Die Rede ist von über 200 Schiffen. Diese Schiffe legen nicht mehr in Basel an, sondern neu in Deutschland, bei Weil am Rhein oder Breisach – oder auch auf der französischen Rheinseite, bei Huningue und weiter nördlich, bei Strassbourg. Gleich mehrere Schifffahrtsgesellschaften haben den Anlegeplatz in Basel storniert, aus Angst vor Visa-Kontrollen.
Das bedeutet, dass diese Saison rund ein Viertel weniger Schiffe in Basel anlegen, sagt der Basler Hafendirektor Florian Röthlingshöfer. Auch der Basler Tourismus leide darunter, denn die Schiffe bringen jährlich bis zu 300'000 Passagiere nach Basel.
Wir haben auf den Schiffen einen Fachkräftemangel.
Doch nun zum Grund: Je nach Schiff kommen bis zu 90 Prozent der Mitarbeitenden auf den Kreuzfahrtschiffen von ausserhalb Europas – also aus sogenannten Drittstaaten.
«Wie überall in der Hotellerie und Gastronomie, haben wir auch auf den Schiffen einen Fachkräftemangel. Wir beschäftigen in der Branche 8'000-10'000 Menschen aus Drittstaaten», sagt Daniel Buchmüller von der «IG River Cruise», dem Branchenverband der Flusskreuzfahrt-Anbieter.
Alle diese Mitarbeitenden brauchen theoretisch für jedes Land, in dem das Schiff anlegt, ein Arbeitsvisum. Bisher wurden nur Visa für Deutschland beantragt – diese Handhabung wird offenbar von den Schweizer Behörden nicht mehr geduldet.
Dies habe bei den Anbietern Wellen geschlagen, sagt Daniel Buchmüller. «Wenn wir in die Schweiz kommen, sind wir jetzt aus Sicht der Behörden illegal. Dieses Risiko will man nicht eingehen, man will kein illegaler Arbeitgeber sein.» Für die Reiseveranstalter sei es sehr frustrierend, weil sie die Reisen bereits inklusive Basel im Prospekt anbieten und verkaufen.
Ich habe beim Bund darauf gedrängt, dass man diese Situation anschaut.
Die Frage also: Wieso also hat die Praxis der Schweizer Behörden geändert? Dies kann auch der zuständige Basler Regierungsrat, Kaspar Sutter, nicht beantworten. Der Kanton habe die Schiffe nach geltendem Recht kontrolliert – und seit der Pandemie habe es gewisse Verfehlungen gegeben. Diese Schifffahrtsgesellschaften seien verwarnt und gebüsst worden, wie Basler Lokalmedien berichten.
Es steht also Aussage gegen Aussage: Der Kanton sagt, dass an der Kontrollpraxis nichts geändert worden sei. Verstösse gegen die Regeln könnten nicht toleriert werden. Auf der anderen Seite steht der Branchenverband, der behauptet, dass man mit den Schengen-Visa seit Jahren gut gefahren sei – und jetzt plötzlich nicht mehr.
Wichtig trotz Verstössen
Für Basel seien die Flusskreuzfahrten aber sehr wichtig, betont Regierungsrat Kaspar Sutter: «Ich habe beim Bund darauf gedrängt, dass man diese Situation anschaut.» Der Bund habe ihm zugesichert, dass man zusammen nach Lösungen suchen werde.
Auch Daniel Buchmüller vom Branchenverband wünscht sich eine schnelle Lösung. Gerade in der Luftfahrt und der Hochsee-Schifffahrt gebe es schon Arrangements, wo Arbeitnehmende mit kurzen Aufenthaltszeiten im jeweiligen Land nicht immer eine extra Bewilligung brauchen.
Mit einer ähnlichen Lösung könnten die Schiffe vielleicht schon bald wieder in Basel anlegen.