhalt springen

Sprache im Wandel Der Begriff «Guetzli» erobert die Schweiz

Weihnachtsgebäck hat in den verschiedenen Schweizer Dialekten unterschiedliche Namen. In der Nordostschweiz sowie in der Nordwestschweiz bis in den Berner Oberaargau zum Beispiel nennt man Spitzbub, Mailänderli, Zimtstern und Co. traditionell «Chröömli». In Obwalden isst man zu Weihnachten «Chräpfli», und man tut «chräpfle», wenn man das Gebäck herstellt. In den Kantonen Freiburg und Wallis spricht man von «Biscuits» und tut «biscuiile» oder «Biscuits bache».

Guetzli, Güezi und Gutzi kommen von «gut»

«Guetzli» ist traditionell schon das gebräuchlichste schweizerdeutsche Wort für Weihnachtsgebäck – aber nur, wenn man die verschiedenen Lautformen zusammenzählt. In Basel kennt man nämlich die Variante «Gutzi», im Berndeutschen sind es «Güezi». Das «Guetzli» war ursprünglich im Raum Thurgau, Zürich, Aargau, Baselland heimisch.

Alle diese Varianten gehen auf das Adjektiv «guet» zurück. Weihnachtsgebäck ist schliesslich etwas Gutes, Feines. «Gueteli» oder «Güeteli» sagte man früher auch noch.

Guetzli verdrängt Chröömli, Biscuit & Co.

Nun breitet sich das Guetzli aber seit einigen Jahrzehnten weit über sein Stammgebiet im Norden aus. «Wiehnachtsguetzli» wird heute überall verstanden, und viele in allen Teilen der Deutschschweiz verwenden die Bezeichnung auch. So werden andere Bezeichnungen allmählich verdrängt. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Links ein ganzer Zimtstern, rechts daneben ein halber, ein Viertel und ein paar Krümel.
Legende: Zimtstern, Spitzbub, Mailänderli & Co. Das «Guetzli» war ursprünglich nur im Raum Thurgau, Zürich, Aargau, Baselland heimisch. Seit einiger Zeit verdrängt es immer mehr andere regionale Varianten wie «Chröömli», «Chräpfli» oder «Biscuit». Colourbox

Wortschatz wird vereinheitlicht

Ein Grund ist die allmähliche Vereinheitlichung des Wortschatzes. Weil wir uns in grösseren Gebieten bewegen als früher und uns stärker vermischen, gleichen sich die Dialekte an. Das betrifft vor allem den Wortschatz. Und überregionale Varianten – wie das Guetzli – setzen sich gegen kleinräumig verbreitete Wörter durch.

«Dini Mundart»

Marketing begünstigt «Guetzli»

Ausserdem ist das Weihnachtsgebäck heutzutage ein grosses Geschäft. Kochbücher liefern Rezepte, Grossverteiler die Guetzliteige – oder gleich die fertigen Weihnachtsguetzli. Dass diese Produkte schweizweit vermarktet werden, trägt dazu bei, dass sich das Guetzli noch mehr ausbreitet. Seit Jahrzehnten wird für die Vermarktung das Wort für Weihnachtsgebäck verwendet, das am häufigsten ist. Gleichzeitig ist «Guetzli» auch die Variante, die in der Wirtschaftsmetropole Zürich üblich ist.

«Guetzli» steht sogar im Duden

Das Guetzli hat sich bereits in weiten Teilen der Bevölkerung durchgesetzt. Und sogar in den Duden hat es das Guetzli geschafft. Es ist nicht mehr nur ein Dialektwort, sondern auch ein schweizerhochdeutsches Wort, ein sogenannter Helvetismus.

Trendumkehr ist unwahrscheinlich

Dass das Guetzli irgendwann wieder zurückgedrängt wird, ist unwahrscheinlich. Zu viel Boden hat es gegenüber dem Chröömli, Chräpfli oder Biscuit bereits gutgemacht.

Aber verlangsamen lässt sich dieser Wandel durchaus – indem man die traditionellen regionalen Ausdrücke wieder in Gebrauch nimmt. Wie nennen Sie das Weihnachtsgebäck und aus welcher Schweizer Region kommen Sie? Schreiben Sie uns unten im Kommentarfeld .

Meistgelesene Artikel