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Profi-Beachvolleyballspielerin Tanja Hüberli war «immer die Grösste»

Gesundheitliche Rückschläge machten sie stärker: Ein Porträt der Schweizer Beachvolleyball-Spielerin Tanja Hüberli, die 2024 in Paris Olympia-Bronze holte.

«Ich will immer alles geben – und wenn es am Schluss nicht aufgeht, dann ist es so.» Dieses Credo begleitet Tanja Hüberli ihr Leben lang. Denn ein geborenes Balltalent war die junge Tanja Hüberli nicht. Das sagt die 1,90 m grosse Profi-Beachvolleyballerin mit Olympia-Bronze zumindest über sich selbst.

Zwei Frauen mit Medaillen halten ein Schild mit der Aufschrift 'Hübelri-Brunner-Weg' vor einer Wand mit Bronze-Medaille.
Legende: Profi-Beachvolleyballspielerinnen Tanja Hüberli und ihre Partnerin Nina Burner in Paris an der Olympiade nach der Bronzemedaille im Jahr 2024. Tanja Hüberli

Als Hüberli vor 13 Jahren ins Schweizer Beachvolleyball-Nationalkader kam, konnte sie keinen Ball konstant geradeaus spielen, erzählt sie. Dann wurde die Schwyzerin immer besser.

Ich bin anders gewesen als alle anderen.
Autor: Tanja Hüberli Beachvolleyballerin

Olympia schien plötzlich nicht mehr unerreichbar: «Ich konnte mir damals niemals vorstellen, dass es je für eine Olympia-Medaille reichen würde.» Im Sommer 2024 war es dann aber so weit. Mit ihrer Partnerin Nina Brunner holte sie in Paris Bronze.

An die WM trotz lädiertem Sprunggelenk?

«Ich bin schon oft mit dem Fuss abgeknickt», sagt Tanja Hüberli. Doch am 7. August 2025 am Challenge-Turnier im österreichischen Baden war es anders: «Ich habe gemerkt, dass etwas wirklich gar nicht gut ist.» So war es dann leider auch. Ein Knorpelabriss, zwei gerissene Aussenbänder, sowie einen Teilriss des Innenbands mit einer darauffolgenden Operation.

Der Arzt verordnete ihr mindestens drei Monate Schonfrist. Hüberli erwiderte darauf: «In drei Monaten ist aber WM.» Darauf wurde auch der Arzt vom Ehrgeiz gepackt und eröffnete Hüberli, dass man es wohl probieren könne. Hüberli bleibt aber realistisch: «Wenn es geht, ist es super, wenn nicht, dann ist es auch keine Tragödie.»

Sport als Treiber für mehr Selbstbewusstsein

In jungen Jahren geht die Ballsportlerin oft gebückt. Nicht, weil sie ein körperliches Leiden hat. Sie will nicht stören. Nicht auffallen. Ein Attribut, dass sie in kleinen Teilen auch ins Erwachsenenalter mitgenommen hat. Manchmal nimmt die Sportlerin nach eigenen Aussagen heute noch eine etwas gebückte Haltung ein.

Frau springt nach Volleyball auf Sandplatz.
Legende: Tanja Hüberli am entscheidenden Spiel im August 2024 in Paris, wo sie Olympia-Bronze holte. Keystone / AP / ROBERT F. BUKATY

«Ich war immer anders als die anderen», sagt die Olympionikin. Damit meint sie ihre Körpergrösse. Was der 1.90 Meter grossen Sportlerin im Beachvolleyball nützlich ist, war im Kindesalter nicht immer ein Segen. Speziell als Mädchen war Tanja Hüberli mit dieser Grösse schon früh «anders» als die anderen. Gemeinheiten von anderen Kindern waren keine Seltenheit. «Das war sehr lange ziemlich brutal», sagt sie.

Erwachsener und Kind beim Kochen im Freien mit Campingausrüstung.
Legende: Zuhause in den Bergen und in der Natur mit der Familie: Hier fühlte sich Hüberli schon von Kindesbeinen an am wohlsten. Tanja Hüberli

Heute ist das anders. Im Sport fällt sie aufgrund ihrer Grösse kaum auf. Bei den Frauen sei sie im Durchschnitt, die Männer sind in der Regel noch grösser.

Der Sport gab ihr ein neues Selbstbewusstsein. «Das ist meine Stärke, und das bin ich.» Sie habe daraus etwas gemacht.

Einschneidender Moment: Lungen voller Wasser

Es begann 2019 mit Schmerzen im Knie, dann bekam sie nur schwer Luft und das Herz hatte einen «Aussetzer». Bei der Computertomografie merkten die Ärzte: Es ist «5 vor 12». Die Lungen waren voll mit Wasser. Die Diagnose: Eine Lungenembolie.

In der Nacht vor dem Eingriff lag Hüberli im Bett und dachte: «Gibt es irgendjemanden, dem ich noch etwas sagen möchte?» Sie realisierte in diesem Moment, dass es «plötzlich schnell gehen kann».

Das war für die Sportlerin ein einschneidender Moment. Daraus entwickelte Hüberli nach eigenen Aussagen mehr Demut. «Ich war bis zu diesem Punkt immer streng mit mir selber», betont sie. Wenn sie krank wurde, sagte sie sich selber: «Du darfst jetzt nicht krank sein.»

Ihr wurde bewusst, was wichtig ist im Leben. Persönliche Erlebnisse, die Momente als Familie, das alles sei viel wichtiger als alles andere. Das habe die Sportlerin auch als Person weitergebracht – auch wenn sie so etwas nicht noch einmal erleben wolle.

Radio SRF 1, Persönlich, 21.9.2025, 10.00 Uhr

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