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Musik-Blog Ach Hitparade, du altes Luder

Herzliche Gratulation zum 50. Geburtstag, liebe Hitparade. 50. Das ist fast doppelt so alt wie Kurt Cobain, Janis Joplin oder Jimi Hendrix wurden. 50. Sag jetzt bloss nicht, das sei nur eine Zahl. Schliesslich bestehst du aus Zahlen.

SRF 3 spielt Nummer-1-Hits

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Am Dienstag, 2. Januar 2018 spielt SRF 3 einen Tag lang nur ehemalige Nummer-1-Hits der Schweizer Hitparade. Die Liste der gespielten Songs findet ihr hier.

Eigentlich wollte ich dich ja auffordern, deine 50 Kerzen auszublasen, liebe Hitparade. Ja. Einfach, um zu sehen, ob du dafür die Puste hast. Da du aber kein Gesicht – und somit keinen Mund hast – funktioniert dieses Spiel nicht. Du warst, bist und bleibst bloss ein Spiegelbild. Und zwar das unsrige. Du hast stets gespielt, was wir kauften und heute spielst du vor allem, was wir hören.

Kennengelernt, liebe Hitparade, habe ich dich zweimal. Unser erstes Treffen fand Mitte der 1980er Jahre statt. Du warst 17. Ich elf. Du hast mich fasziniert und beeindruckt. Zwanzig Jahre später habe ich als Redaktor für dich gearbeitet. Unser Verhältnis war hin und wieder etwas angespannt. Und heute? Heute weiss ich eigentlich weniger denn je, wer du bist.

Als ich mit dir war

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

1985. A-ha veröffentlichen ihr Debut-Album «Hunting High And Low» und landen mit «Take On Me» einen Nummer-Eins-Hit. Weisst du noch liebe Hitparade? Wegen dir habe ich diese Platte gekauft. Wegen a-ha-Sänger Morten Harket wickelte ich mir zwei Meter Lederband um den Unterarm. Ich habe dich aufgesogen. Ich habe dich aufgenommen. Auf Leerkassetten. Erinnerst du dich, liebe Hitparade?

Du warst mir wichtig. Auch, als ich ein paar Jahre später schlecht über dich redete. Ich brauchte dich, um mich von dir abzugrenzen. Um meinen eigenen Weg der musikalischen Sozialisierung zu finden. Du warst ein Teil davon, liebe Hitparade.

Als ich in dir sein wollte

Wer als Teenager Popmusik liebt und eine Band hat, träumt davon, in den Charts zu landen. So ging es auch mir. Ich habe diesen Traum geträumt. Noch, und eigentlich vor allem, bevor ich überhaupt eigene Musik veröffentlicht habe. Die Vorstellung einen Nummer-Eins-Hit zu haben, um dann der Schweiz (sorry: der Welt) zu erzählen, dass mir Erfolg nicht wichtig sei, fand ich unfassbar verlockend.

Als ich nicht in deiner Haut stecken wollte

Je länger wir uns kannten, desto mehr haben wir uns voneinander entfernt. Du konntest mich kaum noch inspirieren. Und ich schenkte dir immer weniger Aufmerksamkeit.

Ich hatte Mitleid mit dir, liebe Hitparade. Zu Recht? Wohl kaum. Ich ging fälschlicherweise davon aus, dass wir zusammen alt werden. Ich habe erst spät verstanden, dass nur ich alt werde. Du hast neue Bekanntschaften gemacht. Du triffst immer wieder neue junge Leute. Du faszinierst und beeindruckst sie. Wahrscheinlich ist dein Alter eben doch nur eine Zahl.

Alles Gute zum 50. Geburtstag, liebe Hitparade.

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