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Musik 9 Debüt-Alben für die Ewigkeit

Von Null auf Hundert: Diese Musiker:innen und Bands haben mit ihrem Debüt-Album bereits ihr Meisterwerk abgeliefert. Wir feiern diese Woche in den SRF 3-Musik-Specials genau diese Debüt-Alben ab. Neun Erstlinge für die Ewigkeit haben euch unsere Musik-Gurus hier zusammengestellt.

Pop Routes: The Velvet Underground «The Velvet Underground & Nico» (1967)

1966 in New York: Pop-Art-Künstler Andy Warhol ist auf der Suche nach einer Band für seinen neuen Club. Er findet «The Velvet Underground» und ist begeistert. Warhol produziert ihre erste Platte und gestaltet gleich auch das Plattencover. Ja genau, das mit der gelben Banane. Die Symbiose aus Lou Reeds teils brisanten Texten über Drogenmissbrauch, Prostitution und Sadomasochismus gepaart mit John Cales experimentellem Soundteppich und dem eher düsteren Gesang des deutschen Fotomodells Nico machen das von Warhol produzierte Debüt-Album von The Velvet Underground zu einem Gesamtkunstwerk und Klassiker der Rockmusikgeschichte.

- DJ Pesa

Reggae Special: Bunny Wailer «Blackheart Man» (1976)

Bunny Wailer stand bei den Wailers immer im Schatten von Bob Marley und Peter Tosh. Dies änderte sich mit seinem Solo-Debüt im Jahr 1976. «Blackheart Man» ist eine Platte voller Protestsongs und Liedern über Rastafari – eingespielt von den damals besten Musikern der Insel, welche Bunny Wailer auf dem Album versammeln konnte, während Bob Marley in dieser Zeit vor allem in London zu finden war. Roots Reggae findet auf dieser Platte einen Höhepunkt, wie Wailer auch der jamaikanischen Zeitung The Daily Gleaner im Jahr 2009 zu Protokoll gab: «Das Album hat viele Menschen erreicht und durch seine Spiritualität zu besseren Menschen gemacht».

- Lukie Wyniger

Rock Special: Pearl Jam «Ten» (1991)

Das Pearl-Jam-Debüt-Album «Ten» erschien im Sommer vor 30 Jahren, einen Monat vor «Nevermind» und ist im Rückblick mindestens so nachhaltig. Wo Nirvana den Bruch mit dem klassischen Rock suchten, arbeiteten Pearl Jam in der Tradition von The Who, Led Zeppelin und Jimi Hendrix und setzten ihr Talent, ihre Bitterkeit und Teenage Angst so authentisch um, dass einem schwindelig wurde. «Ten» ist und bleibt das beste Album der vielleicht grössten, noch aktiven Rockband weltweit und steht weniger für Grunge als popkulturelles Phänomen als vielmehr für zeitlosen Rock mit meisterhafter Dynamik, Tiefe und absolut mitreissender Dramatik.

- Dominic Dillier

World Music Special: Manu Chao «Clandestino» (1998)

Als dieses «Bing» aus «Bongo Bong» am Radio erklang, war es um viele geschehen. Was da zwischen gängigen Popsongs hervorstach, war komplett neu. Ein Sommerhit mit Tiefgang war geboren. Dabei war das Album «Clandestino» bereits zwei Jahre alt und das Resultat einer Lebenskrise. Nach Band-Trennung, Liebeskummer, Depressionen und einer langen Reise nach Afrika und Südamerika bohrten sich die Ungerechtigkeiten dieser Welt in Manu Chaos Seele. Bis heute kämpft er gegen Benachteiligung und Not.

- Rahel Giger

Black Music Special: 50 Cent «Get Rich Or Die Tryin» (2003)

Vom Titel, über das Artwork zu den Songs: kaum je gab es ein rundum perfekteres Strassenrap-Produkt als das Debüt von Curtis Jackson aka 50 Cent von 2003. Ein einzigartiger Flow, eine Stimme die gefährlicher klang als die neun Schüsse, die sein Gesicht durchbohrten. Geballte, Mixtape-geschliffene Rapskills und ein Eminem/Dr. Dre-Cosign im Rücken. Auch ohne die Hits ist das Album krass - mit ihnen ein historischer Superevent von einem Debüt-Album.

- Pablo Vögtli

CH Beats: Sensu «Embrace» (2019)

Zweifelsohne hat Sensu schon einige Jahre in ihrem stillen Kämmerlein geschraubt, bevor sie 2019 ihr Debüt-Album «Embrace» veröffentlichte. Die Schweizerin beeindruckte die Szene durch eine komplett eigene Vision von elektronischer Tanzmusik - weit weg von den altbekannten Dancebeats und erstaunlich nahe an einer futuristischen Art von Urbanmusic. Trotzdem ist Sensus Musik klar unter elektronische Clubmusik einzuordnen. Nebst dieser erfrischend neuen Mixtur fügte sie eine einzigartige Produktionsnote hinzu, die jeden ihrer Songs unverkennbar macht. Sie baut hochfrequentes Vibrieren in ihre Tracks ein. Dies wurde zu ihrem Markenzeichen.

- John Bürgin

Sounds!: The Strokes «Is This It» (2001)

2001 brachten ausgerechnet fünf gutbetuchte junge New Yorker die Gitarrenmusik zurück auf die Weltbühne. Der übercoole Auftritt gepaart mit einem Sound, genau genug tanzbar wie genug kaputt, bahnte der Rockmusik den Weg zurück auf die Tanzflächen der Clubs. Mit eingängigen Riffs, der simplen Produktion, artsy ad-hoc Lyrics und eben nicht zuletzt ihrem Look (dürfen wir vorstellen: Die Skinny Jeans!) waren The Strokes die Initialzündung für das grosse Indie-Rock-Revival der Nullerjahre und lieferten die Blaupause für eine ganze Generation von Bands.

- Andi Rohrer

Sounds!: Patti Smith «Horses» (1975)

1975 – die Rockmusik ist grad etwas langweilig geworden, da taucht in New York City die Poetin Patti Smith auf, die ihre kompromisslosen Gedichte mit elektrischem Gitarrensound mixt. Statt formelhafte 3-Minuten-Songs, gibt es lange, dynamische, improvisierte Stücke, die oft zu Lärmorgien ausarten. Mit ihrem Debüt-Album zeigt Patti Smith, dass Mut zum Risiko und zur Ekstase wichtiger sind als Perfektion. Ein Jahr später kommt Punk.

- Matthias Erb

SRF 3 punkt CH: BOY «Mutual Friends» (2011)

Mit ihrem Debüt-Album «Mutual Friends» lieferten BOY vor 10 Jahren ein absolutes Meisterwerk ab. Zu Recht wurde das Frauenduo Valeska Steiner und Sonja Glass damals mit dem SRF 3-Gütesiegel «Best Talent» ausgezeichnet. Die erste Single «Little Numbers» ist einer der meistgespielten Songs auf SRF 3 und ein perfekter Popsong. Jetzt, zehn Jahre nach «Mutual Friends», ist ein drittes BOY-Album auf dem Weg. Wir sind gespannt, ob BOY mit ihrem fantastischen Debüt bereits ihr Meisterwerk abgeliefert haben oder ob sie es schaffen, die Messlatte noch einmal höher zu legen.

- Judith Wernli

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