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Ratgeber Garten Permakultur im Garten: nachhaltig pflanzen, ernten und schützen

Der Begriff «Permakultur» setzt sich aus «permanent» und «agriculture» zusammen. Er steht für eine dauerhafte, nachhaltige Bewirtschaftung von Gartenflächen. Ziel ist es, mit möglichst wenig externem Input wie Dünger oder Wasser ein stabiles Ökosystem zu schaffen, das Mensch und Natur gleichermassen dient.

Permakultur folgt drei ethischen Leitlinien: Sorge für die Erde, Sorge für den Menschen und achtsames Handeln. Der Garten wird dabei nicht nur als Nutzfläche, sondern auch als Lebensraum für Tiere und als Teil der natürlichen Umgebung verstanden. Diese fünf Inspirationen zeigen, wie man mit einfachen Mitteln nachhaltig gärtnert.

Pflanzengemeinschaft schützt einander

Ein Obstbaum allein ist schön – aber in der Permakultur wird er Teil einer vielfältigen Pflanzengemeinschaft. Zum Beispiel: Ein Quittenbaum der Sorte «Cydora Robusta» wird im Spätherbst gepflanzt, begleitet von Johannisbeersträuchern, Meerrettich, Waldmeister, Duftveilchen und Osterglocken. Letztere sind nicht essbar, aber sie halten Wühlmäuse fern. So entsteht ein Garten, der nicht nur Früchte liefert, sondern auch Schädlinge natürlich abwehrt.

Bodenfruchtbarkeit fördern – mit Laub mulchen

In der Permakultur bleibt der Boden nie unbedeckt. Pflanzen oder Mulch schützen ihn vor Austrocknung und Kälte. Besonders geeignet ist Herbstlaub – aber nicht jedes! Blätter von Obstbäumen, Hasel oder Linde sind ideal. Eichen- oder Nusslaub sollte kompostiert werden, da sie Gerbsäure enthalten. So entsteht Humus, der Wasser und Nährstoffe speichert – Bodenfruchtbarkeit pur.

Schnittgut verwerten – Hügelbeet bauen

Permakultur vermeidet Abfall. Statt Schnittgut zu entsorgen, kann daraus ein Hügelbeet entstehen. Es besteht aus Ästen, Laub, Kompost und Erde und bietet viele Vorteile: bessere Wärme, höhere Fruchtbarkeit und mehr Ertrag.

Anleitung Hügelbeet

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Das Hügelbeet benötigt einen sonnigen Standort und wird in Nord-Süd-Richtung angelegt, damit das Gemüse allseitig besonnt wird.

  • Im Verlauf des Herbstes Schnittgut (Äste & Zweige), Laub, grobe Komposterde bereitstellen.
  • Grundform des Hügelbeetes mit Pföstchen markieren: Breite 150 – max. 180 cm, Länge variabel.
  • Erde 25 cm tief ausheben, Grasmutten & Erde separat deponieren.
  • Grobe Äste in die Mitte ca. 40 - 50 cm hoch zu einem Walm schichten, rundum ca. 50 cm frei lassen.
  • Grasmutten umgekehrt darauflegen, danach 25 cm nasses Laub schichten, dann 15 cm grobe Komposterde und zuletzt Erde mit feinem Reifkompost darauf verteilen.

Material beginnt zu verrotten und produziert im Frühling Wärme. Keine weitere Düngung nötig.

  • Im ersten Jahr ideal für Starkzehrer: Zucchini, Kürbis, Kohl, Tomaten, Chilis.
  • Im zweiten Jahr nochmals Kohlgewächse, gemischt mit Zucchini und Mittelzehrern wie Rande, Fenchel, Kohlrabi, Knobli, Erdbeeren.
  • Im dritten Jahr Pastinaken, Mangold, Rüebli, Zwiebeln.
  • Ab dem vierten Jahr Schwachzehrer wie Salate, Bohnen, Erbsen, Kefen, Radiesli, Kresse anbauen.

Das Hügelbeet hält 5 - 7 Jahre. Ab dem fünften Jahr evtl. reife Komposterde darüber streuen.

Der Aufbau ist zwar arbeitsintensiv, aber alle Materialien stammen aus dem eigenen Garten – ein geschlossener Kreislauf ganz im Sinne der Permakultur.

Wasser sparen – Windschutzhecke pflanzen

Eine Hecke im Nordosten des Gartens schützt vor dem trockenen Biswind, der Pflanzen und Boden austrocknet. In der Permakultur erfüllt eine Hecke mehrere Funktionen: Windschutz, Lebensraum, Wildfrüchte, Schnittgut.

Tipps für die Windschutzhecke

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  • Durch eine im Nordosten stehende Hecke wird der Biswind abgebremst.
  • Eine halbrund geführte Hecke Bremst auch kalte Nord und Nordwestwinde ab und schafft im Innern eine warme, geschützte Zone.
  • Wildfruchtpflanzen garantieren eine vielfältige Ernte (z.B. Kornelkirsche, Hasel, Weissdorn, Schlehe, Mispel)
  • Zweige und Äste liefern Schnitzel für Wege, Futter für Tiere, Schnittgut für Hügelbeet.
  • Das Laub dient als winterliche Abdeckung der Gartenbeete.
  • Nistende Vögel sorgen für eine Dezimierung schädlicher Insekten.

Besonders effektiv ist eine gemischte Hecke aus hohen und niedrigen Sträuchern, ergänzt mit einem kleinen Baum wie dem Wildapfel.

Artenvielfalt fördern – Nützlinge statt Pestizide

Statt Schädlinge zu bekämpfen, setzt die Permakultur auf ihre natürlichen Gegenspieler: Marienkäfer, Florfliegen und Schwebfliegen fressen Blattläuse. Das Grüne Heupferd vertilgt sogar eingeschleppte Wanzenarten. Mit Sträuchern wie Weissdorn und Blütenstauden wie Dost oder Wildem Rüebli lassen sich diese Nützlinge gezielt in den Garten locken.

Literaturtipps

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  • Zum Einsteigen: Christoph Bachmann/Eva Bührer/Kurt Forster: Permakultur, Grundlagen und Praxisbeispiele für nachhaltiges Gärtnern, Haupt Verlag
  • Für Fortgeschrittene: Jessi Bloom/Dave Boehnlein: Praxisbuch Permakultur, das umfassende Handbuch für nachhaltiges Gärtnern, Haupt Verlag
  • Etwas Spezielles: Volker Kranz/Frederik Deemter: Praxisbuch Waldgarten, natürlicher Anbau mit Permakultur, Haupt Verlag

Radio SRF 1, Ratgeber, Montag, 3.11.25, 11.15 Uhr ; 

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