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Wieso leben im Tessin die ältesten Menschen?
Aus Kultur aktuell vom 04.04.2024. Bild: KEYSTONE / Martin Ruetschi
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Langes Leben in der Schweiz Tessin: Das Paradies der Hundertjährigen

Mit durchschnittlich 84 Jahren haben Personen in der Schweiz eine hohe Lebenserwartung. Doch es gibt kantonale Unterschiede. Eine Altersforscherin ordnet ein, woran das liegen könnte.

Die Menschen leben weltweit immer länger: Nun haben amerikanische Forschende dazu eine Zahl veröffentlicht. Zwischen 1990 und 2021 ist die Lebenserwartung um 6.2 Jahre gestiegen.

In einer Studie, veröffentlicht im Fachmagazin «The Lancet», heisst es als Grund: Darminfektionen oder auch Erkrankungen der Atemwege endeten immer seltener tödlich. So liegt die durchschnittliche weltweite Lebenserwartung mittlerweile bei rund 72 Jahren.

Todesursachen

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Das Fachmagazin «The Lancet» veröffentlichte im April 2024 die Studie zur globalen Belastung durch Todesursachen und die Lebenserwartung in verschiedenen Ländern. Es wurden 204 Länder und Territorien plus 811 subnationale Standorte untersucht, in einer Zeitspanne von 1990 bis 2021. Die systematische Analyse wurde für die «Global Burden of Disease Study 2021» durchgeführt.

Immer mehr Hundertjährige

Im Vergleich dazu leben Personen in der Schweiz im Durchschnitt um einiges länger. So werden im Jahr 2022 geborene Mädchen im Durchschnitt 85.4 Jahre alt, die Jungen 81.6 Jahre.

Zudem gibt es schweizweit immer mehr Menschen, die hundert Jahre oder älter werden – und jedes Jahr kommen fast 100 Hundertjährige dazu. Gemäss einer Auswertung Ende 2022 des Bundesamtes für Statistik waren von 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern 22 über 100 Jahre alt. Die meisten von ihnen wohnten im Kanton Tessin, gefolgt von den Kantonen Neuenburg, Basel-Stadt und Genf. Am wenigsten lebten gemäss der Statistik in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Zug.

Doch solche Auswertungen seien mit Vorsicht zu geniessen, sagt Sabina Misoch, Professorin für Altersforschung an der OST, Ostschweizer Fachhochschule. «Bei kantonalen Vergleichen sollten noch andere Dimensionen berücksichtigt werden – unter anderem sozialer Status, soziale Integration und Ausbildung.» Die Rangliste, in welchen Kantonen am meisten Personen hundert Jahre oder älter werden, sei als statistische Momentaufnahme zu betrachten.

«Es kann zwar sein, dass Menschen im Alter aus kleineren Kantonen aufgrund einer besseren Infrastruktur in eine andere Region ziehen», sagt Misoch, «aber man kann nicht darauf schliessen, dass Menschen im Tessin gesünder leben, nur weil dort aufgrund der demografischen Struktur mehr Personen über 65 Jahren und damit auch mehr 100-Jährige leben».

Alt, älter, Genf?

Kantonale Unterschiede gibt es auch bei der Lebenserwartung. Dies besagt die jüngste Statistik des Bundes der Jahre 2021 und 2022. Gemäss deren Auswertung haben Menschen, die im Kanton Genf geboren werden, die höchste Lebenserwartung. Frauen, die dort im Jahr 2020 und 2021 geboren wurden, haben gar eine Lebenserwartung von 86,6 Jahren. Bei den Männern ist die Erwartung bei 83,1 Jahren. Eine vergleichsweise tiefe Lebenserwartung verzeichnet hingegen der Kanton St. Gallen. Dort lag die Lebenserwartung bei den Frauen in den letzten Jahren bei 84,5 Jahren, bei den Männern bei 80,5 Jahren.

Sollte man jetzt also nach Genf ziehen, um möglichst lange zu leben? «Es wäre völlig unwissenschaftlich, wenn ich das bejahen würde», sagt Altersforscherin Misoch. «Momentan sind alles nur Vermutungen, die wir Forschenden zu solchen Statistiken äussern können.» Die Altersforschung sei jedoch bemüht, zunehmend Faktoren wie Lebenseinstellung, soziale Integration, gesellschaftliche Rahmenbedingungen oder geografische Begebenheiten in den Fokus zu rücken, damit aussagekräftigere Aussagen bezüglich regionaler Unterschiede der Lebenserwartung getroffen werden könnten.

Radio SRF 3, Nachmittagssendung, 04.04.2024, 17:50 Uhr

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