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Solaranlage in den Alpen Mit Walliser Winterstrom gegen die Energiekrise

Wie soll die Schweiz in Zukunft Strom produzieren? Der Oberwalliser Renato Jordan glaubt, er habe die Lösung für die Schweizer Energiekrise: Hochalpiner Winterstrom, produziert mit Solar-Panels auf seiner Schafweide, 2000 Meter über dem Meer. Nicht alle finden das gut.

Renato Jordan will mit über 20'000 Solarpanels in Form von Bäumen, Strom im grossen Stil produzieren. Seit Jahren tüftelt der pensionierte Lehrer und Künstler an einer Solarlösung rum, die er auf seiner geerbten Alpweide installieren möchte.

Auf der «Alpjerung», einem Landstrich nah der Grenze zu Italien, plant er einen Solarpark in der Grösse von rund 14 Fussballfeldern.  

Alpjerung (Visualisierung), auf dieser Alp soll der erste Solarwald der Schweiz aufgebaut werden.
Legende: Alpjerung (Visualisierung), auf dieser Alp soll der erste Solarwald der Schweiz aufgebaut werden. SRF

Der saubere Bergstrom aus dem Wallis ist Renato Jordans grosser Traum – doch dafür brauche es «einen langen Schnauf», meint er. Landschaftsschützerin Vera Weber zum Beispiel findet sein Projekt «unnötig und eine Verschandelung der Bergwelt».

Der Solarpionier

Renato Jordans Leben hat viele Facetten: Er ist Geograf, pensionierter Gymnasiallehrer, Familienvater, Künstler und nun auch Solarpionier. Der 72-Jährige wuchs in Gondo auf.

Solarpionier Renato Jordan
Legende: Solarpionier Renato Jordan will auf 2000 Meter über Meer Tausende von Solarpanels installieren. SRF

Bei der verheerenden Naturkatastrophe im Jahr 2000 reisst ein Erdrutsch sein Elternhaus mit und zerstört alles. Die wilde Natur und das kleine Bergdorf haben ihn bis heute geprägt.

Dazu gehört auch die Historie, dass das Grenzdorf zu Italien immer schon Geld gemacht hat mit der Produktion von Energie: Früher war es die Wasserkraft, jetzt soll es Solarenergie sein. Renato Jordan will die natürliche Umgebung für die Energieproduktion nutzen – wie seine Vorfahren.

Hochalpine Baustelle als Herausforderung

Es ist ein Meilenstein für Jordans Projekt: Auf der «Alpjerung» steht seit Herbst 2022 die erste Testanlage. Die alles entscheidenden Fragen: Übersteht die Anlage die extremen Winde und den hochalpinen Winter? Inwiefern bedrohen Lawinen die Solaranlage?

Der erste Solarwald der Schweiz

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Im hochalpinen Gelände, auf der «Alpjerung», sollen schon bald 1700-2200 sogenannte Solarbäume stehen. Es wäre zum ersten Mal, dass eine solcheAnordnung von Solarpanels in der Schweiz verwendet wird. Die ganze Anlage soll etwa 20 GWh Strom produzieren und damit 4500 Schweizer Haushalte mit Energie versorgen.

Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Initiant Renato Jordan, der Gemeinde Gondo-Zwischbergen und des lokalen Stromerzeugers «Energie Electrique du Simplon», kurz EES, dessen Mehrheitsaktionär der Stromkonzern Alpiq ist.

Auf die Form von Solarbäumen kamen die Verantwortlichen auf Grund der Erfahrungen mit Lawinenverbauungen: Bei diesem Baum-Konstrukt soll der Wind den Schnee von den unteren Panels wegblasen, damit diese auch im Hochwinter zuverlässig Strom produzieren. Zudem passe diese Anordnung besser ins Landschaftsbild, sagen die Verantwortlichen.

Ein solches Projekt in den Bergen zu planen und zu bauen ist Pionierarbeit, Erfahrungswerte fehlen. Die ersten Messdaten, die nun vorliegen, stimmen das Projektteam zuversichtlich: Die Testanlage hat den Winden standgehalten und erste Erkenntnisse geliefert, fasst Projektleiter David Jossen zusammen.  

Landschaftsschützerin stellt sich quer

Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber, sieht im Projekt «Gondosolar» eine «Verschandelung der letzten freien Schweizer Natur».

Vera Weber, Landschaftsschützerin
Legende: Vera Weber, Landschaftsschützerin, fürchtet, dass der Bau der Anlage hier die Landschaft zerstört. SRF

Auch ein Treffen mit Renato Jordan kann Vera Weber nicht umstimmen. Sie ist fundamental gegen das Solarprojekt. Auf Anfrage von «SRF Reporter» macht sie keine verbindliche Aussage, ob sie gegen das Projekt Einsprache erheben wird.

Solarprojekt unter Zeitdruck

Seit letztem Herbst ist Renato Jordans Pionierprojekt unter Zeitdruck: Das Parlament hat ein nationales Solargesetz verabschiedet, das Subventionen verspricht für alle, die bis 2025 Strom produzieren.

Ich habe mein ganzes Herzblut in das Projekt gesteckt.
Autor: Renato Jordan pensionierter Gymnasiallehrer

Demgegenüber steht ein kantonales Gesetz, das Bewilligungsverfahren hätte beschleunigen sollen und vom Walliser Stimmvolk im September 2023 überraschend abgelehnt wurde. Mit anderen Worten: Es wird eng für das Projekt «Gondosolar».

Hohe Kosten

Der mitbeteiligte Stromkonzern Alpiq hat bis heute bereits mehrere 100'000 Franken in «Gondosolar» investiert. Insgesamt wird die Anlage mindestens 50 Millionen Franken kosten.

Ohne die finanzielle Unterstützung des Bundes rechnet sich die Anlage nicht, sagt Alpiq. Aufgeben ist für Initiant Jordan allerdings keine Option: «Ich habe mein ganzes Herzblut in das Projekt gesteckt.» Bis Ende Jahr wollen die Verantwortlichen die Baubewilligung einreichen.

SRF 2, Reporter, 29.11.2023, 21:00 Uhr

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