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30 Jahre «Morning Glory» Jenseits von «Wonderwall»: Drei Oasis-Songs, die man kennen muss

«(What's the Story) Morning Glory?» markiert den Höhepunkt von Oasis. Warum, zeigen nicht nur die Hits, sondern auch die weniger bekannten Songs.

Wer sich bei Streamingdiensten umschaut, welche Oasis-Songs am meisten gehört werden, wird feststellen: Auch 30 Jahre später sind es die Songs ihres Zweitlings «(What’s the Story) Morning Glory?». Allen voran natürlich «Wonderwall», der Überheuler, der an keiner Karaoke-Sause fehlt.

Doch um zu verstehen, an welchem Punkt Oasis 1995 standen, lohnt sich ein Blick auf die Songs abseits von «Wonderwall», «Don't Look Back in Anger» und «Champagne Supernova».

«Some Might Say»

Ihm sei sofort klar gewesen, dass er da einen Hit geschrieben habe, wird Noel Gallagher später über «Some Might Say» sagen. Tatsächlich ist es die Single, die Oasis zum ersten TV-Auftritt verhilft.

Musikalisch markiert «Some Might Say» den Übergang hin zum dichteren – andere würden sagen «überladenen» – Rocksound, der zum Markenzeichen von Oasis wird. Verzerrte Gitarren, wuchtiger Klang, mit anderen Worten: ein Brett.

Während auf klanglicher Ebene geklotzt wird, sind die Melodien schlicht, ohrwurmig und haben Hymnen-Charakter. Textlich äussert «Some Might Say» Kritik an leeren Phrasen aus privilegierter Position:

«Some might say that sunshine follows thunder / Go and tell it to the man who cannot shine – «Manche mögen sagen, dass auf Donner Sonnenschein folgt / Sag das dem Mann, der nicht strahlen kann»

Die Mitglieder von Oasis 1995
Legende: Es geht auch akustisch: Paul «Bonehead» Arthurs, Paul «Guigsy» McGuigan, Liam Gallagher, Tony McCarroll, Noel Gallagher (von links, 1996). IMAGO / Avalon.red

Die mantramässige Wiederholung von «Some Might Say» wirkt wie eine trotzige Kampfansage – unterstrichen durch Liams schnoddrigen Gesang. Oasis inszenierten sich bewusst als Gegenentwurf zur elitären Kultur und zeigen sich tief verwurzelt in der britischen Arbeiterklasse.

Warum «Some Might Say» das Battle mit Blur auslöste

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Bei Release ging die Single geradewegs auf Platz eins der britischen Charts. Das wollte gefeiert sein.

Bei der Party war auch Damon Albarn zugegen. Oasis-Entdecker Alan McGee wird später dem Magazin «Uncut» erzählen, dass Liam Gallaghar den Blur-Frontmann die ganze Nacht auf kindische Art und Weise provoziert habe: «Nah, nah, nah. We're Number One, you're not.»

Albarn habe deswegen den Release von «Country House» auf das gleiche Datum vorgezogen, an dem Oasis «Roll With It» veröffentlichten.

Der Zwist wurde von der englischen Presse zum «Battle of Britpop» hochstilisiert.

«Cast No Shadow»

Die Lads aus Manchester können aber nicht nur laut und breit, sondern auch luftig und leise. Das beweist «Cast No Shadow». Schwebende Gitarrenakkorde, subtile Streicher, und ein reduziertes Schlagzeug lassen Raum für Atmosphäre.

Texter Noel widmete den Song seinem Freund Richard Ashcroft (The Verve) und dem Kampf, den kreative Köpfe zu fechten haben.

«Bound with all the weight of all the words he tried to say» – «Gefesselt durch das Gewicht all der Worte, die er zu sagen versuchte»

Der Text beschreibt Selbstzweifel sowie die Angst, bedeutungslos und unsichtbar zu werden, eben keinen Schatten mehr zu werfen. Die Balance zwischen musikalischer Zurückhaltung und emotionaler Intensität macht «Cast No Shadow» zur Perle.

«Morning Glory»

Helikoptergeräusche, ein lautes, verzerrtes Gitarrenbrett, ein treibender Vorwärtsbeat und eine bewusst übersteuerte Produktion: Der Titeltrack zelebriert Hedonismus.

Auch der Text mit seinen selbstironischen Anspielungen auf Kokainkonsum zielt in diese Richtung:

«All your dreams are made / When you're chained to the mirror and the razor blade» – «All deine Träume werden gemacht / Wenn du an einen Spiegel und an eine Rasierklinge gekettet bist»

«Morning Glory» ist eine rausgerotzte Ansage einer Generation an die Welt, die mit Selbstbewusstsein einfordert, worauf sie gerade Lust hat.

Höhepunkt und Abgesang

Generell wirkt «Morning Glory» düsterer und reflektierter als das ungestüme Debüt «Definitely Maybe». Zeilen wie «It’s never gonna be the same» und die provokanten Frage «Where were you when we were getting high?» klingen wie ein Vorbote dessen, was nach dem Meilenstein-Zweitling folgen sollte: Exzesse, Bruderzwist und Chaos anstelle weiterer Hymnen.

Radio SRF 3, 2.10.2025, 6:40 Uhr

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