Long Tall Jefferson hat schon als Kind seine Berufung in der Musik gefunden. Den Ärmel reingezogen, wie er erzählt, hat es ihm mit etwa 14 Jahren: Sein Vater kaufte ihm statt der bestellten Deep-Purple- eine Live-CD von The Doors. Ein Glücksfall. Geflasht vom Sound, spielte der Junge aus dem luzernischen Buttisholz fortan stundenlang Gitarre und frönte den Gitarren-Helden der 1960er-Jahre. Und als er einen Studien-Platz suchte, war die Jazz-Schule Luzern seine erste Wahl. Nicht wegen dem Jazz. «So hatte ich eine Ausrede, den ganzen Tag Musik zu machen», sagt der 32-Jährige.
Die Musik von Long Tall Jefferson ist leichtfüssig und verspielt.
Long Tall Jefferson ist ein rastloser Geselle. Er beschreibt sich auch als «restless» Songwriter und Geschichtenerzähler. Der als Simon Borer geborene gründete 2011 das Label und Musiker-Kollektiv «Red Brick Chapel» für seine damalige Band und spielte beim Elektro-Tüftler Pablo Nouvelle, bevor er vor vier Jahren mit feinster Songwriterkunst und schlauen Texten mit der Folk-CD «I Want My Honey Back» seinen Einstand in der Schweizer Musikszene feierte. Eine ausgedehnte Solo-Tour im Zug durch ganz Europa folgte - und 2018 die zweite Song-Kollektion «Lucky Guy».
«Cloud Folk» ist seine Nummer 3. Quasi Long Tall Jefferson 2.0 kann man auf dem Album entdecken. Oder die Antwort auf die Frage, was macht ein Musiker, wenn er in einer Identitäts-Krise steckt? «Ich musste mich in dem Moment wieder selbst herausfordern», meint das «SRF 3 Best Talent». «Ich musste neue Zutaten, Gewürze finden, um sie auf meine Art in meinen Songs anzurichten.» Farbig sind sie geworden, mit Glitzer arrangiert und mit Zuckerguss drapiert. Er bricht mit traditionellem Folk, eröffnet Entdeckungen auf seiner Spielwiese und schafft es weiterhin, mit Details – wie zum Beispiel einem präzis gesetzten Autotune - eine Wirkung zu erzeugen.
In jedem seiner Songs auf dem Album 'Cloud Folk' findet man mindestens eine zarte und liebevolle Melodie, die hängen bleibt.
«Musik ist die Time of my Life», sagt Long Tall Jefferson. Und wird es auch immer bleiben. Er ist ein Allrounder auf allen Positionen. Als Band-Chef, Teamplayer und als Solo-Artist. Ein Stillstand kommt für ihn nicht in Frage, eine lebenslange Weiterentwicklung ist angesagt. «Das ist das, was Spass macht an diesem Handwerk. Deshalb bin ich so glücklich in meinem Job.» In Zukunft setzt er allerdings seinen Fokus nur noch auf seine Musik. Die Co-Leitung beim Label und Musiker-Kollektiv «Red Brick Chapel» gibt er auf 2021 ab.