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«Prendre un enfant» Im Kitsch ertränktes Jahrhundertwerk

Ein Chanson wie «Prendre un enfant» wirkt für sich allein schon berührend. Da läuft man Gefahr, es in Pathos und Zuckerguss zu ertränken.

Mit «Chanson des 20. Jahrhunderts» betitelt die französische Zeitschrift 1988 Yves Duteil's Lied «Prendre un enfant». Die Symbiose aus berührendem Text, einfühlsamer Melodie und der zartschmelzenden Stimme von Yves Duteil führte zu dieser Ehrung. Berührend und charmant zurückhaltend zugleich kommt seine Aufnahme von 1978 daher.

Diese gelungene Kombination beizubehalten, ist schwierig. Man läuft Gefahr, sich in Gefühlsduselei und Kitsch zu verrennen. Genau dies passiert in der Folge gleich mehreren Schlagersängerinnen und Sängern, die sich an «Prendre un enfant» versuchen.

Lieder sind manchmal so grausam

Mit zu den besseren Versionen zählt jene von Nana Mouskouri. Sie bleibt bei «Gib einem Kind deine Hand» textlich sehr nah am Original. Bei Stefanie Hertel und Monika Martin wird ein wenig nachgezuckert und dem Chanson einen Schlagerstempel aufgedrückt. Für unseren Schlagermosaik-Experten Roger De Win bereits ein wenig zu viel des Guten.

Das Fass zum Überlaufen bringt Rudi Giovannini, bei dem im Hintergrund billige Panflöten aus dem Computer jammern. Sein «Lieder sind manchmal so schön» ist wahrhaftig eine Version des Grauens, die man lieber gleich vergisst.

Es geht auch besser

Ganz anders klingt der gleiche Text bei Benny Neyman. Ihm gelingt die Gratwanderung aus Kitsch und echten Gefühlen. Allerdings ist seine Adaption lediglich als B-Seite erschienen.

Stars und Hits im Rampenlicht

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Im «Schlagermosaik» nimmt Roger De Win jeden Montag einen Schlagertitel unter die Lupe und bringt interessante Fakten ans Licht.

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