Beladen mit Altmetall, Teer oder Handelswaren aller Art machen sich die Rheinschiffe in Basel auf den Weg Richtung Rotterdam. Die Fahrt dauert bei optimalen Bedingungen etwa zwei Tage. In der Gegenrichtung – also bergauf – doppelt so lange.
Die Fahrzeit, vor allem aber die Ladekapazität, ist abhängig vom Pegelstand des Rheins. Der ist auch für den Preis der Ladung entscheidend, also für das ganze Geschäft des Rheintransports.
Alle Produkte betroffen
Problematischer, da häufiger, ist Niedrigwasser am Rhein. «Bei wenig Wasser ist ein Rheinschiff in der Abladetiefe beschränkt», sagt Martin Ticks, CEO des Logistikunternehmens Birsterminal: «Das heisst, um die gleiche Menge zu transportieren, müssen die Schiffe mehrmals fahren und die Kosten steigen.»
Das zeigt sich zum Beispiel an der Zapfsäule. Rund jeder dritte Liter Mineralöl gelangt über den Rhein in die Schweiz. Ist der Wasserstand des Rheins niedrig, steigen die Transportkosten – und werden direkt auf die Kundinnen und Kunden übergewälzt. Das Gleiche gilt für den Detailhandel.
Doch nicht alle Produkte sind gleichermassen betroffen, sagt Martin Ticks. Bei sehr hochwertigen Produkten sei der Einfluss gering. «Bei Pharmaprodukten in einem Container ist die Preissteigerung nicht dramatisch. Bei Massenware sieht das anders aus», so Martin Ticks.
Rheintransporte sind zwingend
Unter Massenware versteht Ticks zum Beispiel Metallschrott oder Asphalt-Beläge, die kontaminiert sind: «Die werden in die Niederlande exportiert und dort thermisch aufbereitet. So wird daraus wieder Kies und Sand gewonnen.»
Gerade der Asphalt müsse laufend ins Ausland gebracht werden, in der Schweiz sei die Kapazität für das Recycling solcher Massen gar nicht vorhanden.
«Wenn ganze Autobahnabschnitte gefräst werden, gibt es sehr viel kontaminierten Asphalt. Den kann man nicht nochmal zwischenlagern, die Ware muss abfliessen können.»
«Massnahmen in Deutschland dringend nötig»
Um zu gewährleisten, dass diese Waren aus der Schweiz abtransportiert werden können, braucht es stabile Voraussetzungen. Die sind nicht überall gegeben. In Basel wurde laut Ticks bereits viel gemacht. Die Fahrrinne werde immer wieder aufwändig ausgebaggert.
In Deutschland seien jedoch weitere Massnahmen dringend nötig: «Wir versuchen stets, in Deutschland zu intervenieren. Dort könnte mehr gemacht werden, gerade im Bereich um die Loreley und im sogenannten Gebirge.»
Das Terrain sei allerdings schwieriger zu formen. Dort gehe es nicht um Kies und Sediment, sondern es müssten Felsen beseitigt werden. Ein entsprechender politischer Wille sei jedoch Voraussetzung.
Rheinpegel wird unberechenbarer
Massnahmen seien auch in Anbetracht der Klimaveränderung wünschenswert. Denn Zeiten mit Niedrigwasser seien in den letzten Jahren häufiger geworden.
Insofern bleibe die Wasserstrasse auf dem Rhein aber relevant. Denn gerade die Effizienz spreche für den Flusstransport. Schiffe sind zwar langsam, können bei voller Ladung aber mindestens so viel Waren transportieren wie 150 Lastwagen.
«Das lohnt sich auch bei halber Ladung noch», sagt Martin Ticks. Darüber spielt der technologische Fortschritt auf dem Rhein eine grosse Rolle. Moderne Schiffe hätten dank ihrer Bauweise bereits weniger Tiefgang und der heute noch verbreitete Dieselantrieb soll nachhaltiger werden.