Schliess kurz die Augen und stell dir einen Clown vor. Ganz ohne mediale Fähigkeiten wissen wir, welches Bild du jetzt im Kopf hast: eine krause Perücke, ein weiss geschminktes Gesicht und natürlich eine tomatenrote Nase. «Man ist doch nicht lustig wegen der Schminke, sondern höchstens trotz der Schminke», widerspricht Gregor Schaller, der neben seiner Tätigkeit als Theaterschaffender auch als Clown sein Geld verdient. Auch die ausgeflippten Haare und das Rudolph-Rentier-Näschen braucht der 43-Jährige keinesfalls, wie du im Video oben erkennst.
Clowns haben ein Imageproblem
«Ja, seit ‹It› haben wir Clowns ein Imageproblem», gibt Gregor zu. Viele fühlen sich beim Ansehen eines Clowns an den Film (sowie auch weitere Hollywood-Blockbuster) erinnert und empfinden Angst.
Dazu beigetragen hat ebenfalls, dass sich im letzten Jahr viele Menschen einen Scherz daraus gemacht haben, Leute als Clowns verkleidet zu erschrecken – oder sogar anzugreifen!
Kann jeder Clown werden?
Dass Clowns aber lustig sein können und für Lacher sorgen – gerade auch bei Kindern – gerät so leider in Vergessenheit. Genau diese Lustigkeit ist, was für viele selbstverständlich scheint. Deshalb wird oft davon ausgegangen, dass jede/r zum Clown werden könne. Gregor bestreitet das.
Man muss fähig sein, die Hosen runterzulassen – und das mit Würde.
Doch das Clownsein sei etwas, das man erlernen könne: «Man muss zum Beispiel lernen, ruhig dazustehen ohne dumme Witze zu reissen. Der Rest ist grösstenteils Talent», erklärt der 43-Jährige.
Mit Authentizität zum Erfolg
Vor allem Authentizität macht einen Clown aus, findet Gregor. Nicht versuchen, lustig zu sein und vor allem; nicht einen Clown imitieren, sondern einer sein. Die Leute hätten sonst schon das Gefühl, sie müssten originell, schlau und schön sein. Als Clown musst du dich selbst sein.
«Der Erfolg einer Nummer hängt von der inneren Haltung ab», sagt Gregor. Das heisst konkret: Versuche nicht, intelligent, schön und sexy, sondern dich selber zu sein.
Ein schönes Beispiel sind Clowns, die sich gegenseitig Torten ins Gesicht drücken. Bei der ersten: Niemand lacht. Und auch bei der zweiten, dritten und vierten amüsiert sich keiner so richtig. Erst bei der 17. findet's einer witzig – und bis zur 20. lachen alle. «Die Clowns halten die Lächerlichtkeit aus. Sie halten es aus, dass niemand über sie lacht. So wird diese eigentlich miserable Nummer zu einer guten.»
Dumm sein ohne dumm sein
Was einen guten Clown ebenfalls ausmacht, ist, ein Idiot sein zu können. «Es reicht nicht, keine Idee zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszuführen», zitiert Gregor den österreichischen Schriftsteller Karl Kraus. Also: Versuche nichts Raffiniertes zu machen und hast du eine brilliante Idee, hast du schon verloren.
Richtig blöd zu sein braucht viel Intelligenz. Man muss quasi auf eine intelligente Art dumm sein.
Überlegst du dir also, zukünftig als professioneller Clown zu arbeiten, hast du dank Gregor schon einmal eine Starthilfe. Und vergiss nicht: Schminke, Perücke und rote Nase sind alles andere als ein Clown-Must-Have!