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Rocktrio Biffy Clyro Oben ohne auf der Bühne: «Es macht was mit der Musik»

Wer braucht schon T-Shirts. Das schottische Rocktrio Biffy Clyro jedenfalls nicht. Es spielt seit jeher oben ohne. Und dabei geht’s um weit mehr, als mit Tattoos zu prahlen oder Waschkosten zu sparen.

Am Anfang ging’s um praktische Gründe. Als das schottische Rocktrio Biffy Clyro vor gut 20 Jahren zu touren anfing, habe sie schnell gemerkt, dass ihre T-Shirts ihren energetischen Liveshows nicht standhalten. Sänger Simon Neil präzisiert: «Wir spielten damals 29 Shows in 30 Tagen. Nach der Hälfte der Tour gingen uns die Shirts aus, weil sie voll geschwitzt in einem kaugummiähnlichen Knäuel hinten im Bandbus landeten.»

Der Oberkörper als Uniform

Die Oben-ohne-Marotte wurde ihr Markenzeichen und laut Neil auch eine gute Motivation, in Form zu bleiben. Nebst tieferen Waschkosten und der Zurschaustellung der prächtigen Tattoos wird der entblösste Torso zu Biffy Clyros Bandidentität. «Vergleichbar mit Kiss, die sich für jede Show schminken», sagt Bassist James Johnston.

Simon Neil Biffy Clyro
Legende: Aufs Schoggifondue verzichtet Simon Neil von Biffy Clyro ganz bewusst: So lange er oben ohne auf der Bühne stehe, will der 45-jährige seinen Oberkörper in Form halten. Jasmin Ledermann

Bands wie die Washingtoner Post-HC-Helden Fugazi hätten fürs Oben-ohne-Musizieren ja beste Vorarbeit geleistet, sagt Sänger Simon Neil und kommt ins Sinnieren: «Es macht auch etwas mit unserer Musik. Mit nacktem Oberkörper auf eine Bühne zu stehen, hat etwas sehr Entlarvendes. Es fühlt sich fast so an, als mache man sich bereit für die Schlacht – es fokussiert uns aufs Wesentliche.»

Schon bald füdliblutt?

Die Entblössung habe aber Grenzen. «Komplett nackt wollt ihr uns nicht sehen. Die Hosen bleiben immer an», so Neil. Obwohl natürlich alles eine Frage der Gage sei, scherzt der 45-Jährige. Zur Rekordhitze am Heitere Openair, wo die Schotten vergangenes Wochenende auf der Bühne gestanden sind, passt die Nichtexistenz einer Oberkörperbedeckung jedenfalls bestens. Aber wie handhaben sie das im hohen Norden?

Auch die Kälte meistern Biffy Clyro mit ritterlichem Hochmut. Simon Neil erzählt von der einen Mitternachtsshow im norwegischen Tromsø, nördlich des Polarkreises,sprich: richtig kalt. Auch da zog die Band ihren Oben-ohne-Kodex durch, während das Publikum in Wollmützen und Winterjacken herumhüpfte. Wie ihre Nippel blieben auch Biffy Clyro hart, aber «dies war vermutlich der einzige Moment, als wir an unserer Gewohnheit kurz zu zweifeln begannen», so Neil.

Nie mehr ohne «oben ohne»

Mittlerweile geht es nicht mehr andersrum. Wenn Biffy Clyro sich für eine Show je ein Oberteil überziehen, fühlen sie sich overdressed. Ein Shirt ist schliesslich auch nur eine unnötige Stoffschicht zwischen Körper und Gitarrenbody, witzelt Sänger Neil und sagt: «Ich will die Saitenschwingungen direkt auf der Haut spüren.»

Erstaunlich konzeptabtrünnig zeigte sich hingegen Schlagzeuger Ben Johnston an der Heitere-Show: Er spielte nämlich ausnahmsweise nicht oben ohne: Es sei für ihn am schwierigsten, topless auch gut auszusehen, da sich im Sitzen leichte Bauchfalten bilden würden. Eine unnötige Eitelkeit, die nicht mal sichtbar wäre, hinter seinen Trommeln.

Im September erscheint das neue Biffy-Clyro-Album «Futique». Wer die Schotten diesen Sommer live verpasst hat: Im Februar 2026 kommen sie für zwei Live-Shows in die Schweiz.

SRF 3; 13.08.2025; 08:10 Uhr

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