Anfänglich gab es keine Anzeichen von Euphorie
Die Musik, die Michael Jackson bis dahin entweder solo oder mit seiner Familien-Combo Jackson 5 alias The Jacksons gemacht hatte, interessierte über die Soul-Szene hinaus niemanden. Besonders in unseren Breitengraden nicht. Kein einziger Jackson 5-Hit hatte es damals je in die Schweizer Hitparade geschafft. Einzig im Januar 1980 war Michaels Name dort dank der Single «Don’t Stop ‘til You Get Enough» erstmals aufgetaucht.
Es dauerte, bis «Thriller» die Musikwelt auf den Kopf stellte
Selbst in der Fachpresse gab es eher mittelmässige Kritiken. Die rockigen Einflüsse gefielen wenig. Man vermisste den eleganten Funk von «Off the Wall». Dabei war es genau diese stilistische Spannweite, die «Thriller» zum epochalen Musikereignis machte. Die amerikanische Musikszene war seit vielen Dekaden strikte nach Stilrichtungen und Zielpublikum getrennt gewesen. Rockradiostationen spielten weder Pop noch Soul oder Disco, Soul-Stationen weder Rock noch «weissen» Pop.
«Thriller» durchbrach mehrere Tabus
Da war zum Beispiel Eddie Van Halens brachiales Rockgitarren-Solo auf «Beat It». Oder die Popstimme von Paul McCartney und «The Girl Is Mine». Und im Kleingedruckten waren auch noch Musiker aus der Band Toto zu finden, die im Bereich des höflichen, melodischen Rock zu den grössten Stars gehörten. Michael Jackson riss die Mauern nieder zwischen Stilrichtungen, die bis dahin als spinnefeind gegolten hatten.
Der grosse Durchbruch kam 1983
Am 25. Jubiläum von Motown Records im März 1983 gab Michael zum ersten Mal «Billie Jean» samt Moonwalk, Fedora und weissem Handschuh live zum Besten. Der atemberaubende Auftritt könnte der Höhepunkt seiner Karriere gewesen sein. In der nachfolgenden Woche belegte er in den USA mit der Single «Billie Jean» und dem Album «Thriller» als erster Künstler überhaupt die ersten Plätze sowohl in den R&B- als auch in den Rock-Charts.
Zufälligerweise war Michael auch ein Video-Pionier. Seine mit gewaltigem Aufwand inszenierten Videos trugen seinen Ruf um die Welt. Der Erfolg zwang die kurz vorher gestartete Musik-TV-Station MTV, die zuvor nur Rock-Videos gezeigt hatte, ihr Programm zu erweitern.
Ein Stück Pop-Geschichte
Fast ein Jahr nach seinem Erscheinen, nämlich am 4. November 1983, stieg «Thriller» auch in die Schweizer Hitparade ein.
«Thriller» gehört zu den wenigen Alben, die eine Zeit definieren und gleichzeitig weit über ihr stehen. Genauso wie es über seinem Schöpfer und den Kontroversen steht, die diesen während seiner ganzen Karriere verfolgt haben.
Selbst wenn wir die Ohrwürmer tausend Mal gehört haben, sind sie nicht zuletzt dank den unwiderstehlichen Beats frisch geblieben. «Thriller» klang anders, als alles andere, was damals zu hören war. Und tut es noch heute, auch wenn sich unzählige Künstlerinnen und Künstler davon haben inspirieren lassen.