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Peso Pluma, Xavi und Co. Wie Mexikos Drogensongs die Popwelt erobern

Durch ihre Songs fliesst Bandenblut: Sie heissen Peso Pluma, Xavi oder Fuerza Regida. Popstars aus Mexiko, die über Mord und Drogenhandel singen und damit die Charts aufmischen oder auf den grössten Open Airs der Welt performen. Das Genre nennt man «Narcocorrido», eine Art Gangsta-Rap aus Mexiko, oder die Trap-Version davon «Narco Tumbado». Dass diese Musik manchmal mit Drogenkartellen in Verbindung steht, scheint ihren Erfolg anzufeuern. Sieben Fragen an Musikforscher Thomas Burkhalter.

Thomas Burkhalter

Musikforscher

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Thomas Burkhalter ist Musikforscher und Gründer von Norient , einer global vernetzten Musikplattform aus Bern.

Website Norient

SRF: Wer sind die erfolgreichsten «Narcocorrido»-Acts?

Thomas Burkhalter: Der Mexikaner Peso Pluma oder die kalifornische Gruppe Fuerza Regida gehören da sicher dazu. In den «Billboard Top 100»-Charts tummeln sich zurzeit ein halbes Dutzend «Narcocorrido»-Songs in den vorderen Positionen und auf Spotify werden die Tracks millionenfach gestreamt.

Sind die Artists von Kartellen beauftragt?

Das kann nicht generalisiert werden. Längst nicht jeder Song steht mit Kartellen in Verbindung. Die Tradition der «Corrido»-Songs reicht weit zurück. So kann sich grundsätzlich jeder und jede gegen Bezahlung einen Song schreiben lassen, in dem zum Ausdruck gebracht wird, wie gross, stark und mexikanisch er/sie ist.

Facts und Background zu «Narcocorridos»

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«Narcocorrido»-Songs beginnen oft idyllisch. Folkloristische Balladen, die nach Mexiko klingen, mit Trompeten und Mariachi-Gitarren untermalt. Dann setzt der moderne Beat ein, gepaart mit Texten, die nicht selten mexikanische Drogenbarone und schnelle Autos glorifizieren.

Woher stammt diese Musik?

«Narcocorrido» kommt aus dem vom Drogenanbau geprägten Nordwesten von Mexiko. Musikalisch inspiriert von traditionell mexikanischer Blasmusik ( Banda ) und Akkordeon-getriebener, populärer Folklore ( Norteña ).

Gemischt mit Trap entstehen dabei die sogenannten «Corridos Tumbados». Die musikalische Szene um das «Narcocorrido»-Genre ist stark verbunden mit L.A. und der dort ansässigen Latino-Community, bildet demnach ein transnationales Phänomen.

Erste Welle in den 1990ern:

Ästhetisch erinnern die Tracks an das in den 90ern entstandene Genre Technobanda . Auch damals wurde mexikanische Folklore mit neuen Produktionsmitteln gekreuzt und aufgefrischt.

Regt sich auch Widerstand?

Durchaus. Es gibt Politiker, die ihre Konzerte und deren Ausstrahlung verbieten wollen. Der mexikanische Staatspräsident äusserte, dass die Songs für die mentale Gesundheit der Gesellschaft nicht gut seien. Zudem erreichen «Narcocorrido»-Künstler auch nicht selten Morddrohungen von rivalisierenden Kartellen – was dann auch immer wieder zu  Konzertabsagen  führt.

Wie verwerflich sind diese gewaltverherrlichenden Songs?

Einerseits kann man die Position vertreten, dass solche Songs nicht vertretbar sind und man sie verbieten sollte. Andererseits zeigen diese Lieder auch Realitäten auf. Sie weisen auf das Elend hin, das die Drogen anrichten. Somit kann man die Songs auch als eine Art musikalischen Journalismus begreifen.

Gibt es auch Frauen, die «Narcocorrido»-Songs singen?

Anders als beim Dancehall und Reggaeton stehen hier fast ausschliesslich die Männer im Vordergrund. Es gibt zwar weibliche Acts, ihre Reichweite und ihr Erfolg ist aber meist nur ein Bruchteil dessen, was die männlichen Gruppen einfahren.

Dein Mixtape für SRF 3 Sounds! geht weit über das «Narcocorrido»-Genre hinaus – was ist sonst international gerade hoch im Kurs, das aus Mexiko kommt?

«Mexican Phonk»: Ein Tiktok-Phänomen durch Tracks, die im Gegensatz zu den «Narcocorrido»-Songs in Heimstudios und weitgehend ohne Budget produziert werden. Extrem übersteuerte, bassgetriebene Musik, die Mariachi-Traditionen durch den digitalen Fleischwolf dreht und damit viral geht.

Auf der anderen Seite des musikalischen Spektrums fungiert die Experimentalmusik-Szene in Mexiko Stadt. Auch sie lässt aufhorchen. Erwähnenswert ist die in Mexiko Stadt lebende Cellistin Mabe Fratti (ursprünglich aus Guatemala) und ihr global gepriesenes Projekt «Titanic» .

Das Gespräch führte Claudio Landolt.

SRF 3, 24.04.2024, 16:20 Uhr ; 

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