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Islamisten – wie der Radikalisierung die Stirn bieten?
Aus Forum vom 12.11.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 56 Minuten 38 Sekunden.
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Die Diskussion Islamisten – wie der Radikalisierung begegnen?

Der brutale Mord an einem Lehrer in Frankreich. Die Attentate in Nizza, Wien und Dresden. Die Anschläge innert kurzer Zeit haben die Debatte um radikale Islamisten erneut intensiviert.

Wie kann der Radikalisierung die Stirn geboten werden? Was sind die Gründe für Radikalisierung? Was trägt zu einer sinnvollen Debatte bei?

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Vorhersehbare Reaktionen

Nach einem Attentat tönt es meist ähnlich. Linke Stimmen werden kritisiert, die Anschläge zu zögerlich zu verurteilen. Das bürgerliche Spektrum fordert ein hartes Durchgreifen und Überwachung. Muslimische Verbände werden aufgefordert, sich klar zu distanzieren. Auch in der Schweiz.

Muslime in der Pflicht?

Jasmin El Sonbati ist gläubige Muslimin und verbrachte ihre Kindheit in Kairo. Seit 1971 lebt Jasmin El Sonbati in Basel. Die Aktivistin für einen offenen Islam arbeitet als Gymnasiallehrerin und ist Mitglied des Expertenpools, der vom Bundesrat damit beauftragt wurde, Massnahmen zu erarbeiten um den gewaltbereiten religiösen Extremismus zu bekämpfen.

Sie sagt, Muslime in der Schweiz müssten vermehrt ihre Stimme erheben. Das Problem des radikalen Islam müsse benannt werden. Das sei nicht einfach. Aber «am Ende des Tages haben die Anschläge etwas mit dem Islam zu tun». Die Gründe für die Radikalisierung seien vielfältig. «Es ist ein Mix verschiedener Elemente».

Die Fronten scheinen verhärtet

Auch Amir Dziri beschäftigt den religiösen Extremismus. Der Deutsche mit tunesischen Wurzeln leitet das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft an der Universität Fribourg. Er ist Professor für islamische Studien und hofft auf eine gesellschaftliche Debatte ohne «kulturkämpferische Töne». Aber auch er ist der Meinung, die Muslime müssten sich kritisch mit ihren Traditionen auseinandersetzen.

Sozialarbeit in der Moschee

Pascal Gemperli ist mit 27 Jahren zum Islam übergetreten. Der Konvertit lebt in der Westschweiz. Er ist Generalsekretär des Waadtländer Muslimverband (UVAM). Dieser erhält seit diesem Jahr Unterstützung des Bundesamts für Polizei. Das Projekt: Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus von Muslimen aus dem Innern der islamischen Gemeinschaft selbst anzugehen. Jugendliche werden begleitet, wenn sie in der Gemeinde auffallen. Pascal Gemperle sagt: «Extremisten predigen Hass und Gewalt. Wir müssen das Gegenteil fördern.»

Nur 10 Prozent praktizierende Muslime

Der muslimische Anteil der Schweizer Bevölkerung beträgt laut Bundesamt für Statistik ungefähr 5,1 Prozent, das sind heute etwa 450'000 Menschen. Nur knapp jede zehnte Person erklärt, regelmässig zu beten, die Moschee zu besuchen und ihr Leben nach religiösen Grundsätzen zu gestalten. Dieser geringe Prozentsatz entspricht dem Religionsverhalten einer Mehrheit der Schweizer Bevölkerung.

Gäste in der Sendung «Forum»

  • Jasmin El Sonbati, Gymnasiallehrerin, Aktivistin für einen offenen Islam, Autorin der Bücher «Gehört der Islam zur Schweiz?» und «Moscheen ohne Minarett».
  • Amir Dziri, Professor für islamische Studien und Leiter des Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft an der Universität Fribourg.
  • Pascal Gemperli, Generalsekretär des Waadtländer Muslimverband und in der Gewaltprävention tätig. Er begleitet Jugendliche, die auffällig werden.

Radio SRF 1, Forumsteaser, Mittwoch 11. November, 12:15 Uhr

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