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Video
Bligg, wie lange machst du noch Musik?
Aus SRF 3 Musik vom 12.12.2023.
abspielen. Laufzeit 33 Minuten 51 Sekunden.
Inhalt

Karriere des Mundart-Rappers Bligg: «Hip-Hop und Volksmusik? Seid ihr bireweich?»

Hits wie «Rosalie», «Manhattan» und «Relaxtra» gelten als Synonym für Mundartmusik: Bligg prägt den Soundtrack der Schweiz seit bald drei Dekaden. Der Zürcher schaut auf seine Anfänge, den grossen Durchbruch und schwierige Jahre zurück und verrät, wie und wo er sich in Zukunft sieht.

Seit bald 30 Jahren rappt, singt und hackbrettert sich Bligg durch die Schweizer Musiklandschaft und hat sie mit seinem Schaffen massgeblich mitgestaltet. Auf seinemzwölften Studioalbum «Tradition» pflegt der 47-Jährige ebendiese und zitiert aus seinen Hits sowie aus dem Sorgen- und Erinnerungskatalog der Schweizerinnen und Schweizer.

Wenn Bligg zurückblickt, dann machen wir das auch – zusammen mit ihm. Im Video oben klappert der Zürcher seine beruflichen und privaten Meilensteine ab und wagt einen Blick in die Kristallkugel.

Hier unten sind drei Dinge aus dem Interview, die wir so noch nicht über ihn wussten.

1. Er spielt Gitarre

Seine ersten musikalischen Gehversuche machte der 7-jährige Marco Bliggensdorfer an der Akustikklampfe, die er von seinem Vater geschenkt bekam, «weil er und seine Hippie-Kollegen daheim immer ein bisschen Gitarre gespielt haben». Zwar lernte er die Grundlagen, liess die Saiten dann aber etwas verstauben, weil als Teenie anderes wichtiger wurde: «Girls, Partys, Skateboarden, Graffiti sprayen.»

Bligg als Bub mit seiner Gitarre
Legende: Als Bub lernte Bligg die Basics des Musikmachens. Bei Bliggensdorfers daheim liefen Platten von The Rolling Stones, The Beatles, Mani Matter – «kreuz und quer, auch Black Music». zvg

Seine Gitarrenkünste von damals bezeichnet Bligg als «miserabel», trotzdem kamen sie ihm bei einigen Songskizzen zugute. Auch zum Hip-Hop kam er dank Papa Bliggensdorfer: «Er schenkte mir ein Vinyl von Malcolm McLaren – ein Evergreen bis heute.»

2. Er lernte Emel via Brief kennen

Die Solo-Debütsingle «Alles scho mal ghört» aus dem Jahr 2001 gehört zu den grossen Classics des Mundart-Rap. Vorbild dafür waren die zur Jahrtausendwende extrem angesagten Hip-Hop-R’n’B-Hits von US-Grössen wie Ja Rule und Ashanti. «Ich fand das immer geil», so Bligg, «aber welche Schweizer Sängerin kommt dafür infrage?» Er fand eine: Emel, die bei der deutschen Rapperin Sabrina Setlur im Background sang.

Emel und Bligg bei der Premiere von «Spider-Man» im Mai 2002.
Legende: Emel und Bligg waren ein Promipaar und taten, was Promipaare eben tun – zum Beispiel Einladungen zu Kinopremieren folgen, wie hier im Jahr 2002. Schweizer Illustrierte/Rolf Edelmann

Das Problem: Emel lebte in Los Angeles. «Aber probieren kann man’s ja. Ich habe ihr einen Brief geschrieben und sie antwortete prompt, dass sie bald für drei Tage in der Schweiz sei. Das war meine Chance.» Der Song entstand innerhalb eines Tages und ging durch die Decke. Platz sieben in der Hitparade – der erste Schweizer Rap-Track überhaupt in den Top Ten. Auch privat war die Zusammenarbeit ein Erfolg: Bligg und Emel waren von 2001 bis 2003 ein Paar.

Bliggs Brief an Emel
Legende: Bliggs Brief an Emel, aus dem ein Hit und eine Beziehung hervorgingen. zvg

3. Er hielt die Volksmusik-Idee für bireweich

Die Idee hinter dem 2007er-Track «Volksmusigg» leuchtet ein: «Das Rap-Zeug, das wir hier machen, ist die Volksmusik der Jungen.» Der Mainstream interessierte sich dennoch nicht gross dafür. Die Idee des SRF, das Stück für die TV-Show «Die grössten Schweizer Hits» zusammen mit der Streichmusik Alder neu aufzunehmen, leuchtete Bligg wiederum null ein: «Seid ihr bireweich? Das ist mein Tod.» Auch die Streichmusik Alder habe mit einem «Spinnt ihr?» reagiert.

Ausprobieren wollten sie es trotzdem und im Studio merkte der Rapper: «Hey shit, dieses Hackbrett und das Akkordeon klingen wie im einen Dr.-Dre-Song.» Nämlich «Still D.R.E.», das Instrument dahinter ist eine Sitar. Bligg sagte sich: «Der einzige Weg, wie ich real bleiben kann, ist, wenn ich mit Elementen arbeite, die auch von hier sind.» Die neue Version von «Volksmusigg» wurde zum Hit und daraus entstand eine ganze Platte mit Volksmusik-Instrumentierung: «0816», zusammen mit dem Nachfolger «Bart aber herzlich» das bis dato erfolgreichste Werk des Zürchers.

Audio
Erkennt Bligg seine eigenen Songs?
aus Hitparade vom 08.10.2023. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 55 Minuten 39 Sekunden.

SRF 3, 12.12.2023, 10:50 Uhr

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