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Musikerin, Ikone, Aktivistin Cyndi Lauper: Die Punk-Feministin wird 70

Mit wildem Outfit und Songs wie «Girls Just Wanna Have Fun» stürmte Cyndi Lauper in den 1980er-Jahren die Hitparade. Heute feiert die Pop-Göre von gestern ihren 70. Geburtstag.

Sie erinnert an Pippi Langstrumpf, wie sie da im Video zu «Girls Just Wanna Have Fun» durch die Strassen tanzt. In einem punkinspirierten Outfit, das den amerikanischen Durchschnittsbürger der 1980er-Jahre in Schockstarre versetzt haben dürfte. Wild, lebensfroh, anarchisch.

Punk-Feministin der Reagan-Dekade

Man würde Cyndi Lauper unrecht tun, würde man «Girls Just Wanna Have Fun» als Ohrwurm abtun, der einfach nur das Partyleben feiert. Der Song ist vielmehr eine Absage an den zugewiesenen Platz am Herd, an Kontrolle durch Väter und Ehemänner und wurde so auch zur Hymne für weibliche Emanzipation. Das war ganz in Laupers Sinne.

Böse Zungen behaupten, ihre Stimme klinge in «Girls Just Wanna Have Fun» wie Mickey Mouse. Lauper selbst sagt : «Ich wollte bewusst wie eine Trompete klingen, weil ich eine Botschaft zu verkünden hatte.» Darum bediente sie nur die oberen Register, wobei ihr Organ eigentlich vier Oktave umfasst.  

(«True Colors» gehört heute zu den Hymnen der LGBTQ-Bewegung.)

Obdachlos und Kunststudium

Das Licht der Welt erblickt Cynthia Ann Stephanie Lauper 1953 in New York. Die Liebe zur Musik kommt mit der akustischen Gitarre, die ihr die ältere Schwester schenkt und mit Schallplatten von Judy Garland, Ella Fitzgerald und den Beatles. Ihre Vorliebe für buntwilde Haarpracht und exzentrische Garderobe  macht sie zur Aussenseiterin auf dem Schulhof.

Auch Zuhause läuft nicht alles rund: in ihren Memoiren wird Lauper später von einem gewalttätigen Stiefvater berichten. Mit 17 büxt sie aus und ist phasenweise obdachlos, bevor sie in Vermont ein Kunststudium beginnt, das sie durch Gelegenheitsjobs finanziert.

Der musikalische Durchbruch erfolgt 1983 mit dem Album «She is so Unusual». Darauf befinden sich nebst «Girls just wanna have fun» auch «Time after time» und «She Bop», die zu Überfliegern werden.

Preisgekrönte Aktivistin

Bis heute hat Cyndi Lauper 11 Alben veröffentlicht, die sich 50 Millionen Mal verkauften. Nebst Grammys und Emmys steht auch ein Tony-Award im heimischen Pokal-Kabinett, den sie für die Musik zu «Kinky Boots» erhalten hat. Das Musical lief ab 2012 in New York, London und Hamburg und erzählt die Geschichte einer serbelnden Schuhfabrik. Diese überlebt, indem sie Schuhwerk für Drag-Queens und Travestiekünstler herzustellen beginnt.

Cyndi Laupers Engagement für marginalisierte Bevölkerungsgruppen ist nicht neu. Bereits in den 1990er-Jahren äusserste sie sich in ihren Songs sozialkritisch und bezog Stellung gegen häusliche Gewalt, Rassismus und Homophobie. Sie selbst ist seit 32 Jahren mit dem Schauspieler David Thornton verheiratet.

(Im Song Ballade of «Cleo & Joe» beschreibt Cyndi Lauper 1994 das Doppelleben einer Dragqueen.)

Mit ihrem Punk- und New-Wave-inspirierten Look und ihrer selbstbestimmten Art war und ist Cyndi Lauper ein wichtiges Vorbild für Musikerinnen. So berufen sich etwa Lady Gaga, Kate Perry und Vanessa Paradis auf sie. Lauper steht auch heute noch auf Konzertbühnen und ist aktivistisch tätig z.B. für eine Organisation, die sich für Obdachlose aus der LGBTQ Community einsetzt.

Cindy Lauper hat Schweizer Wurzeln väterlicherseits:

Radio SRF 3, 22.6.2023, 8:45 Uhr

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