Die Diskussionen um die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle begleiten uns nun schon eine Weile. Auch die Schweiz steckt derzeit noch mitten im Zollstreit mit den USA.
Spätestens diesen Freitag, dem Schweizer Nationalfeiertag, soll verkündet werden, ob sich der derzeitige Tarif von 10 Prozent auf Schweizer Importe in die USA verändert oder nicht. Was Waren aus der EU betrifft, gelten ab dem 1. August Zölle von 15 Prozent.
Trumps Drohungen und ihre Wirkung
«Beim aktuellen US-Präsident stellen wir fest, dass er regelmässig Ultimaten stellt – sei es aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, um ihm unliebsam gewordene Leute unter Druck zu setzen», sagt Politologe Mark Balsiger. Die Frage aber ist, ob er seine Drohungen wirklich wahrmacht.
Denn: «Zieht er die Dinge nicht durch, schwächt er seine Position.» Ein Fakt, der Trump den Spitznamen «TACO» eingebracht hat: «Trump Always Chickens Out», was die vielen Rückzieher beschreibt.
Ultimaten in der Beziehung
Was Trump kann oder eben nicht, können wir schon lange – oder eben nicht: Ultimaten stellen, durchziehen oder einknicken. «Ein bisschen Trump steckt in vielen von uns», sagt Psychologin und Paartherapeutin Caroline Fux. «Gerade in Beziehungen werden nicht selten Ultimaten ausgesprochen.»
Allerdings würden diese oft nicht in die Tat umgesetzt. Auch hier verliert das Ultimatum seine Wirkung und wird ein anderes Mal gar nicht wirklich ernst genommen.
Aus Verzweiflung wird ein Ultimatum
Grundsätzlich geht es um Grenzen und darum, dass das Gegenüber diese respektiert. «Die meisten Leute, die Ultimaten stellen, möchten vor allem gehört werden.» Aus Ratlosigkeit, Verzweiflung und unerfüllten Vorstellungen resultiert ein Ultimatum. «Dieses Mittel wirkt verführerisch, da es einen vermeintlich aus einer schwierigen Situation befreien kann.»
Klingt plausibel, ist im Beziehungsalltag aber oft nicht der richtige Ansatz. «Ultimaten, die dann ohne Konsequenzen bleiben, schaden der Beziehung auf heimtückische Art und Weise.» Mit anderen Worten: Schluss zu machen oder damit zu drohen und dann trotzdem zusammenzubleiben, wirkt letztlich nicht gerade durchdacht.
Sexentzug, kein Dessert – und dann?
Ultimaten in einer Liebesbeziehung sind für Caroline Fux dennoch nicht tabu. «Es gibt Szenarien, in denen das Mass wirklich voll ist und Grenzen erreicht sind.» Allerdings: «Was das Thema schwierig macht, ist, dass sich viele Menschen nicht bewusst sind, was sie eigentlich wollen.»
Zudem kommt es auf den Kontext des Ultimatums und die drohende Konsequenz an. Sexentzug, wenn gewisse Dinge nicht innerhalb einer Frist getan sind. Kein Dessert, wenn die Hausaufgaben in einer halben Stunde nicht erledigt sind.
Es gibt bessere Wege, um gemeinsam vorwärtszukommen.
Was auch immer hinter einem Ultimatum in der Beziehung oder der Erziehung steckt: Drohkulissen sind letztlich wohl nur die Spitze des Eisbergs, die Probleme liegen oft tiefer. «Es gibt bessere Wege, um gemeinsam vorwärtszukommen», sagt Caroline Fux. «Vielleicht sollte man sich lieber eingestehen, dass man sich in einer Sackgasse befindet. In solchen Fällen kann professionelle Unterstützung hilfreich sein.»