In der Schweiz wurden in den letzten Jahrzehnten über 70 eigenständige Bahnen oder Teilstrecken stillgelegt. Meistens war das Personenaufkommen zu gering oder die Bahnen hätten für teures Geld saniert werden müssen. Geld, das gefehlt hat. Auf einzelnen dieser Bahnstrecken haben sich Wanderwege etabliert. Outdoor-Reporter Marcel Hähni weiss, welche vier «Bahnwanderwege» auf Ihre Bucketlist sollten.
1. Auf dem alten Bahndamm durchs Misox
Die Ferrovia Bellinzona–Mesocco (BM) war eine Pionierbahn: 1907 eröffnet, fuhr sie als erste Bahn der Schweiz mit 1500 Volt Gleichstrom. Nach der Einstellung des Personenverkehrs 1972 und dem schrittweisen Rückbau blieb ein Stück Bahngeschichte zurück – begehbar und eindrucksvoll.
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Bild 1 von 8. Still und verlassen. Der alte Bahnhof von Mesocco (GR) wird heute nicht mehr genutzt. Im hinteren Teil des Areals steht heute eine Busgarage. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 8. Das Bahngelände der damaligen Endstation Mesocco mit Stationsgebäude und Depotwerkstätte. Bildquelle: zVg J. Ehrbar.
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Bild 3 von 8. Der tiefe Einschnitt von Mesocco. Bildquelle: zVg J. Ehrbar.
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Bild 4 von 8. Weder Bahnübergang noch Schranke. Das Schild erinnert auf dem alten Bahntrasse an die Bahnvergangenheit im Misox zwischen Mesocco und Soazza. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 8. Gut erhalten und gut gepflegt. Der Wanderweg auf dem alten Trassee zwischen Mesocco und Soazza ist kinderwagentauglich und eignet sich auch für Familien. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 8. Heute führt ein wunderschöner Wanderweg auf dem ehemaligen Bahntrasse von Mesocco nach Soazza und über einige Umwege bis nach Bellinzona: durch Tunnel, über Viadukte und vorbei an alten Bahn-Stationen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni .
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Bild 7 von 8. Das Dörfchen Soazza wird heute mit dem Postauto angefahren und ist das Ziel der ersten, der schönsten Etappe der Wanderung auf dieser stillgelegten Linie. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 8 von 8. Das alte Bahnhofsgebäude von Soazza wurde in den letzten Jahren renoviert und ist heute ein Dorftreffpunkt. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
Heute führt ein wunderschöner Wanderweg auf dem ehemaligen Bahntrasse von Mesocco nach Soazza und über einige Umwege bis nach Bellinzona: durch Tunnel, über Viadukte und vorbei an alten Bahnstationen.
2. Die verschwundene Panoramabahn auf der Rigi
Um die Kurgäste bequem vom Rigi-Kaltbad ins Grand Hotel Scheidegg zu bringen, wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Rigi-Scheidegg Bahn (RSB) gebaut. Sie bot spektakuläre Ausblicke auf beide Talseiten. Mit dem Niedergang des Grandhotels durch die Wirtschaftskrise und den Ersten Weltkrieg verlor die Bahn ihre Existenzgrundlage. 1931 wurde der Betrieb eingestellt. Heute noch erhalten sind ein Tunnel, das Trasse und die filigrane Brücke von Unterstetten.
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Bild 1 von 8. Erinnerung an eine Epoche auf der Rigi. Die Dampfbahn, die Kurgäste von Rigi-Kaltbad nach Rigi-Scheidegg brachte, fuhr bis 1931. Zehn Jahre später wurde sie vollständig zurückgebaut. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 8. Das alte Bahntrasse ist praktisch noch vollständig erhalten und ist heute ein breiter Wanderweg, der kinderwagen- und rollstuhltauglich ist. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 3 von 8. Das «Filetstück» der Bahn und dem heutigen Wanderweg. Die Brücke bei Unterstetten. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 4 von 8. Einer der drei Panoramawagen wird heute als Ferienhäuschen genutzt. Er steht am Wegrand der alten Linie. Insgesamt waren es drei Wagen, die regelmässig auf der Strecke fuhren. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 8. Dieser Tunnel am Nordportal Richtung Scheidegg erinnert Wanderer an frühere Zeiten, als auf diesem Weg noch Züge verkehrten. Bildquelle: zVg J. Ehrbar.
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Bild 6 von 8. Licht am Ende des Tunnels, nicht für die Panoramabahn. Sie wurde 1931 eingestellt. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 7 von 8. Nebst den Tunneln erinnert auch diese Brücke an vergangene Zeiten. Bildquelle: zVg J. Ehrbar.
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Bild 8 von 8. Auf die Rigi führen heute verschiedene Zahnradbahnen und Luftseilbahnen. Von Goldau, Vitznau, Weggis oder Küssnacht am Rigi aus. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni .
Die Strecke Rigi Kaltbad – Rigi Scheidegg gehört heute zu den schönsten Panoramawanderungen der Schweiz. Viele Bahnfans trauern noch heute dieser exklusiven Dampfbahn nach.
3. Bahnwandern zwischen der Waadt und dem Kanton Freiburg
Die Strecke St-Légier – Châtel-St-Denis oberhalb von Vevey wurde 1904 eröffnet. Die Frequenzen blieben aber immer unter den Erwartungen. 1969 wurde der Betrieb eingestellt und durch Buslinien ersetzt. Was blieb, ist ein ruhiger Wanderweg auf dem alten Bahntrasse im Tal der Veveyse. Gleise gibt es keine mehr – doch die Strecke erzählt noch immer von der Vergangenheit. Besonders schön: die wohltuende Stille abseits jeglicher Siedlungen.
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Bild 1 von 6. Châtel-St-Denis liegt am südlichen Zipfel des Kantons Freiburg. Bis hier wurde die Bahnlinie zwischen 1904 und 1969 geführt. Heute fahren Busse hinunter Richtung Vevey. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 6. Bahnhof ohne Anschluss. Die Gleisanlagen sind schon lange weg. Im Bahnhof hat es aber immer noch ein Buffet und ein Kiosk. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 3 von 6. Gleise gibt es keine mehr – doch die Strecke erzählt noch immer von der Vergangenheit. Besonders schön: die wohltuende Stille abseits jeglicher Siedlungen. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 4 von 6. Diese Wanderung unbedingt von Châtel-St-Denis hinunter nach St-Légier machen. So hat man den Genfersee immer vor Augen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 6. Hingucker. Die alte Bahnbrücke, die heute von Autos und Lastwagen befahren wird. Zur Zeit der Bahn wurde die Brücke gemeinsam genutzt. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 6. Bleiben vielfach unentdeckt. Die Chaplin Hochhäuser in Vevey. Sie sind etwas oberhalb der Promenade, Richtung Autobahn zu finden. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
Diese Wanderung unbedingt von Châtel-St-Denis hinunter nach St-Légier machen. So hat man den Genfersee immer vor Augen. Ab der Haltestelle St-Légier mit der Bahn hinunter nach Vevey und sich auf die Suche nach den Chaplin Hochhäuser machen.
4. Mit dem Schienenvelo durchs Sensetal
Die Sensetalbahn (STB) verband ab 1904 Flamatt mit Gümmenen, um die Orte Neuenegg und Laupen ans Bahnnetz anzuschliessen. Während der Abschnitt bis Laupen gut genutzt wurde, führte die Weiterführung nach Gümmenen an keiner Ortschaft vorbei und hatte kaum Verkehr. 1993 wurde dieser Streckenabschnitt schliesslich eingestellt. Die stillgelegte Strecke wurde kurzzeitig von Museumszügen befahren, dann von Schienenvelos, die bis heute auf dem Abschnitt unterwegs sind.
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Bild 1 von 7. Wie im Norden oder Frankreich. Schienenvelo auf der alten Bahnlinie Laupen – Gümmenen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 7. In der Schweiz auch Fahrraddraisine genannt. Das Schienenvelo. Die Modelle in Laupen kommen aus Frankreich. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 3 von 7. Die Sensetalbahn (STB) verband ab 1904 Flamatt mit Gümmenen, um die Orte Neuenegg und Laupen ans Bahnnetz anzuschliessen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 4 von 7. Die Saane fliesst zwischen Laupen und dem Schiffenensee durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Der Abschnitt ist bekannt für seine Naturschutzgebiete und bietet Möglichkeiten für Wanderungen und Radtouren entlang des Flusses. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 7. Das Naturschutzgebiet Auried ist ein 15 ha grosses Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Eine der grössten Laubfroschpopulationen der Schweiz hat hier in der ehemaligen Kiesgrube sein Zuhause. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 7. Vor Gümmenen enden die Geleise im Nirgendwo. Bildquelle: zVg J. Ehrbar.
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Bild 7 von 7. Das Schloss Laupen thront über der Ortschaft. Als landschaftsbeherrschendes Wahrzeichen am Zusammenfluss von Sense und Saane. Die Wehranlage aus dem 12. Jahrhundert gilt als ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
Da auf dieser Strecke die Schienen durch die Schienenvelos noch benutzt werden, kann man auf diesem Trasse nicht wandern. In der Gegend lohnt sich jedoch ein Ausflug in das Naturschutzgebiet Auried. Hier wurde aus einer ehemaligen Kiesgrube über viele Jahre eine geschützte Auenlandschaft und ein Naturparadies geschaffen.