Vor zwei Jahren brach der Musikwelt kollektiv das Herz, als Lewis Capaldi seinen Auftritt am Glastonbury Festival abbrechen musste. Geplagt von Problemen mit den Stimmbändern, Burnout und seiner Tourette-Erkrankung gab der Schotte Forfait und legte eine längere Zwangspause ein.
Der 28-Jährige scheint sich erholt zu haben und war zwischenzeitlich fleissig im Studio. Ein erstes Ergebnis präsentierte er am Freitag mit der Comeback-Single «Survive», die er am selben Tag bei einem emotionalen Überraschungsauftritt am Glastonbury in England präsentierte.
Unser Video bewegte die Fans – und Capaldi
Die Surprise-Aktion wiederholte Capaldi am Samstag nun auch am Openair St. Gallen. Fast auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem er seine OASG-Show kurzfristig absagen musste und ihm das versammelte Sittertobel zusammen mit SRF 3 daraufhin diesen musikalischen Gute-Besserungs-Wunsch schickte:
«Ich habe das Video zu einem Zeitpunkt gesehen, als es mir nicht gut ging», erzählt der Musiker der Menge, «es hat mir sehr viel bedeutet. Ich habe zu meinen Leuten gesagt: Wenn ich zurückkomme, dann spiele ich am Glastonbury – und ich spiele in St. Gallen.»
Flotter Schotte
Der Surprise-Gig entpuppte sich als das wohl am schlechtesten gehütete Geheimnis in der Geschichte des Festivals – kurz vor dem lediglich mit TBC (steht für «to be confirmed» – «muss noch bestätigt werden») angeschriebenen Slot versammelten sich nicht nur gefühlt alle Besucherinnen und Besucher vor der Hauptbühne, sondern auch etwa alle Helfenden, die nicht gerade dringend an ihrem Arbeitsplatz gebraucht wurden. Die meisten Headliner würden sich nach so einer Crowd die wund gespielten Finger lecken.
Fürs Ausharren in der brütenden Nachmittagshitze belohnt Capaldi die Fans mit sechs Livesongs, darunter die frische Nummer «Survive» über seine schwierige Zeit in den vergangenen zwei Jahren. Er wirkt fit, ausgeruht, geniesst das Meer aus Liebe, das ihm entgegenschwappt. Auch seine Stimme macht mit und er trotzt der unbarmherzigen Sommersonne, die den um diese Tageszeit auftretenden Acts jeweils beinahe die Haut vom Gesicht grillt.
Er verspricht Wiederholung
Auch die Leute baden im Schweiss, was sie jedoch keine Sekunde lang davon abhält, jedes Wort mitzusingen. Besonders laut sind sie beim Set-Closer, dem grossen Hit «Someone You Loved» – in den zwei Jahren seit dem viralen Sing-Video hat das Openair St. Gallen kein Wort davon verlernt.
-
Bild 1 von 5. Um 16:30 Uhr waren wohl noch nie so viele Menschen vor der Hauptbühne des Openair St. Gallen – schon gar nicht bei einer Gluthitze wie am Samstag. Bildquelle: Openair St. Gallen/Nicole Roetheli.
-
Bild 2 von 5. Aber wenn Lewis Capaldi und seine Fingerguns aus einer zweijährigen Pause zurückkehren, wird Schweiss schnell zur Nebensache. Bildquelle: Openair St. Gallen/George Eberle.
-
Bild 3 von 5. Respektive munter aneinandergerieben, wenn sich kollektiv übers Comeback des schottischen Superstars gefreut wird. Bildquelle: Openair St. Gallen/Michael Dornbierer.
-
Bild 4 von 5. Schon vor dem grossen Auftritt schien das komplette Sittertobel gewusst zu haben, wer gleich als Überraschungsgast auf der Bühne stehen wird. Schön, hat Lewis Capaldi trotzdem noch ein grosses Namensschild aufgestellt. Bildquelle: Openair St. Gallen/Angelina Wegmann.
-
Bild 5 von 5. Den Fans wird dieser Auftritt wohl für immer im Gedächtnis bleiben. Und Lewis Capaldi wird wahrscheinlich sogar seinen Enkelinnen und Enkeln noch davon vorschwärmen. Bildquelle: Openair St. Gallen/Nicole Roetheli.
Zum Ende hin wird Lewis Capaldi ums Haar von seinen Emotionen überwältigt und schluckt einen kurzen Schluchzer runter. «Danke», sagt er, «ich komme so bald wie möglich wieder in die Schweiz. Mein Name ist Lewis Capaldi und ich bin verdammt nochmal zurück!»