In San Bernardino Dorf sind Sie möglicherweise noch nie ausgestiegen. Auf dem Weg ins Tessin durchgefahren, sind Sie wahrscheinlich schon des Öfteren. Vom Dorfplatz von San Bernardino startet die Passwanderung – der Wandertipp für den Monat August von SRF-1-Outdoor-Reporter Marcel Hähni.
Marcel Hähni
SRF-1-Outdoor-Reporter
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Marcel Hähni, Jahrgang 1970, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wanderleiter. Regelmässig berichtet er auf der News App, srf1.ch und im Radio über seine neusten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt.
Hier, in San Bernardino Dorf beginnt die Wanderung und meine Einsicht, was man nicht gesehen hat, sollte man nicht bewerten. Am Südportal des Strassentunnels hinter der A13 versteckt sich ein kleines, hübsches Bergdorf. Kaum verlasse ich das Postauto, ertönt ein herzliches «Buongiorno» aus dem Kiosk an der Ecke. Es ist unüberhörbar – im Dorf wird Italienisch gesprochen.
Und ich stehe tatsächlich hier – auf dem Dorfplatz von San Bernardino.
Die Fahrzeuge verschwinden hinter dem Dorf in den 6.6 Kilometer langen Tunnel oder verlieren sich in den Kurven der Passstrasse. Und ich stehe tatsächlich hier – auf dem Dorfplatz von San Bernardino. Der Wanderweg führt einem rasch in eine hoch gelegene, mystische Moorlandschaft mit spiegelnden Wasserpfützen und von Gletscher geschliffenen Felsbrocken.
Kurz vor dem San-Bernardino-Pass auf 2066 M.ü.M. rückt der malerische Lago Moesola ins Blickfeld. Hier verläuft eine europäische Wasserscheide, von der Wasser in verschiedene Himmelsrichtungen abfliesst. Auch die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Italienisch liegt hier.
Die alte Walserroute am San Bernardino
Auf dem Weg Richtung Hinterrhein passiere ich knapp eine Stunde vor dem Ziel eine Ziegenherde, die vergnügt am Wegrand Kräuter frisst. Etwas oberhalb sitzt ein Mann mit Regenmantel, Hut, Stiefeln und einem Buch in der Hand. Es ist, wie ich später im Dorf erfahre, der Hirte.
In Hinterrhein werden noch heute um acht Uhr morgens die Ziegen auf dem Dorfplatz gesammelt. Die Herde läuft dann mit dem Hirten hinauf Richtung San-Bernardino-Pass. Pünktlich am Abend um sechs Uhr treffen die Ziegen und der Hirte wieder auf dem Dorfplatz ein.
Ziegen fressen pro Tag bis zu drei Kilo Gras und Kräuter, wandern mehrere Kilometer durch den Tag und sie mögen die Stille und die Ruhe. Wandern könnte auch ich locker stundenlang. Aber einfach über Stunden still sein? Ich glaube, da würde ich in der Rolle als «Geissenpeter» kläglich scheitern.
Pass-Wanderung am San Bernardino
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Die Wanderung von San Bernardino nach Hinterrhein gehört offiziell zur ersten Etappe des Walserwegs Graubünden. San Bernardino ist von Chur oder Bellinzona her mit dem Postauto erschlossen. Von Hinterrhein aus fährt das Postauto nach Thusis und von dort nimmt man die RHB bis nach Chur. Auf Voranmeldung fährt auch ein Publicar.
Die rund elf Kilometer lange Wanderung führt über 3.5 Stunden auf gut begehbaren Wanderwegen von San Bernardino nach Hinterrhein. In Hinterrhein besteht die Möglichkeit, bei
privaten Anbietern
zu übernachten. Im
Bachhuus
kann man sich auf Voranmeldung kulinarisch verwöhnen lassen. Ansonsten gibt es in Hinterrhein keine Einkehrmöglichkeiten.
Das
San Bernardino Hospiz
liegt auf 2066 M.ü.M. Hier befindet sich ein bedientes Rasthaus. Achtung: Auf dieser Höhe kann es auch im August schon oder wieder Schnee geben.
Noch ein kleiner Tipp. Bevor man vor der Passhöhe zum Abstieg nach Hinterrhein abzweigen kann, sollte man unbedingt noch einen Abstecher zu den «Steinmandli» auf der Passhöhe machen. Hier türmen sich hunderte von «Steinmandli», die immer wieder in den schneefreien Monaten von Touristen und Wanderern neu aufgehäuft werden.
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