Remo Forrers ESC-Song ist da. Die Powerballade heisst «Watergun» und handelt von der Ohnmacht angesichts der Konflikte auf dieser Welt. «I don't wanna be a solider / I don't wanna have to play with real blood», heisst es im Refrain, also: «Ich will kein Soldat sein / Ich will nicht mit echtem Blut spielen müssen.»
«Meine Generation muss mit den Folgen von Entscheidungen leben, die nicht wir getroffen haben», so der 21-jährige Toggenburger. «Das ist frustrierend, dennoch habe ich Hoffnung, dass Veränderungen möglich sind.»
Das Lied sei demnach auch ein Appell für Frieden – ein Thema, dem sich rund ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine diverse ESC-Nationen annehmen, unter anderem Irland ( «We Are One» von Wild Youth ), Kroatien ( «Mama ŠČ!» von Let 3 ) und die 2022er-Gewinnerin, die Ukraine selbst ( «Heart of Steel» von Tvorchi ).
Der Song bringt alles für einen ESC-Hit mit
Die Zutaten für eine gute Schweizer Platzierung sind da: «Watergun» ist randvoll mit Pathos, springt von sanfter Intimität zu geballter Emotionalität und nimmt sich einem dringlichen Thema an, das den ganzen Kontinent beschäftigt. Gesungen vom «The Voice of Switzerland»-Gewinner von 2020, einem Sympathieträger, wenn man die Kommentare zu Artikeln und Posts über ihn checkt.
Der Grossteil der Comments ist allerdings von der Sorte «Switzerland zero points», wie gehabt. Dabei ist diese Stichelei nach den Final-Erfolgen der letzten Jahre ungerechtfertigt: Luca Hänni (28) schaffte es 2019 auf Platz vier, Gjon's Tears (24) 2021 sogar auf Rang drei und damit aufs Podest; Marius Bear (29) belegte im Finale vergangenes Jahr immerhin Platz 17 von 25. Zu verdanken ist dieses gute bis sehr gute Abschneiden wohl auch dem verfeinerten, aufwendigeren Song-Auswahlverfahren (siehe Infobox).
Remo musste sich vor den Flammen schützen
Fürs Musikvideo zu «Watergun» reiste Remo im Februar nach Berlin, gedreht wurde zwölf Stunden lang bei frostigen Temperaturen, während der Sänger «klatschnass» war, wie er sagt, «damit die Flammen nicht auf mich übergreifen, wenn ich mitten im Feuer stehe».
Der liebste Songteil des St. Gallers kommt gegen Ende, direkt nach dem ruhigen Part in der Bridge: «Da haut es richtig rein und es läuft mir jedes Mal kalt den Rücken runter, weil es mich so berührt.»
Zum ersten Mal live kalt den Rücken runterlaufen wird es Remo am Dienstag, 9. Mai, im ersten Halbfinale des Eurovision Song Contest 2023 im Liverpool. Und dann hoffentlich nochmals im Finale am Samstag, 13. Mai.
Das Projekt Eurovision Song Contest 2023 realisieren SRF, RTS, RSI und RTR gemeinsam.