Die nächste Herausforderung wartet am Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich auf Catherine Debrunner. Sie geht mit einem guten Gefühl und viel Freude an den Start. Sie habe sich dafür eingesetzt, dass den Zuschauern im Letzigrund ihr Sport so gezeigt werde, wie er effektiv sei.
Für uns Parathleten ist es nicht normal, so viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu haben.
Bis jetzt hätten sich die Parathleten in einer Disziplin präsentieren können, die es gar nicht gibt. Zum ersten Mal wird sie am Weltklasse Zürich ein reguläres Rennen über 1500 Meter fahren. Ein Rennen mit 25'000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
«Wenn man ins Rennfieber kommt, dann merkt man, wie toll es ist», sagt Debrunner. Einerseits an seine eigenen Grenzen zu kommen, das zu spüren und auszuloten. Andererseits seien es auch die Emotionen, die man im Sport erlebt. Das können positive und negative sein. Beides sei wichtig.
Erste Parathletin im Militär
Im Jahr 2022 war Catherine Debrunner auf Instagram plötzlich in Militäruniform zu sehen. Erst seit zwei Jahren stehe die Spitzensportler-RS in Magglingen auch Parathleten offen. Für sie sei es Chance und Ehre zugleich gewesen, als erste Frau im Rollstuhl, von diesem Angebot profitieren zu können.
Auch wenn der Anfang nicht einfach gewesen sei – durch den Kontakt mit olympischen Athleten habe sie ihr Netzwerk erweitern können. Hinzu käme der finanzielle Aspekt. Sie wird vom Militär monetär unterstützt. Debrunner sieht die Spitzensportler-RS und die Zeit im Tarnanzug als gratis Weiterbildung bezüglich Ernährung und mentalem Training.
Es sieht so aus, als läuft für Debrunner alles rund. «Aber das war nicht immer so», sagt die gebürtige Thurgauerin. Das Teenageralter sei das schwierigste gewesen. Da hätte sie am meisten gespürt, dass sie anders sei als andere Jugendliche. Geblieben seien die Blasenprobleme, mit denen sie als Querschnittgelähmte immer wieder zu kämpfen habe.
Meine Beine sind nicht gemacht zum Laufen.
Auf die Frage, ob sie schon mal davon träumt, gehen zu können, antwortet die 28-Jährige sportlich. Mit den jetzigen Voraussetzungen möchte sie gar nicht laufen können, das würde schrecklich aussehen. Lieber komme sie in einem nächsten Leben gesund auf die Welt. Wie es jedoch wäre, die Beine zu spüren, das wüsste sie schon gerne. Wie das ist, sei ihr fremd.
Im Rollstuhl an die Weltspitze
In der Leichtathletik der Behindertenspitzensportlerinnen ist sie die schnellste Frau der Welt. Dafür arbeitet sie hart und trainiert in der Schweiz und im holländischen Leistungssportzentrum in Papendal. Ihr sei es wichtig, auch direktes Feedback von ihrem Coach Arno Mul zu erhalten. Deshalb verbringt sie insgesamt drei bis vier Monate im Jahr in Holland.
Die Reisen zum Training und zu Wettkämpfen müssen gut vorausgeplant sein. Dabei bleiben gewisse Wünsche auch unerfüllt. Als Südamerika-Fan würde sie gerne auf den Machu Picchu. «Geht nicht, höchstens mit einem Esel, der mich auf den Gipfel trägt», erklärt Debrunner. Sie bezeichnet sich als Bewegungsmensch, und als das würde sie gerne unkompliziert in den Bergen laufen gehen oder auf dem Meer surfen aber schon der Sand am Strand sei als Rollstuhlfahrerin ein Problem.
Ich würde gerne spontaner durchs Leben gehen können.
Trotz gewissen Einschränkungen – der sportliche Erfolg von Catherine Debrunner in den letzten zwei Jahren ist beachtlich. Sie hat einen Weltrekord nach dem anderen gebrochen und viele Medaillen abgestaubt.
Spannend sei gewesen, wie schnell das Umfeld den Erfolg erwarte. Gibt es überhaupt noch Ziele für die erfolgsverwöhnte Sportlerin? «Auf jeden Fall», meint die Spitzenathletin. Der Marathon sei für sie noch frisch. Aber auch in dieser Disziplin will sie es wissen und fährt vier davon im Herbst. Auch dort gibt es auch noch Rekorde zum Knacken.