Er rappt und singt auf Deutsch, poltert mit seinem Gabber-Pop durch ganz Westeuropa und sogar die USA und häuft dabei hunderte Millionen Streams an: Der Berliner Ski Aggu ist ein Phänomen, das seit dem viralen Durchbruch mit «Friesenjung» vor über zwei Jahren auf der musikalischen Überholspur brettert und kein bisschen langsamer wird.
Das Konzept ist so einfach wie effektiv: Die tanzbaren Beats pumpen mit Techno-Geschwindigkeit, die Texte drehen sich um alle Arten und Unarten des Partymachens und die Skibrille verschafft dem 27-Jährigen gleichermassen Anonymität, etwas Geheimnisvolles und Wiedererkennungswert – ähnlich wie die Maske von Cro, der Kopf von Marshmello oder die Helme von Daft Punk.
Patenter als Patent?
Der Auftritt am Heitere Openair ist nach den Gigs am Openair St. Gallen und dem Gurtenfestival (wo er kurzfristig für Nina Chuba einsprang) bereits sein dritter im Schweizer Festivalsommer 2025 und die Crowd ist sich nach einer kurzen Umfrage von SRF einig: In Sachen Stimmung reicht Ski Aggu scheinbar so schnell niemand das Wasser. «Seine Art auf der Bühne überzeugt einfach jeden», ist sich Luca (19) sicher und Anna (20) findet: «Es macht einfach was mit einem.»
Was seine Fans zudem ziemlich unisono feiern, ist sein Cover des ewigen Patent-Ochsner-Heulers «W. Nuss vo Bümpliz», das er seit seiner Gurtenfestival-Zeltshow letztes Jahr zuverlässig bei jedem Schweiz-Termin bringt. «Wenn Patent das spielen, ist es eh auch gut», sagt Heitere-Besucherin Leana (18), «aber bei Ski Aggu geht's einfach mehr ab.»
Kein Masterplan, einfach Party
August Diederich, wie der Musiker im skibrillenlosen Leben heisst, gibt seinem Publikum eben, was es will – sowohl die Möglichkeit, in einem der dutzenden Moshpits Dampf abzulassen und sich gleich danach zu Schweizer Liedgut die Seele aus dem Leib zu grölen. Dahinter steckt ein gewisses Kalkül, klar. Aber wenn das erklärte Ziel maximale Partystimmung und weniger eine Bereicherung für die Kunstwelt ist, macht Ski Aggu alles richtig.
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Bild 1 von 5. Interviewfragen beantwortet Ski Aggu mit einer gewissen Seriösität, beim Posieren legt er die Ernsthaftigkeit aber schnell ab. Bildquelle: SRF/David Marbach.
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Bild 2 von 5. Auf der Bühne sowieso. Mit diesem Transparent informiert er das Heitere-Publikum darüber, was gleich ansteht. Bildquelle: Heitere Openair/Lexliana.
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Bild 3 von 5. Und performt dann vor einem riesigen, aufblasbaren (vielleicht auch aufgeblasenen?) Aggu-Kopf. Bildquelle: Heitere Openair/Lexliana.
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Bild 4 von 5. Ernst nimmt es August Diederich, so der Name in seinem Ausweis, hingegen mit der gewissen Anonymität, die ihm seine Skibrille verleiht. Bildquelle: Heitere Openair/Lexliana.
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Bild 5 von 5. Das Audio-only-Interview mit SRF, das er ohne Sportgerät auf der Nase gibt, unterbricht er nämlich mehrmals, als er aus dem Augenwinkel wahrnimmt, dass Leute mit gezücktem Smartphone durch den Heitere-Backstage schleichen. Bildquelle: SRF/David Marbach.
Er selbst sagt im Interview mit SRF, dass seiner Musik «kein krasser Masterplan» zugrunde liegt: «Ich mache das, was ich fühle und dann fühlen's die Leute auch.» Zufall spiele eine wichtige Rolle bei seinem Erfolg, gibt er sich bescheiden: «Ich habe einfach zur richtigen Zeit das Richtige gemacht.» Dazu gehört auch das Grundkonzept seiner Liveshows: «Die Leute saugen immer die Energie auf, die man auch auf der Stage zeigt. Ich versuche einfach, selber meine Party zu feiern.»
Und die ist nach wie vor in vollem Gange. Auch, weil sie den Spass vor den Anspruch stellt. Der Heitere-Gig am späten Samstagabend beginnt dann auch mit Mariah Careys «All I Want for Christmas Is You», nachdem am Tag 32 Grad herrschten und Weihnachten noch so weit weg zu sein scheint wie eine Zeit, in der nicht zum Sound von Ski Aggu gemosht wird.