Wie hiess es schon bei Loriot so schön: «Früher war mehr Lametta!» Genau so ist es. Wenn es um den Weihnachtsbaum geht, dann wird nicht geknausert. Da werden die Kugeln alle paar Jahre durch neue ersetzt – natürlich in den angesagten Trendfarben. Man will es ja nicht immer nur rot-traditionell, sondern auch mal eiskristallblau-cool oder limettengrün-knallig. Der weihnachtliche Besuch wird es gewiss bestaunen oder zumindest goutieren.
Das eigentliche Herzstück hingegen lässt wenig Freiraum: der Tannenbaum. Es gibt ihn mittlerweile zwar auch schon in allen Farben als Plastikvariante – dennoch: höher als bis zur Zimmerdecke lässt sich das Teil nicht ins Wohnzimmer zwängen.
Trendsetter Tannenbaum
Belassen wir es also nicht nur bei Fantasie und Wohnzimmerformat. Denn der Weihnachtsbaum kann auch ganz anders: grösser, teurer, bunter. Manchmal ist er sogar Auslöser für Trends, religiöse Konflikte oder internationale Begeisterung. Ein paar dieser Beispiele zeigen, wie aus einem einfachen Tannenbaum ein weltweites Phänomen werden kann.
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Bild 1 von 9. Der Berühmte. Seit 1931 gilt der Weihnachtsbaum beim Rockefeller Center in New York City als der medienwirksamste Weihnachtsbaum der Welt. Wenn die über 50’000 LED-Lichter dieses Touristenmagneten eingeschaltet werden, wird das Ereignis weltweit live übertragen. Ein Selfie zu knipsen ist hier sozusagen Pflicht. Bildquelle: IMAGO/(Sopa Imnage.
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Bild 2 von 9. Der Einflussreiche. Prince Albert, der deutschstämmige Gatte der britischen Königin Victoria, litt wohl unter Heimweh. Zu Weihnachten wünschte er sich deshalb einen Weihnachtsbaum wie aus seiner Kindheit. Das Bild der königlichen Feier erschien 1848 in der Zeitung und löste in England einen regelrechten Weihnachtsbaum-Boom aus. Bildquelle: Imago/GEMINI Collection.
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Bild 3 von 9. Der Grosse. Gigantisch ist er definitiv: der 48 Meter hohe Weihnachtsbaum, der alljährlich auf dem Dortmunder Marktplatz steht. Es heisst, er sei der grösste Weihnachtsbaum der Welt. Zweifelsfrei belegen lässt sich das zwar nicht – der grösste Weihnachtsbaum Deutschlands ist er jedoch allemal. Bildquelle: IMAGO / Friedrich Stark.
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Bild 4 von 9. Der Teure. Emirates Palace Hotel Abu Dhabi 2010: Der 13 Meter hohe Weihnachtsbaum hatte einen geschätzten Wert von über 11 Millionen Dollar. Der Baum selbst kostete rund 10’000 Dollar. Den Rekordwert erreichten jedoch die goldenen Armbänder, Uhren und Halsketten, Diamanten, Smaragde, Saphire und weitere Edelsteine, die an den Zweigen befestigt waren. Bildquelle: Keystone/ ALI HAIDER.
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Bild 5 von 9. Der Schwimmende. Die Lichter des schwimmenden Weihnachtsbaums werden am 26. November 2011 auf der Lagoa Rodrigo de Freitas in Rio de Janeiro, Brasilien, eingeschaltet. Der Baum wiegt 542 Tonnen und wird von 3,3 Millionen Lichtern beleuchtet. Bildquelle: Keystone/ROCIO BADIOLA.
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Bild 6 von 9. Der Singende. Der erste entstand 1933 in Jackson MI in den USA. Seit 1998 hat auch die Schweiz ihren «Singing Christmas Tree». Kinder- und Jugendchöre sowie Schulklassen aus Zürich und Umgebung freuen sich jedes Jahr auf ihren Auftritt in der Vorweihnachtszeit an der Zürcher Bahnhofstrasse. Bildquelle: Keystone: CHRISTOPH RUCKSTUHL.
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Bild 7 von 9. Der Nadellose. Lichter zeichnen die Umrisse eines Weihnachtsbaums am Hang des Monte Ingino über der umbrischen Stadt Gubbio in Italien Die Idee, einen Weihnachtsbaum mit Lichtern am Berghang zu gestalten, entstand im Jahr 2000. Seither wird der Baum jedes Jahr vor Weihnachten neu aufgebaut. Bildquelle: Keystone/CROCCHIONI.
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Bild 8 von 9. Der Zögerliche. In der katholischen Kirche wurde der Weihnachtsbaum lange Zeit verschmäht. Man stufte den heidnischen Brauch als Konkurrenz zur Krippe ein. Erst 1986 wurde unter Papst Johannes Paul II der erste Tannenbaum auf dem Petersplatz in Rom errichtet. Bildquelle: IMAGO / imagebroker.
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Bild 9 von 9. Der (nie ganz) Perfekte. Seit 1947 schenkt Norwegen der Stadt London jedes Jahr eine riesige Tanne, die auf dem Trafalgar Square steht. Was viele nicht wissen: Die Londoner kritisieren den Baum aus Norwegen fast jedes Jahr öffentlich – zu dünn, schief, schlecht geschmückt. In Norwegen wird das mit stoischer Gelassenheit hingenommen. Bildquelle: IMAGO / Avalon.red.
Was all diese Weihnachtsbäume verbindet, ist weniger ihre Grösse als ihre Wirkung. Sie stehen für Sehnsucht, Zugehörigkeit und das Bedürfnis nach Licht in der dunklen Jahreszeit. Ob auf einem weltberühmten Platz oder im eigenen Wohnzimmer – der Zauber funktioniert überall gleich. Und vielleicht ist genau das das wahre Geheimnis dieses Baumes.