An der I/O-Entwickler-Konferenz in San Francisco gewährte Google eine Vorschau auf die nächste Version seines Betriebssystems Android, das vorerst nur unter dem Codenamen «Android L» bekannt ist. Das « Material Design » des angekündigten Androids ist schlicht, farbig und macht sich elegant einen Tiefeneffekt zu Nutze, um bestimmte Informationen auf dem Bildschirm prominent anzuzeigen.
Dabei gibt es einige Parallelen zu dem, was Apple mit seinem mobilen Betriebssystem iOS vorhat. Zum Beispiel, dass auf eintreffende Benachrichtigungen reagiert werden kann, ohne eine laufende App unterbrechen zu müssen. Und wie Apple ist auch Google auf der Suche nach einer einheitlichen visuellen Sprache für alle Plattformen: So soll sich der Benutzer im Chrome-Browser auf dem Desktop-PC genau so leicht zurechtfinden wie bei Android auf dem Smartphone.
Android im Smartphone, Android im Auto, Android überall
Denn an der diesjährigen I/O wurde klar: Android soll bald überall drin stecken: im Smartphone und in tragbaren Geräten wie einer Smartwatch ebenso wie im Fernseher oder im Auto. Auch das gleicht der Strategie von Apple, die an ihrer Entwicklerkonferenz WWDC breite Anwendungsbereiche von iOS zeigten und unter anderem das sogenannte CarPlay vorgestellt haben, mit dem sich das iPhone während der Fahrt über das Autodisplay steuern lässt.
Googles Antwort darauf heisst Android Auto , das für Ende Jahr angekündigt ist. Es soll es dem Fahrer einfach machen soll, sein Android-Smartphone während der Fahrt per Sprachsteuerung zu nutzen, etwa um in Google Maps zu navigieren, Mitteilungen zu versenden oder Musik zu finden und abzuspielen.
Nach Googles Vorstellungen soll ein Benutzer bald rund um die Uhr von Android-Geräten umgeben sein. Etwa wenn er sich nach dem Aufstehen den Wetterbericht auf dem Android-Smartphone anzeigen lässt, danach im Android-Auto per Google Maps zum Ziel findet, sich am Abend vor den Android-Fernseher setzt und vor dem Einschlafen auf der Android-Uhr noch die letzten Benachrichtigungen abruft.
Dasselbe Revier wie Apple
Auf tragbaren Geräten wie Smartwatches wird eine Android-Version namens Android Wear zum Einsatz kommen, die Google an der I/O zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert hat. Die einfache Bedienung steht dabei im Vordergrund: Android-Wear-Geräte müssen bloss angetippt werden und lassen sich danach per Stimme steuern. So soll man seiner Smartwatch befehlen können, zum Beispiel einen Einkaufszettel zu zeigen, sobald man einen Supermarkt betritt.
Mit weiteren Neuigkeiten wie Google Fit , das Daten von Fitness-Geräten und -Apps auf einer Plattform sammelt, oder Android TV , einer Software für Smart-TVs und Set-Top-Boxen, jagt Google auch im selben Revier wie Apple. Die Konkurrenz aus Cupertino hatte an der WWDC mit HealthKit jüngst eine eigene Gesundheits-Plattform vorgestellt und sucht mit Apple TV schon länger den Einstieg in die Fernsehwelt.
Schwellen- und Entwicklungsländern im Visier
Eigene Wege geht Google dagegen mit dem Projekt Android One , das Vorgaben zum Bau von Android-Smartphones gibt. Die Geräte sollen mit einer Standard-Android-Verion auskommen, die von Google automatisch mit Updates versorgt wird. Und dank dem Einsatz billiger und überall verfügbarer Teile sollen sie besonders günstig sein. An der I/O-Konferenz zeigte Google ein Modell, das zusammen mit dem Smartphone-Hersteller Micromax entstanden ist und weniger als 100 Dollar kosten soll.
Mit Android One will Google Leute erreichen, die sich bisher noch kein Smartphone leisten konnten, zum Beispiel in Schwellen- und Entwicklungsländern. Android One startet als erstes denn auch in Indien. Das Projekt steht in einer Reihe mit anderen Versuchen von Google, Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern per Smartphone Zugang zum Internet zu geben – und damit auch zu den Diensten von Google. Zuletzt hat das Unternehmen durch den Kauf von Drohnen - und Satelliten -Herstellern auf sich aufmerksam gemacht, deren Geräte als fliegende Einwahlknoten ins Internet funktionieren können.