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Depot an Openairs und Festen Konsumentenschutz kritisiert Jetons für Getränke

Depot mit Jetons, ohne Jetons oder gar kein Pfand: Veranstalterinnen und Veranstalter setzten auf verschiedene Depotsysteme. Aber nicht alle sind für die Gäste gleich praktisch, bemängelt die Stiftung für Konsumentenschutz.

Wer an einem Openair oder Volksfest ein Bier bestellt, muss meistens zwei Franken fürs Depot draufzahlen. Bringt man den Becher zurück, bekommt man die zwei Franken wieder. Klingt simpel, ist in der Praxis meist ein wenig mühsamer: Je nach Veranstaltung kann man Becher nur an dem Stand zurückgeben, wo man das Getränk gekauft hat, man muss lange anstehen fürs Depot oder man bekommt kein Pfand zurück, weil man den dafür nötigen Jeton verloren hat.

Jetons sind ein Zwischenschritt, den es nicht braucht.
Autor: Sara Stalder Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz

Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert solche Hürden bei Depotsystemen. «Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten ist Pfand eigentlich immer hinderlich», sagt Geschäftsführerin Sara Stalder. Ein Depot auf Getränke und Besteck mache aus umwelttechnischen Gründen zwar Sinn: «Jedoch müssen Depotsysteme so einfach wie möglich aufgebaut sein.»

Gemäss Stalder dürfen Konsumentinnen und Konsumenten nicht den Eindruck bekommen, dass mit dem Depot ein Geschäft gemacht wird: «Jetons sind ein Zwischenschritt, den es nicht braucht.»

Züri Fäscht setzt auf Jetons

Anders sieht das Andreas Hugi, Mediensprecher vom Züri Fäscht. Am grössten Volksfest der Schweiz wurde dieses Jahr zum ersten Mal ein Depotsystem mit Jetons eingeführt. Der Veranstalter ist zufrieden: «Mit dem neuen Depotsystem konnten wir fünfmal mehr Dosen und PET-Flaschen zum Recyceln sammeln», sagt Hugi. Depot gab es nur auf Dosen und Pet-Flaschen. Ob und inwiefern die Depotpflicht ausgeweitet wird, prüft der Veranstalter.

Aber wieso mit Jeton und nicht ohne? Das hat gemäss Hugi damit zu tun, dass es am Züri Fäscht weder Tickets noch eine Zugangskontrolle gibt. «Ohne Jeton könnte man die selbst mitgebrachte Bierdose an einem Stand abgeben und dafür Pfand erhalten, obwohl man hier nichts gekauft hat.» Durch den Jeton fliesse das Geld wieder an den richtigen Ort.

Mehrwegbecher an der Badenfahrt

Die Badenfahrt setzt derweil auf ein Depotsystem ohne Jetons. Mehrwegbecher kann man bei allen Festbeizen auf dem Gelände zurückgeben. «Beim letzten Mal haben wir so über 1.2 Millionen Einwegbecher gespart», sagt OK-Mitglied Bruno Brändli. Auf Besteck gibt es jedoch kein Pfand. «Über die zehn Tage Badenfahrt wäre es nicht möglich, so viel Mehrwegbesteck zur Verfügung zu stellen und das auch noch zu waschen», so Brändli.

Jeder Verein sei für sein eigenes Besteck zuständig und übernehme somit auch die Reinigung. «Bei der Badenfahrt läuft es so, dass man sich in die Festbeiz eines Vereins setzt und dort isst, statt unterwegs», sagt Brändli. Die meisten Vereine würden Metallbesteck und Porzellanteller nutzen, vereinzelt komme Einwegbesteck zum Einsatz.

Kleines Openair verzichtet auf Pfand

Auf eine andere Strategie setzen die Veranstalter des Clanx Festival in Appenzell. Hier gibt es gar kein Pfand. Am Eingang bekommt jeder der 1200 Gäste einen Mehrwegbecher, den man an der Bar wieder auffüllen lassen kann. «Dazu bekommt man einen Karabiner, damit man den Becher zwischendurch an den Gürtel hängen kann», sagt Küchenchef Steff Baumann. Plastikbesteck gibt es nicht, dafür Metallgabeln und -messer sowie Porzellanteller.

Dass dieses System möglich ist, hat gemäss Baumann wohl auch mit der Grösse des Festivals zu tun: «Ich denke, ein grosses Openair hätte mit unserem System eher Mühe.»

Radio SRF 3, 18.08.2023, 09:10 Uhr ; 

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