In der Schweiz ist Wein immer noch beliebt – auch wenn die pro Kopf-Konsumzahlen leicht zurückgegangen sind. Aber: Nur 2 Prozent des hierzulande produzierten Weins wird ins Ausland exportiert.
Jasmin Schmid ist Exportleiterin von Swiss Wine und verrät vor der Weinlese, wie man dem Ausland den Schweizer Wein schmackhaft machen will.
SRF: Warum ist Schweizer Wein kein Exportschlager?
Jasmin Schmid: Der meiste Schweizer Wein wird auch in der Schweiz verkauft. Mit der Produktion in der Schweiz können wir die Nachfrage im eigenen Land jedoch nicht decken. Die Schweizerinnen und Schweizer trinken sehr gern.
Wir stehen weltweit an vierter Stelle beim Weinkonsum pro Kopf. Weil wir also in der Schweiz eine sehr hohe Nachfrage haben, die wir nicht decken können, müssen wir auch nicht unbedingt exportieren.
Könnte sich daran etwas ändern?
Für uns ist es auf jeden Fall ein Ziel, mehr zu exportieren. Es wäre wichtig für das Image des Schweizer Weins im Inland, dass wir auch im Ausland bekannt sind und als «Wein-Land» wahrgenommen werden. Der generelle Trend begünstigt dieses Vorhaben: Die Menschen wollen tendenziell frische und leichte Weine mit einer guten Säure. Der Schweizer Wein erfüllt dies.
Ist denn der Schweizer Wein im Ausland gefragt?
Gewisse ausländische Märkte kennen unseren Wein. So zum Beispiel unsere Nachbarländer Deutschland und Frankreich. Frankreich ist unser zweitgrösster Exportmarkt (ca. 50'000 Flaschen). Wir haben dort eine gewisse Bekanntheit – in einem Nischenmarkt.
Im Inland ist speziell der Konsum von Schweizer Wein zurückgegangen. Ist es für Sie ein Muss, stärker auf das Ausland zu setzen?
Durch diesen Rückgang zeigen viele Produzenten Interesse am Export. Der Export ist aber keine Lösung für Produkte, die sich in der Schweiz nicht verkaufen lassen.
Man muss Top-Produkte verkaufen. Es ist eine lange und mehrjährige Arbeit, bis man sich etabliert hat. Das hat viel mit Kontakten zu tun und als Produzent muss man investieren, um in diesem Bereich erfolgreich zu werden.
Wie kann man im Ausland preislich bestehen?
Sehr gut. Schweizer Wein ist in diesen Märkten ein exklusives Produkt. Im Vergleich sind unsere Weine im Premium-Segment auch nicht sehr teuer.
Ein Top-Bordeaux oder -Burgunder ist immer noch deutlich teurer als ein Schweizer Wein von vergleichbarer Qualität. Durch das können wir vom Preis her gut konkurrieren. In einem günstigeren Segment würde es schwierig werden, denn so günstig wie andere Länder können wir nicht produzieren, das ist klar.
Welche bürokratischen Hürden gibt es für die Winzer?
Jedes Land hat andere Bestimmungen. Sich diesen Überblick zu verschaffen, ist schwierig. Am besten findet man einen Importeur, der einem dabei helfen kann.
Da geht es um Regeln zur Zusammensetzung des Weins?
Für den Export in den EU-Raum braucht es beispielsweise neu einen QR-Code auf der Etikette, wo die Zutaten, die im Wein vorhanden sind, aufgelistet sind. Man muss ausserdem für gewisse Länder Analysen machen lassen. Diese Hürden machen es für Produzenten nicht einfach. Bei dieser bürokratischen Seite des Exports wollen wir in Zukunft den Produzenten auch mehr Hand bieten.
Das Gespräch führte Stefan Siegenthaler.