Möglichst weit weg von seichtem «Chätschgummi-Pop» war das Ziel. Das neue Baze-Album «Brot» ist hart, direkt und dreckig. Der Berner Rapper Baze im Gespräch über Grundsätze, Hip-Hop und sein Lieblingsbrot.
SRF: Wieso nennst du dein neues Album «Brot»?
Baze: Brot ist Heimat.
Wie meinst du das?
Brot verbindet uns miteinander, ist das Grundnahrungsmittel schlechthin. Auch ein Millionär isst Brot. Und der ärmste Mensch kann sich in der Schweiz hoffentlich noch ein Brot leisten.
Hast du ein Lieblingsbrot?
Sauerteig-Brot mit Baumnüssen aus der Bäckerei meiner Schwester. Oder einfach ein Basler-Brot mit möglichst verbrannter, schwarzer Kruste.
Was hat Brot mit deiner Musik zu tun?
Es geht mir um Grundlagen - und Rohheit. Ich hatte Lust, einfach wieder mal zu rotzen. Mit der Künstlichen Intelligenz wird alles auf Perfektion geschliffen. Ich habe Sehnsucht nach musikalischer Menschlichkeit, nach Lautstärke, nach Zusammenbruch, nach Absturz und Aufbruch.
Nebst Brot stehen auch Titel wie «Guacamole» oder «Mango» auf deinem Album. Hattest du Hunger beim Schreiben?
Mango entstand, weil ich nicht wusste, was ich schreiben soll. Ich ging über den Berner Loryplatz zur Tankstelle und kaufte mir ein Mango-Glacé. Ich mag den Säureeffekt durch die Kombi mit der Schokolade. Zurück im Studio schrieb ich dann die erste Zeile: «Magnum Glacé mit Mango isch huere fein».
Und kurz später geht's im Song um Krieg. Der Säureeffekt der Schokolade?
Der Kontrast hat mich gereizt. Eigentlich beginne ich ja mit etwas völlig Verblödetem und komme zu einem todernsten Thema. Krieg ist leider auch wieder en vogue.
Ich habe Sehnsucht nach musikalischer Menschlichkeit, nach Lautstärke, nach Zusammenbruch, nach Absturz und Aufbruch.
Später rappst du über «PubliBikes», was inspiriert dich an Veloverleihsystemen?
Der Track ist eine Hommage an die «PubliBikes». Ich benutze diese Fahrräder gern, aber sie funktionieren oft nicht.
Nervt dich das?
Nein. Auf die Nerven geht mir hingegen die moralische Selbsterhöhung gewisser Leute, die meinen sie seien Freiheitskämpfer, wenn sie ab und zu etwas Weltverbesserndes auf Insta posten.
Vor Kurzem bist du am SRF Bounce Cypher aufgetreten nachdem du dich jahrelang davon ferngehalten hast. Wie ging es dir als 45-jähriger Rapper unter all den jungen Artists?
Das ist nicht unbedingt meine Welt. Da scheint Haltung und Image wichtiger zu sein als Flow. Und wenn man in der Schweiz den gleichen Scheiss rappt wie Deutsche, Franzosen oder Amis, dann hat es für mich keine Relevanz mehr.
Was ist guter Hip-Hop für dich?
Echter Hip-Hop braucht eine eigene Sprache und einen eigenen Style. Eine Eigenständigkeit, die sich nicht in fremden Gärten bedient. Und wer den Takt nicht trifft, hat nichts verloren in dem Metier. Egal, wie intelligente Zeilen man rappt, ohne Taktgefühl soll man lieber ein Buch schreiben.
Wer den Takt nicht trifft, hat nichts verloren in dem Metier.
Was macht die Jugend richtig?
Wie sie heute zum Beispiel an einem Konzert von Jule X abgehen. In diesen Moshpits wird der Pogo neu etabliert. Diese Energie gefällt mir sehr – und passiert bei unseren Konzerten heute eher selten.
Deine zwei Töchter sind zwar noch nicht im Moshpit-Alter, aber wie gern bist du eigentlich Vater?
Wenn ich diese Erfahrung verpasst hätte, hätte ich den wesentlichsten Teil meines Lebens verpasst. Mittlerweile erachte ich das Elternsein als eine unserer Grundaufgaben. Das klingt nun vielleicht banal...
Banal wie Brot?
Genau darum geht's: Essenzen.
Baze – «Brot», Bakara Music, VÖ: 09.05.2025
Das Gespräch führte Claudio Landolt.