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Schweizer Berufsmeisterschaft Bootsbauer, Ofenbauerin, Winzer: junge Menschen in alten Berufen

Gemäss der Berufswahlplattform «Yousty» sind KV-Lehrstellen, Lehrstellen im Detailhandel oder in der Informatik besonders beliebt. Unter Jugendlichen gibt es jedoch auch welche, die sich für einen seltenen Beruf entscheiden. Jeremias Eilinger, Ester Nagy und Tobias Bühler sind drei junge Menschen, die sich von altmodischen Berufen nicht haben abschrecken lassen.

1. Jeremias Eilinger als Bootsbauer am Zugersee

Bootbauer ist einer der seltensten Berufe in der Schweiz. Der Bootbauerverband zählt rund 1'200 Mitglieder und Lehrstellen gibt es kaum. Jeremias Eilinger musste als Fünfzehnjähriger von Uzwil SG an den Zugersee ziehen, um Bootbauer zu werden. Boote faszinieren ihn schon seit der Kindheit.

«Ein Boot ist ein Luxusobjekt, das man mit einem Rolls Royce vergleichen kann», sagt Eilinger. Es gebe Boote in tieferen Preisklassen, aber Motorbootfahren sei kostspielig. Ein Boot zu bauen, braucht Zeit. Zirka zwölf davon baut sein Lehrbetrieb pro Jahr. «Bei uns ist es noch altmodisch, man macht alles mit den Händen», sagt Eilinger. Anders als im Auto- oder Schreinergewerbe sei die Digitalisierung in der Bootsbaubranche noch nicht richtig angekommen.

Früher oder später könnte es schwierig werden, dass man in der Schweiz noch Boote bauen kann, meint Jeremias Eilinger. An ein Aussterben des Berufs glaubt er jedoch nicht. Es gebe immer noch genügend Boote, die gewartet oder geflickt werden müssen. Und er betont den Vorteil seines Berufs: Man kann sich sein eigenes Boot bauen. Jeremias Eilinger hat in seinen jungen Jahren bereits zwei davon.

2. Ester Nagy macht nach dem Gymi die Ofenbaulehre

Ester Nagy hat schon während der Sekundarschule gerne handwerklich gearbeitet – auf Wunsch der Eltern hat Ester Nagy jedoch das Gymnasium besucht. Als es nach der Matura um die Berufswahl ging, liess sie sich von einer älteren Gymnasiastin inspirieren, die eine Ofenbaulehre begann.

Einmal in diesem Beruf schnuppern reichte Ester Nagy, um zu wissen, dass Ofenbau ihre Berufung ist. Als ein Berufskollege ihr riet, sich selbständig zu machen, winkte sie ab. «Ich weiss nicht einmal, wie ich eine Rechnung schreiben muss». Trotz der Bedenken macht sie sich mit 20 Jahren selbständig.

«Ich habe keine Mühe, in meiner Gegend Arbeit zu finden». Altes Handwerk, alte Öfen? «Von wegen», sagt Ester Nagy. Gerade sei sie daran, einen Pelletofen zu offerieren, sie montiere auch Schwedenöfen. Teilweise seien es komplexe Systeme und manchmal sei es einfach ein Cheminée fürs Ambiente, sagt die 21-Jährige, die derzeit an den Berufsmeisterschaften in Bern ihr Können zeigt.

3. Tobias Bühler, der 19-jährige Winzer

Als Tobias Bühler mit dem Gedanken spielte, Winzer zu werden, war er mit Vorurteilen konfrontiert. «E chli Wyy mache, barfuss i de Bottich umegumpe und gmüetlich umeschöggele», habe es geheissen. Das sei eine romantische Vorstellung. Der Winzerberuf sei ein Knochenjob mit viel Handarbeit.

Es gebe zwar Maschinen, aber eine bessere Qualität erreiche man mit Handarbeit. Als Beispiel nennt Bühler eine Entlaubungsmaschine, die mit Wärme in der Traubenzone entlaubt. Die Blätter seien dann weg, aber die Trauben hätten Verbrennungen. Mit Handarbeit passiere das nicht.

Wer meint, die gute Laune eines Winzers kommt vom Alkohol, irrt. «Beim Degustieren nehmen wir den Wein in den Mund und spucken ihn wieder aus, damit es am Ende des Tages nicht zu viel ist», meint Bühler lachend. Wird es ein guter Jahrgang, stellt sich die gute Laune von allein ein – auch ohne Alkohol.

Was sind die «Swiss Skills»?

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An den Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» messen sich vom 15. bis 19. September in Bern die besten Lernenden aus über 150 Berufen.

Über 1'100 Berufstalente haben sich für eine Teilnahme durchgesetzt. Die Nachwuchsprofis wurden von ihren Berufsverbänden für die Teilnahme an den SwissSkills 2025 selektioniert.

Darunter sind auch der Bootbauer Jeremias Eilinger, die Ofenbauerin Ester Nagy und der Winzer Tobias Bühler.

Radio SRF 3, 17.9.2025, 6:20 Uhr

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