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Popkultur «Brrüm!» Dieser Kult-Soundeffekt ist älter als Popmusik

Es gibt da diesen Sound. Du kennst ihn aus unzähligen Welthits. Er klingt ein wenig nach 80er Jahre – wurde aber schon vor 100 Jahren vom russischen Komponisten Igor Strawinsky erdacht. Heute ist der «Orchestra Hit» einer der kultigsten Sounds der Popmusik.

Du hast ihn schon tausendmal gehört, wirst ihn aber nicht kennen: Der «Orchestra Hit». Seit Jahrzehnten ist das Sample ein fester Bestandteil der Popmusik – ohne gross aufzufallen. In den 80ern genoss dieses Stilmittel seine Hochphase und feiert aktuell wieder eine Rennaissance. Aber was ist der «Orchestra Hit» genau? Das hier:

Audio
Der Orchestra Hit
aus Audio Aktuell SRF 3 vom 21.09.2018.
abspielen. Laufzeit 2 Sekunden.

Das originale Sample wurde zum ersten Mal 1910 in der Pariser Oper vorgeführt und stammt aus dem Balletstück «Der Feuervogel» des russischen Komponisten Igor Strawinsky.

Der russische Starkomponist Igor Strawinsky (1882 - 1971)
Legende: Der russische Starkomponist Igor Strawinsky (1882 - 1971) Keystone

Warum aber wurde gerade dieses Sample zu einem prominenten Merkmal der 80er Musik? Drei mal darfst du raten: Ein Synthesizer war Schuld.

Durchbruch dank dem ersten digitalen Sampler

Der Ursprung des Samples liegt im Fairlight CMI, einer der wohl einflussreichsten musikalischen Innovationen des letzten Jahrhunderts. Mit diesem Synthesizer konnten zum ersten Mal auch digital Sounds gesamplet werden.

So wurde der Synthesizer und Sampler damals 1979 beworben.
Legende: So wurde der Synthesizer und Sampler damals 1979 beworben. SRF

Peter Vogel war einer der Erfinder dieser Maschine und kreierte für seine Kunden immer wieder Sampling-Datenbanken, welche er auf Floppy Disks (!) verschickte. Während er eines Tag herumspielte, lief im Hintergrund Strawinskys Feuervogel. Rein zufällig nahm er den dramatischen Beginn eines Stücks auf und mochte es so sehr, dass er es auf eine Sample-Datenbank packte.

Was ist eine Sample-Datenbank?

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Unter einer Sample-Datenbank versteht man beispielsweise einen Datenträger mit darauf gespeicherten, vordefinierten Sounds. Diese können beispielsweise von einem Synthesizer abgerufen und gespielt werden.

Der Sound der 80er... und auch heute?

Jeder grosse Name wollte mit dieser Maschine arbeiten. Quincy Jones, Herbie Hangcock, Michael Jackson, Duran Duran, Eurythmics, The Smiths oder Yes bauten grosse Hits um diesen Sound herum oder nutzten ihn als Stilmittel.

Das Sample wurde so inflationär benutzt, dass die US-Rapper N.W.A auf "Straight Outta Compton" sich zu dieser Textzeile hinreissen liessen.

Man that's wack, everybody use that.
Autor: N.W.A.

Ab Mitte der 90er ging der «Orchestra Hit» vergessen, bis die frühen 2000er das Sample wieder zurück holten. Unter anderem dank Britney Spears (mit «Lucky») oder Jennifer Lopez (mit «Love Don't Cost A Thing»).

Und aktuell? Da findet der Sound seinen Weg zurück in den Hiphop und R'n'B - am prominentesten bei Bruno Mars' kürzlicher Hit-Single «Finesse». Ob das Revival weitergeht und wir in den nächsten Jahren diesen Sound wieder überall hören? Von jetzt an wird er dir auf alle Fälle bestimmt auffallen.

Übrigens: Einen ähnlichen Soundeffekt gibt es auch in der Filmgeschichte. Vor einigen Monaten haben wir dir vom Willhelmsschrei erzählt, den du bestimmt schon hunderte Male gehört hast, auch wenn dir der Name nichts sagt. Dabei ging es um einen Schrei, welcher seit Jahrzenten aus Spass in zahlreichen grossen Filmklassikern eingebaut wurde.

Dominique Marcel Iten

Dominique Marcel Iten

Musik- und Popkulturjournalist von Schweizer Radio und Fernsehen

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Mit Leidenschaft schaut er unter und hinter spannende Themen der Popkultur.

  • Twitter: @dominique_iten
  • Instagram: @domi_iten

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