In der Schweiz gibt es knapp 1600 Alters- und Pflegeheime, welche rund 90‘000 Betagte betreuen. Immer wieder gelangen Angehörige oder Pflegerinnen an die Öffentlichkeit und prangern Missstände an.
Ihr Vorwurf: Seit der Einführung der neuen Pflegefinanzierung im Jahr 2011 müssten Heime Kosten sparen – bei der Pflege aber vor allem auch bei der Betreuung. Und es mangle an Personal.
Die Folge: Betagte würden mit Medikamenten ruhig gestellt, im Extremfall gar ans Bett oder an einen Stuhl gefesselt. Von Misshandlungen und unhaltbaren Zuständen ist die Rede.
Private drängen ins Pflegegeschäft
Dies mutet seltsam an, wenn man bedenkt, dass ein Pflegeplatz im Monat zwischen 5000 und 12‘000 Franken kostet. Ein lukratives Geschäft? Fakt ist: Immer mehr private Institutionen drängen in den Markt. Problematisch sei dies dann, wenn der Gewinn als Rendite ausbezahlt werden müsse. Besser wäre, diesen ins Personal zu reinvestieren, sagen Experten. Im Vordergrund stünde in solchen Heimen dann nicht mehr der Mensch, sondern der Profit.
Kommt hinzu, dass die neue Pflegefinanzierung fragwürdige Anreize setzt. Statt die Betagten zu betreuen, können Pflegerinnen in gewissen Heimen nur noch krankenkassenpflichtige Leistungen vornehmen. Wie viel Zeit sie dafür brauchen, ist ebenfalls vorgegeben. So wird die Pflege zur Fliessbandarbeit. Für viele Experten ein Grund zur Sorge.
Die Gäste in der Sendung sind:
- Albert Wettstein, Dr. med, Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (uba)
- Daniel Höchli, Direktor Curaviva Schweiz
- Jürgen Spies, Heimleiter Zentrum Sonne in Elsau (ZH)
Online-Diskussion
Wird auf dem Buckel der Betagten Profit gemacht? Immer weniger Zeit und Pflege für immer mehr Geld? Hier geht es zur Online-Diskussion.