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Outdoor-Reporter: Drei Pässe an einem Tag mit dem Rennvelo
Aus Treffpunkt vom 01.07.2021. Bild: SRF/ Marcel Hähni
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Bucketlist Veloland Schweiz Die perfekte Route für jeden Velotyp

Mountainbike, E-Bike, Rennrad, Familienausflug oder Gravelbike: SRF 1-Outdoor-Reporter Marcel Hähni präsentiert seine Lieblingsrouten.

Die Favoriten von Outdoor-Reporter Marcel Hähni

Marcel Hähni

Marcel Hähni

SRF 1 – Outdoor-Reporter

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Marcel Hähni, Jahrgang 70, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wanderleiter. Regelmässig berichtet er auf srf1.ch und am Radio über seine neusten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt. Im Sommer 2021 tritt er für Radio SRF 1 in die Pedalen. Mit den unterschiedlichsten Velotypen, mal mit und mal ohne Strom, entdeckt und präsentiert er seine liebsten Velorouten durch die Schweiz.

1. Mit dem Mountainbike quer über die Alpen

Sie wollen Berge und Bike? Sie sind fit für rund 24'000 Höhenmeter und knapp 700 Kilometer? Dann ist die alpine Bike-Route 1 die richtige Tour für Sie. Selbstverständlich kann man auch nur einzelne Etappen der spektakulären Alpendurchquerung in Angriff nehmen.

Die Tour vom Unterengadin bis zu den Waadtländer Alpen ist ein stetiges Auf und Ab. Hier reiht sich Gebirgskette an Gebirgskette. Die Tour verläuft auf alten Römerwegen, auf Waldstrassen durch den Nationalpark oder vorbei am Jungfraumassiv. Die Konstante auf der Tour: Einzigartige Panoramen mit schneebedeckten Viertausendern, Bergbächen und Bergdörfern.

Dankend wärmen wir uns auf der Passhöhe im Refugio bei einem Grappa auf.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 – Outdoor-Reporter

Die Tour führt die Mountainbikerin mehrmals über 2000 Meter Höhe. Da kann auch im August jederzeit noch Schnee liegen oder neuer Schnee dazu kommen. Schneeschmelze oder Regen können Waldwege über Nacht in Schlammgruben verwandeln. Scheint hingegen die Sonne, laden kleine Bergseen immer wieder zu einem erfrischenden Bad ein.

Kühe auf dem Bikeweg

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Legende: SRF/ Marcel Hähni

Mein Tipp:

  • Langsam vorbeifahren.
  • Mutterkuhherde unbedingt weitläufig umfahren.
  • Ist ein Herdenschutzhund vor Ort: Absteigen, Sonnenbrille und evtl. Helm abziehen, damit der Hund mich als Mensch erkennt.
  • Absperrungen bei den Weiden nach dem öffnen auch wieder schliessen.

2. Mit dem E-Bike genüsslich auf der Herzroute

Sie mögen es gemütlich? Wollen aber keine Abstriche bei Weg und Natur? Dann sind die einzelnen Etappen der Herzroute die richtige Wahl. Die Strecken führen auf verkehrsarmen Wegen durch die verschiedenen Regionen der Schweiz. Vom Bodensee bis zum Genfersee.

Die Route 99 im Schweizer Velonetz spricht ein genussorientiertes Velo-Publikum an, dass mehrheitlich auf dem E-Bike unterwegs ist. Durch die Zusammenarbeit mit den Tourismusanbietern ist es unterwegs immer wieder möglich den Akku aufzuladen. Da man sein E-Bike an den Etappenzielen mieten und wieder abgeben kann, braucht man nicht einmal sein eigenes Velo dabei zu haben.

Ich könnte tagelang im Emmental herumkurven und in Gartenbeizen unter den Linden 'Hamme u Herdöpfelsalat' zum Zmittag essen.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 – Outdoor-Reporter

Die zwei Etappen von Burgdorf über Langnau bis nach Thun sind ein Erlebnis, sowohl was die Natur als auch was die Topografie angeht. Trotz E-Bike würde ich die Strecke nicht an einem Tag machen. Nicht wegen der Batterieleistung, sondern wegen der Landschaft. Hügelige Landschaften, riesige Bauernhäuser und gemütliche Kuhherden begleiten die Aktiven, bis man oberhalb des Thunersees durch voralpines Gelände fährt. Nehmen Sie sich Zeit öfters an- und innezuhalten.

Unfallfrei mit dem E-Bike unterwegs

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Legende: SRF / Marcel Hähni

Mein Tipp:

  • Vor der ersten Fahrt mit einem E-Bike einen Fahrkurs absolvieren.
  • Bei längeren Fahrten Akku vollständig aufladen.
  • Im Frühling Verbindungen der Kabel prüfen (lassen).
  • Ein E-Bike hat mehr Gewicht und ist daher auch schwerer zu steuern.
  • Ein E-Bike hat auch einen längeren Bremsweg.

3. Mit der ganzen Familie die Töss erkunden

Mit Kind und Kegel eine Velotour machen? Fahren Sie ins Tösstal! Es liegt im Zürcher Oberland und eignet sich bestens für Familienausflüge. Dank der Bahnlinie Bauma-Winterthur ist es immer wieder möglich die Tour abzukürzen.

Der Veloweg Nummer 53 führt entlang der Töss von Bauma über Wila, Turbenthal, Rikon nach Sennhof-Kyburg. Die Strecke ist schön flach, zeitweise sogar mit leichtem Gefälle. Von der Bahnstation Sennhof-Kyburg aus gelangt man über einen kurzen, aber steilen Aufstieg ins Dörfchen Kyburg mit seiner alten Ritterburg.

Wer es ruhiger und gemütlicher mag fährt zur Tössscheidi.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 – Outdoor-Reporter

Wer es bei sommerlicher Hitze kühler und ruhiger mag, fährt entlang der jungen Töss flussaufwärts. Vom Bahnhof Steg gehts Richtung Freibad und dann zum Weiler Ohrüti. Der Weg führt zuerst über Asphalt und dann über einen gut befahrbaren Feldweg bis zur Tössscheidi. Ein lauschiger Ort, an dem Vorder- und Hintertöss zusammenfliessen.

Auch an die Pausen denken

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Legende: Colourbox

Mein Tipp:

  • Kinder können schnell müde werden. An Abkürzung und Zugverbindungen denken.
  • Kinder können schnell Hunger und Durst bekommen: An die Pause denken und immer ein Picknick dabei haben.
  • Eine Reiseapotheke gehört beim Familienausflug ebenfalls dazu. Ein Helm natürlich auch, auch ohne Familie.

4. Drei Pässe an einem Tag – wie die Profis

Drei auf einen Streich! Wir machen das in der Ostschweiz und verkünden stolz: Drei Pässe an einen Tag! Der Ricken, der Hemberg und die Schwägalp machen uns zum Bergfloh, auch als Hobbyfahrerinnen.

Der Trick: Mit den beiden eher kurzen, humanen Steigungen am Ricken und am Hemberg sind wir auf den happigen Aufstieg zur Schwägalp bestens vorbereitet. Die rund 80 Kilometer lange Rennvelotour bietet uns einen eindrücklichen Einblick in die Ostschweizer Voralpenlandschaft. Der Köbelisberg bei Wattwil, die Churfirsten im Toggenburg und die Hügel um Urnäsch, im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Sie und das ganze Säntismassiv befinden sich fast immer über unserem Lenker.

Wir fahren auf der alten Passstrasse. So haben wir trotz Motorradfahrern, die auf die Schwägalp hochjagen, unsere Ruhe.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 – Outdoor-Reporter

Nach der Schwägalp lassen wir uns durchs Toggenburg ziehen. Zuvorderst fährt der Freund, der noch am meisten Reserven hat. Wir anderen sparen unsere Restenergie bis Wattwil. Dann greifen wir zum Plausch nochmals an. Es folgt der Schlussaufstieg auf den Ricken. Taktik ist im Radsport schliesslich das A und O.

Achtung bei Regen, Nässe und Kälte

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Legende: SRF/ Marcel Hähni

Mein Tipp:

  • Bei Regen das Tempo stark reduzieren.
  • Fehlt eine Regenjacke, so helfen auch Zeitungen unter dem Velo-Shirt, um sich zu wärmen.
  • An den Händen und Schuhen kann man Robidog-Säcklein überstreifen. Sie helfen gegen die Nässe und die Kälte.

5. Gravel Bike: Das Radquer-Feeling des 21. Jahrhunderts?

Erinnern Sie sich noch an die Blütezeit des Radquers in den 1970er und 1980er Jahren? Sie liebten oder lieben diesen Sport? Dann bin ich ehrlich mit Ihnen. Steigen Sie nicht auf ein Gravelbike um. Sie wären enttäuscht. Ich, als grosser Radquerfan, habe es aus «Gwunder» auprobiert. Auf der Wiese, im Wald und am Berg – und komme zum Schluss: Das Gravelbike, mit seinen breiten Reifen, ist heute vor allem bei den Städtern beliebt, die mit ihrem Velo auf dem Kiesweg zur Badi fahren.

Das Gravelbike kommt nicht aus der Werkstatt der besten Radquerfahrer, sondern aus den USA. Der Rahmen und die Lenkung ist weniger sportlich als beim Radquervelo. Es soll dem Velofan und der Rennvelofahrerin die Möglichkeit bieten, sowohl in urbanem, als auch unbefestigtem Gelände unterwegs zu sein. Die Ähnlichkeit mit dem europäischen Radquervelo aber, kommt dem Marketing sehr gelegen.

Eine Runde mit dem Gravelbike gehört zu den härtesten Erlebnissen, die ich je auf einem Velo hatte.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 – Outdoor-Reporter

Das Gravelbike macht uns also nicht zum Radquerfahrer. Aber als Tourenvelo, auf befestigten Strassen, zum Beispiel in den Tessiner Bergen, eignet es sich optimal. Ich und mein Gravelbike waren ein tolles Paar. Und auf dem Weg Richtung Monte Bar, oberhalb von Tesserete, habe ich zudem noch die Gebirgsformationen, der Denti della Vecchia entdeckt, die den Dolomiten sehr ähnlich sind. Die Tour hat sich definitiv gelohnt. Aber das nächste mal fahre ich lieber wieder mit meinem vollgefederten Mountainbike. Wie alle anderen hier auch.

Radio SRF 1 Treffpunkt, 10. Juni 2021, 10.03 Uhr

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