In Thailand bei einer Elefantenauffangstation mithelfen oder in Peru in einer Schule Kinder unterrichten: Es gibt unzählige Möglichkeiten, wenn man in seinen Ferien Freiwilligenarbeit leisten möchte.
Voluntourismus (aus «Volunteer» und «Tourismus») bezeichnet eine Form des Reisens, bei der Menschen freiwillige Arbeit in sozialen, ökologischen oder kulturellen Projekten leisten, meist für kurze Zeit und häufig ohne spezielle Qualifikation.
Weltweit 1,6 Millionen Einsätze pro Jahr
Freiwilligenarbeit in den Ferien sind beliebt. Gemäss Schätzungen von Experten leisten rund 1,6 Millionen Menschen pro Jahr solche Einsätze. Offizielle Zahlen für die Schweiz gibt es nicht, aber gemäss Jon Florin hat das Interesse in den letzten Jahren zugenommen. Er ist Geschäftsführer der Stiftung Fair Unterwegs, die sich für fairen und nachhaltigen Tourismus einsetzt.
Grundsätzlich können Freiwilligeneinsätze durchaus positive Aspekte haben, sagt Florin. «Für freiwillige Helfer sind solche Einsätze eine Möglichkeit, eine völlig neue Welt kennenzulernen.» Allerdings hängt der Nutzen stark davon ab, was genau man macht und wie gut man dafür qualifiziert ist.
Vorsicht bei Einsätzen mit Kindern und Tieren
Bei Einsätzen in Waisenhäusern oder der Betreuung von Tieren ist besondere Vorsicht geboten. Ohne entsprechende Fachkenntnisse und bei zu kurzer Dauer bringen solche Einsätze primär den Freiwilligen selbst etwas, weniger den Menschen oder Tieren vor Ort, sagt Florin.
Freiwillige, die nur wenige Wochen bleiben, bauen Beziehungen auf, die schnell wieder abbrechen. Für Kinder kann das belastend sein. Ohne pädagogische Erfahrung fehlt oft das nötige Wissen, um richtig auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Kinder werden als falsche Waisen ausgegeben
Es gibt aber auch ernsthafte Schattenseiten. «Es kommt vor, dass Kinder in ein Waisenhaus gesteckt werden, die gar keine Waisen sind», sagt Florin. Sie werden von ihren Familien abgegeben, weil internationale Organisationen Freiwillige und Spenden anziehen wollen. Bekannt sind solche Geschäftsmodelle in Ländern wie Nepal, Kambodscha, Haiti, Uganda und Ghana.
Einsätze mit Kindern oder Tieren sind beliebt, doch Jon Florin rät eher davon ab: «Besonders, wenn man keine Erfahrungen in diesem Bereich hat, ist der Nutzen der Freiwilligenarbeit klein.» Mehr Sinn sieht er in Projekten, bei denen Freiwillige etwa Strände aufräumen. Für solche Einsätze braucht es keine Qualifikationen, sie richten keinen Schaden an und haben trotzdem eine sichtbare Wirkung.
So findet man seriöse Freiwilligenprojekte
Wer einen Freiwilligeneinsatz plant, sollte einige Punkte beachten. Jon Florin rät, auf Zertifizierungen der Vermittlungsorganisationen zu achten. Stutzig werden sollte man bei Angeboten, bei denen nicht klar ist, wie das Geld eingesetzt wird, das man für den Einsatz bezahlt.
Ein weiteres Warnzeichen ist sei, wenn explizit mit armen Kindern oder kranken Tieren geworben werde. Gemäss Florin sollte man auch die eigene Motivation hinterfragen: Macht man den Einsatz wirklich für die lokale Gemeinschaft oder doch vor allem für sich selbst?
Mit der richtigen Vorbereitung und Haltung kann Freiwilligenarbeit im Ausland durchaus positive Wirkungen entfalten, sowohl für die Reisenden als auch für die Menschen vor Ort.