Um die 23 Goldstatuen streiten sich dieses Jahr insgesamt 56 Filme, drei mehr als letztes Jahr. Trotz eines herausfordernden Kinojahrs (*hust* Pandemie *hust*) kann sich das Feld der diesjährigen Nominierten also mehr als sehen lassen.
Aber halt. Moment. Warum sind es nur noch 23 Kategorien?
Weil die Academy nach der letztjährigen Verleihung beschlossen hat, die beiden Kategorien «Bester Ton» und «Bester Tonschnitt» zusammenzulegen – und uns damit das alljährliche Googeln von «Was ist schon wieder der Unterschied zwischen Bester Ton und Bester Tonschnitt?» erspart. Wir danken der Academy!
Bevor's zu unseren Tipps geht, hier noch kurz unsere bisherige Erfolgsbilanz:
Immerhin: die Formkurve zeigt nach oben.
Oscars 2021: In diesen Kategorien wird's wohl langweilig
Ja, an die letztjährige Oscar-Verleihung erinnern wir uns gerne zurück. Das Rennen um den Hauptpreis war damals so offen wie seit Jahren nicht mehr – und endete mit einer riesigen (und tollen!) Überraschung: Mit dem koreanischen Thriller «Parasite» krönte die Academy zum ersten Mal einen nicht-englischsprachigen Film zu ihrem «besten Film des Jahres».
Dieses Jahr dürfte die Entscheidung bezüglich des «besten Films» um einiges langweiliger werden. Alles andere als ein Sieg von «Nomadland» wäre eine grosse Überraschung. An Chloé Zhaos majestätischem Roadmovie-Slash-Drama führt 2021 kein Weg vorbei. (Bei uns war der Film letztes Jahr zwei Mal am «Zurich Film Festival» zu sehen, seither warten wir noch immer auf ein reguläres Startdatum.)
Klar, ein bisschen Spannung in den grossen Kategorien kann einer Oscar-Verleihung nur guttun, aber wenn heuer zum zweiten Mal hintereinander der wortwörtlich beste Film des Jahres mit dem Oscar-Hauptpreis ausgezeichnet wird, beschweren wir uns nur ungern. (Lieber so als «Green Book».)
Auch in diesen Kategorien wird es keine Überraschungen geben:
- «Beste Regie» : Hier dürfte «Nomadland»-Regisseurin Chloé Zhao zur zweiten Frau überhaupt werden, die an den Oscars mit dem Regie-Hauptpreis ausgezeichnet wird.
- «Bester Hauptdarsteller» : Der letztes Jahr im Alter von nur 43 Jahren verstorbene Hollywood-Star Chadwick Boseman («Ma Rainey's Black Bottom») gilt hier als sicherer Gewinner – und dürfte damit zum ersten Schauspieler seit Heath Ledger werden, der posthum mit einem Oscar geehrt wird.
- «Bester Nebendarsteller» : Gerne können wir uns darüber streiten, ob Daniel Kaluuya s Figur im Film «Judas and the Black Messiah» wirklich eine Nebenrolle ist (Schliesslich steht sein «Black Messiah» im Titel des Films!), schlussendlich ist das dem Oscar-Orakel aber egal. Kaluuya wird sich hier jene Trophäe sichern, die er sich eigentlich schon für «Get Out» verdient hätte.
Oscars 2021, hier wird's spannend: Beste Hauptdarstellerin und Beste Nebendarstellerin
Um Oscar-Gewinner:innen treffsicher vorauszusagen hilft in der Regel ein Blick auf die «Vorläufer-Awards». Dort, wo in den Wochen vor der Oscar-Zeremonie die einzelnen Zünfte (Filmeditor:innen, Produzent:innen, Regisseur:innen, etc.) ihre jeweiligen Favorit:innen küren.
Ausserdem gelten andere Preisverleihungen wie die «Golden Globes» oder die britischen «BAFTAs», sowie Preise, die bei den grossen Filmfestivals (Venedig, Cannes, Toronto) vergeben werden, ebenfalls als zuverlässige Oscar-Gradmesser.
Wer wurde dieses Jahr in der Kategorie «Beste Hauptdarstellerin» schon alles ausgezeichnet?
- «Golden Globes»: Andra Day für «The United States vs. Billie Holiday»!
- «SAG Awards» (Schauspieler:innen-Zunft): Viola Davis für «Ma Rainey's Black Bottom»!
- «BAFTAs»: Frances McDormand für «Nomadland»!
- «Critics' Choice Movie Award»: Carey Mulligan für «Promising Young Woman»!
- «Coppa Volpi» am Filmfestival in Venedig: Vanessa Kirby in «Pieces of a Woman»!
Alle fünf Nominierten können sich somit realistische Hoffnungen auf einen Oscar machen. Etwas, das in dieser Kategorie schon seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.
Weil wir uns trotzdem für jemanden entscheiden müssen, tippen wir auf Carey Mulligan . Ihr buntes Rache-Drama «Promising Young Woman» trifft voll und ganz den Zeitgeist und wird ab dem 20. Mai in unseren Kinos zu sehen sein.
Ähnlich unentschieden sieht es bei der Wahl zur «Besten Nebendarstellerin» aus. Gut möglich, dass Glenn Close nach sieben (!) erfolglosen Nominierungen endlich zum ersten Mal einen Oscar mit nachhause nehmen könnte. Momentan schwingt das Pendel aber eher Richtung Youn Yuh-jung («Minari»).
Welche Kategorien stehen sonst noch auf der Kippe?
Spannend dürfte es auch bei den Entscheidungen rund um die «Beste Kamera» und den «Besten Schnitt» werden.
In Sachen Cinematografie liefern sich «Nomadland» -Kameramann Joshua James Richards und «Mank»-Kameramann Erik Messerschmidt ein Kopf-an-Kopf-Rennen – mit leichten Vorteilen für den Ersteren.
Und auch beim Filmschnitt steht die Entscheidung auf Messers Schneide: Filmeditor Mikkel E.G. Nielsen ( «Sound of Metal» ) hat wohl die Nase vorn. Gewinnt schlussendlich aber Alan Baumgarten für das Netflix-Gerichtsdrama «The Trial of the Chicago 7», wäre das durchaus nachvollziehbar.
Und der Rest?
In der Nacht auf Montag werden insgesamt 23 Statuen verliehen. Es folgen unsere Tipps in den weiteren Kategorien – sowie unsere persönlichen Favoriten.
Bestes Originaldrehbuch
Wird gewinnen: «Promising Young Woman» (Emerald Fennell)
Soll gewinnen: «Minari» (Lee Isaac Chung)
Bestes adaptiertes Drehbuch
Wird gewinnen: «Nomadland» (Chloé Zhao)
Soll gewinnen: «The Father» (Christopher Hampton und Florian Zeller)
Bester Animationsfilm
Wird und soll gewinnen: «Soul» (Pete Docter und Dana Murray)
Bester internationaler Film
Wird und soll gewinnen: «Another Round»
Bester Dokumentarfilm
Wird gewinnen: «My Octopus Teacher»
Soll gewinnen: «Collective»
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Wird und soll gewinnen: «Colette»
Bester Kurzfilm
Wird gewinnen: «Two Distant Strangers»
Soll gewinnen: «White Eye»
Bester animierter Kurzfilm
Wird gewinnen: «If Anything Happens I Love You»
Soll gewinnen: «Burrow»
Beste Filmmusik
Wird gewinnen: «Soul» (Trent Reznor und Atticus Ross)
Soll gewinnen: «Minari» (Emile Mosseri)
Bester Filmsong
Wird gewinnen: «Speak Now» aus «One Night in Miami» (Sam Ashworth und Leslie Odom Jr.)
Soll gewinnen: Who cares. Keiner der Songs weiss zu überzeugen, sorry.
Bester Ton
Wird und soll gewinnen: «Sound of Metal» (Jaime Baksht, Nicolas Becker, Philip Bladh, Carlos Cortés und Michelle Couttolenc) [und nicht nur weil der Film «Sound» im Titel hat. Wirklich.]
Bestes Szenenbild
Wird und soll gewinnen: «Mank» (Donald Graham Burt und Jan Pascale)
Bestes Make-up und beste Frisuren
Wird gewinnen: «Ma Rainey's Black Bottom» (Sergio Lopez-Rivera, Mia Neal und Jamika Wilson)
Soll gewinnen: «Pinocchio» (Dalia Colli, Mark Coulier und Francesco Pegoretti)
Bestes Kostümdesign
Wird gewinnen: «Ma Rainey's Black Bottom» (Ann Roth)
Soll gewinnen: «Pinocchio» (Massimo Cantini Parrini)
Beste visuelle Effekte
Wird und soll gewinnen: «Tenet» (Scott R. Fisher, Andrew Jackson, David Lee und Andrew Lockley)