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Ostertraditionen hier und dort Kuriose Osterbräuche rund um den Globus

In der Schweiz «tütscht» man Eier. In Australien isst man Schoko-Bilbys. Auf den Philippinen hängen Gläubige am Kreuz.

Australien: «Schokoladen-Bilbys»

Anstelle von Osterhasen kauft man in Australien «Schokoladen-Bilbys». Bilbys sind putzige, kleine Beuteltiere, mit langen Ohren. Es gibt sie nur in Australien. Sie sind vom Aussterben bedroht.

Beuteltier Bilby aus Australien
Legende: Ein australischer Bilby. Ausgerechnet verwilderte Hasen sind für die einheimischen Beuteltiere eine Gefahr. Fotolia / Susan Flashman

«Mit dem Verkauf von ‹Easter Bilbys› sammelt man Geld für den Schutz der realen Bilbys», weiss Auslandsschweizer Hansruedi Westermann. Denn ausgerechnet der Hase, das globale Ostersymbol schlechthin, sei für die Bilbys eine Gefahr. Diese wurden einst aus Spanien eingeführt, sind verwildert und heute in Australien eine Plage.

Osterbräuche in der Schweiz

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Ein Zwanzig-Rappen-Stück steckt in einem Ei.
Legende: «Zwänzgerle» – ein Osterbrauch in Zürich. Keystone / Christoph Ruckstuhl

Wer andere Osterbräuche kennenlernen möchte, muss allerdings gar nicht so weit reisen. Oft reicht schon ein Besuch ennet der Kantonsgrenze.

«Zwänzgerle» in Zürich

Eine Ostertradition aus Zürich ist das «Zwänzgerle». Erwachsene werfen 20-Rappen-Münzen auf die Ostereier der Kinder. Bleibt die Münze stecken, gehören Geld und Ei der erwachsenen Person. Prallt die Münze jedoch ab, darf das Kind das Geld behalten und das Taschengeld aufbessern.

«Eiertütschen» in Bern

Den Brauch kennen viele vom Familientisch. In Bern allerdings trifft man sich am Ostersonntag zum traditionellen «Eiertütschen». Wer ein gegnerisches Ei zertrümmert, darf dieses behalten.

«Eiertrööle» in Graubünden

In verschiedenen Gemeinden, zum Beispiel Maienfeld, Trin-Digg oder Pontresina, werden an Ostern Eier den Hang hinuntergerollt. Das Ei mit der härtesten Schale wird zum «Siegerei» erkoren.

Ziger für alle im Lötschental

Im unteren Lötschental in Ferden erhalten am Ostermontag alle Bewohnerinnen und Bewohner eine Portion Ziger. Jährlich wird im Sommer der Milchertrag zweier Tage zu einem speziellen Ziger verarbeitet. Dies, so die Sage aus dem Mittelalter, um den Schadenzauber auf den lokalen Alpen zu brechen.

Osterprozession in Mendrisio

Diese Ostertradition hat es gar auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft. Die Prozession am Gründonnerstag in Mendrisio ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. Es ist einer der eindrücklichsten Osterbräuche der Schweiz, ein Theaterspektakel mit rund 200 Laienschauspielerinnen, darunter auch 40 Personen auf Pferden.

Philippinen: Kreuzigungen als Volksfest

Ganz nahe an der Geschichte Jesu ist eine Ostertradition auf den Philippinen. Am Karfreitag lassen sich Strenggläubige ans Kreuz nageln. «Der Anlass ist für die Zuschauer ein Volksfest», weiss Auslandsschweizer Roland Lutz.

Ein Mann hängt am Kreuz wie Jesus.
Legende: Auf den Philippinen lassen sich strenggläubige Menschen an Ostern ans Kreuz nageln. Reuters / Erik de Castro

Ansonsten seien Ostern auf den Philippinen aber eher säkular. Rund ein Viertel der Bevölkerung Manilas fahre an den Strand oder in die Berge. «Es ist die schönste Zeit in Manila. Leere Strassen gibt es sonst nie. Ich fahre dann immer mit dem Motorrad durch die Millionenstadt», schwärmt SRF 1 Hörer Roland Lutz.

Chile: Volle Briefkästen auf den Osterinseln

Sie tragen Ostern im Namen, die Osterinseln. Getauft wurden sie vom niederländischen Kapitän Jakob Roggeveen. Er landete am 5. April 1722 auf den Inseln. Es war ein Ostersonntag.

«Trotz des Namens, spezielle Osterbräuche gibt es eigentlich nicht», erzählt Auslandsschweizer Peter Näf, der auf den Osterinseln lebt. Die Inseln gehören zu Chile. Darum seien auch die Feierlichkeiten katholisch geprägt.

Berühmte Statuen auf den Osterinseln.
Legende: Rapa Nui ist der ursprüngliche Name der Insel im Südostpazifik, die wir als Osterinsel kennen. Colourbox

Nur an einem Ort gehe an den Ostertagen so richtig die Post ab, nämlich auf der Post. Peter Näf weiss: «Aus der ganzen Welt schreiben Kinder Briefe an den Osterhasen. Sie schicken diese auf die Osterinseln.»

Tschechien: Peitschenhiebe gegen Ostereier

Ein sehr urchiges Osterritual gibt es in Tschechien. «Junge Burschen jagen mit Peitschen den Mädchen nach und versuchen sie zu schlagen», erzählt der ehemalige SRF-Korrespondent Urs Bruderer. «Gelingt es ihnen, danken die Mädchen und schenken den Jungs Ostereier»

Osterbrauch in Tschechien
Legende: Keystone / Dalibor Gluck

Vor allem im ländlichen Raum sei diese Tradition verbreitet, aber auch in Prag werde sie noch gepflegt, weiss Bruderer. «Wenig überraschend gibt es aber auch junge Frauen, die mit diesem Brauch gar nichts mehr zu tun haben wollen und ihm ausweichen.»

Russland: Extrem süsse Ostern

«In der orthodoxen Kirche sind die Ostertage wichtiger als Weihnachten», erzählt Russlandkorrespondent David Nauer. «Христос воскрес! – Christus ist auferstanden!». Mit diesen Worten grüsse man sich auf der Strasse. Als Antwort sage man «Воистину воскрес! – Er ist wahrhaft auferstanden».

Osterspeise in Russland: Kulich
Legende: Kulitsch gehört in Russland zum Osterfest. Wikimedia / Tamara Ustinova

Auch kulinarisch mache sich das Osterfest in russischen Städten bemerkbar. Überall auf der Strasse könne man «Кули́ч – Kulitsch» kaufen. «Die sind vergleichbar mit einem Panetone, nur viel schwerer und mit einem Zuckerguss».

Irland: Osterlamm ja - Ostereier nein

Ostern ohne gefärbte oder versteckte Ostereier – unvorstellbar? Nicht in Irland. «Gekochte Eier sucht man an Ostern vergebens, die findet man in Irland nicht», wusste der ehemalige SRF-Korrespondent Martin Alioth.

Ein Kind färbt ein gekochtes Hühnerei.
Legende: Auch wenn die grüne Farbe passen würde, dieses Bild stammt definitiv nicht aus Irland. Keystone / Laurent Gillieron

Doch was isst man typischerweise an Ostern? Ein Osterlamm! «Das ist das typische Gericht in Irland, welches jeweils nach der Ostermesse aufgetischt wird», so Alioth.

(Dieser Artikel erschien erstmals 2018. Er wurde leicht überarbeitet.)

Radio SRF 1, 28.3.24, 14 Uhr

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