Rahamatullah Arifi ist Landwirt. Nach einer schweren Knocheninfektion verlor er sein Bein. Jahrelang schleppte er sich auf Krücken durchs Leben. Eine mehrtägige Reise in die afghanische Hauptstadt Kabul, wo die nächste orthopädische Klinik wäre, konnte er sich nicht leisten.
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Bild 1 von 4. Rahamatullah Arifi lebt als Landwirt in den Bergen Zentralafghanistans. Nach einer schweren Infektion verlor er sein Bein. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Mit einer individuell angepassten Prothese kann Rahamatullah wieder gehen – nach Jahren auf Krücken. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Sanober Moradi verlor ihr Bein bei einer Minenexplosion. In Bamyan erhielt sie medizinische und psychologische Unterstützung. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Orthopädietechnikerin Sima Ahmadi kontrolliert Sanobers gesundes, aber stark verletztes Bein. Bildquelle: SRF.
In Bamyan findet er nun Hilfe – kostenlos. «Ich bin ein einfacher Bauer und habe nicht viel Geld. Ich muss täglich auf dem Feld arbeiten. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich hier behandelt werden kann», sagt er.
Die orthopädische Klinik in Bamyan besteht seit zwei Jahren. Betrieben wird sie von der NGO Handicap International, unterstützt unter anderem aus der Schweiz. Für viele ist sie die einzige Möglichkeit, eine Prothese zu erhalten – in einem Land, in dem noch immer zahlreiche Menschen durch Anti-Personen-Minen verletzt werden.
Menschen aus abgelegenen Regionen kommen leider oft gar nicht oder viel zu spät.
«Die meisten unserer Patienten sind Minenopfer», sagt Orthopädietechniker Aziz Absar. «Aber auch Unfälle oder Infektionen führen dazu, dass Menschen eine Prothese brauchen.» Absar hat bereits hunderten Patienten geholfen. Doch viele kommen gar nicht erst in die Klinik. «Sie leben in abgelegenen Regionen. Für sie ist es sehr schwierig, hierherzukommen. Deshalb kommen sie leider oft gar nicht oder viel zu spät.»
Unterstützung für Körper und Seele
Auch Frauen finden in Bamyan medizinische Versorgung – durch Frauen. Für sie ist es einer der wenigen Bereiche, in denen sie noch arbeiten dürfen. Die Orthopädietechnikerin Sima Ahmadi behandelt ihre Patientinnen in einem abgetrennten Bereich. «Ich sehe die Frauen nicht nur als medizinische Fälle. Ich sehe sie als Mitträgerinnen der Familie. Das Leben ist wirklich nicht einfach für uns. Deshalb macht es mich besonders glücklich, ihr von Frau zu Frau helfen zu können», sagt sie.
Ich hatte das Gefühl, nichts mehr wert zu sein. Die psychologische Hilfe hier hat mir enorm geholfen
Sanober Moradi ist eine dieser Patientinnen. Sie verlor bei der Explosion einer Mine eines ihrer Beine. Neben der medizinischen Versorgung erhielt sie in Bamyan auch psychologische Unterstützung. «Nach meinem Unfall bin ich in eine tiefe Depression gestürzt. Ich hatte das Gefühl, nichts mehr wert zu sein. Die psychologische Hilfe hier hat mir enorm geholfen», sagt sie.
Für Sima Ahmadi ist die Arbeit mehr als reine Technik. Sie sagt: «Ich möchte, dass Menschen mit einer Behinderung bei uns als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft gesehen werden. Viele fühlen sich ausgeschlossen. Ich möchte ihnen zeigen, dass sie dazugehören.»