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Elton John im Hallenstadion Goodbye Rocket Man

Ein Hit-Feuerwerk im ausverkauften Zürcher Hallenstadion: Elton John zeigt auf seiner Abschiedstournee einmal mehr, warum er sich seinen Platz im Pop-Olymp verdient hat.

Ein schwarzer Frack, der grossflächig mit blau-weiss-rotem Strass bestückt ist, dazu eine rote Brille, ebenfalls mit Glitzersteinen umrandet: Nein, Elton John lässt sich bei seinem Abschiedskonzert im Hallenstadion Zürich garderobentechnisch nicht lumpen. Das tat er seit seinen musikalischen Anfängen Ende der 1960er-Jahre noch nie.

Dass Elton John aber mehr auf dem Kasten hat als ausgefallene Outfits, hat er in seiner über 50-jährigen Karriere hinlänglich bewiesen. Über 350 Millionen verkaufte Alben und zwei Oscars haben dem Engländer nicht nur einen Ritterschlag von Queen Elisabeth II., sondern auch Legendenstatus eingebracht.  

Auch wenn die Beine des 76-Jährigen mittlerweile etwas steif zu sein scheinen, dem Elan und Schalk von Sir Elton John tut dies keinen Abbruch. Sobald er sich an den Flügel setzt und mit Verve in die Tasten greift, ist sie da, seine Virtuosität und ansteckende Spielfreude.

Vom «Tiny Dancer» bis zu «Candle in the Wind»

«Goodbye Yellow Brick Road» heisst nicht nur die Abschiedstournee, sondern auch eines seiner bekanntesten Alben, das Elton John 1973 veröffentlichte. Somit ist auch die Tonalität des Abends vorgegeben: Eine nostalgische Zeitreise in die Vergangenheit, die aber nicht zu Rührseligkeit verkommt. Dafür rockt Sir Elton dann doch zu gerne.

Es ist ein Hit-Feuerwerk, das er und seine sechs Musiker im Hallenstadion abliefern. «Bennie and the Jets», «Tiny Dancer», «Sad Song» und «Crocodile Rock», «I'm still Standing» und wie seine Hymnen alle heissen. Natürlich darf auch die Abschiedsballade an Norma Jeane alias Marilyn Monroe, «Candle in the Wind», nicht fehlen.

Und dann ist da noch eine monumental-ausufernde Version von «Rocket Man», die deutlich macht, dass Sir Elton John nicht der einzige Ausnahmemusiker auf der Bühne ist. «My band kicks ass», sagt er denn auch zurecht.

Eine Mischung aus Divatum, Charisma und Humor

Keine Frage: Sir Elton ist zur Ikone geworden. Sein Konzert beim Glastonbury-Festival schauten sich sieben Millionen Menschen am TV an. In Zürcher Hallenstadion steht er nach jedem Song auf, grinst breit durch die Zahnlücke und holt sich frenetischen Applaus beim Publikum ab.

Elton John finden irgendwie alle gut. Vielleicht ist es die Mischung aus Divatum, Charisma und Humor, die es ausmacht. Vielleicht ist es seine Empathie. So widmet er beim Konzert vom Samstag «Don’t Let the Sun go Down on Me» der kürzlich verstorbenen Tina Turner und ihrem Ehemann Erwin Bach.

Lebendige Musikgeschichte

Vielleicht ist es die Tatsache, dass mit Elton John ein Mann auf der Bühne steht, der stets seinen eigenen musikalischen Weg gegangen ist und sich dabei nie dem Zeitgeist verschlossen hat. Das zeigen auch seine Kollaborationen mit Dua Lipa und Ed Sheeran.

Ganz sicher aber mag man Elton John, weil er ein Gespür hat für die richtig grossen Melodien. Und alle sind sich an diesem Abend bewusst: Hier verabschiedet sich lebendige Musikgeschichte von der Bühne.

Man kann es sich kaum vorstellen, dass der unermüdliche Schaffer nun in den Ruhestand gehen will, um künftig mehr Zeit mit seinem Ehemann und den beiden Söhnen zu verbringen.  

Ganz zum Schluss fährt Elton John mit einem Lift ins Bühnenbild hinauf und verschwindet dort zwischen projizierten Galaxien. Über den Sternen ist nicht nur der Rocket Man aus dem Song, sondern auch Elton John selbst angekommen. Hoch droben, im Pop-Olymp.

Radio SRF 1, 2.7.2023, 23:46 Uhr

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