Renato Jordan will mit über 20'000 Solarpanels in Form von Bäumen, Strom im grossen Stil produzieren. Seit Jahren tüftelt der pensionierte Lehrer und Künstler an einer Solarlösung rum, die er auf seiner geerbten Alpweide installieren möchte.
Auf der «Alpjerung», einem Landstrich nah der Grenze zu Italien, plant er einen Solarpark in der Grösse von rund 14 Fussballfeldern.
Der saubere Bergstrom aus dem Wallis ist Renato Jordans grosser Traum – doch dafür brauche es «einen langen Schnauf», meint er. Landschaftsschützerin Vera Weber zum Beispiel findet sein Projekt «unnötig und eine Verschandelung der Bergwelt».
Der Solarpionier
Renato Jordans Leben hat viele Facetten: Er ist Geograf, pensionierter Gymnasiallehrer, Familienvater, Künstler und nun auch Solarpionier. Der 72-Jährige wuchs in Gondo auf.
Bei der verheerenden Naturkatastrophe im Jahr 2000 reisst ein Erdrutsch sein Elternhaus mit und zerstört alles. Die wilde Natur und das kleine Bergdorf haben ihn bis heute geprägt.
Dazu gehört auch die Historie, dass das Grenzdorf zu Italien immer schon Geld gemacht hat mit der Produktion von Energie: Früher war es die Wasserkraft, jetzt soll es Solarenergie sein. Renato Jordan will die natürliche Umgebung für die Energieproduktion nutzen – wie seine Vorfahren.
Hochalpine Baustelle als Herausforderung
Es ist ein Meilenstein für Jordans Projekt: Auf der «Alpjerung» steht seit Herbst 2022 die erste Testanlage. Die alles entscheidenden Fragen: Übersteht die Anlage die extremen Winde und den hochalpinen Winter? Inwiefern bedrohen Lawinen die Solaranlage?
Ein solches Projekt in den Bergen zu planen und zu bauen ist Pionierarbeit, Erfahrungswerte fehlen. Die ersten Messdaten, die nun vorliegen, stimmen das Projektteam zuversichtlich: Die Testanlage hat den Winden standgehalten und erste Erkenntnisse geliefert, fasst Projektleiter David Jossen zusammen.
Landschaftsschützerin stellt sich quer
Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber, sieht im Projekt «Gondosolar» eine «Verschandelung der letzten freien Schweizer Natur».
Auch ein Treffen mit Renato Jordan kann Vera Weber nicht umstimmen. Sie ist fundamental gegen das Solarprojekt. Auf Anfrage von «SRF Reporter» macht sie keine verbindliche Aussage, ob sie gegen das Projekt Einsprache erheben wird.
Solarprojekt unter Zeitdruck
Seit letztem Herbst ist Renato Jordans Pionierprojekt unter Zeitdruck: Das Parlament hat ein nationales Solargesetz verabschiedet, das Subventionen verspricht für alle, die bis 2025 Strom produzieren.
Ich habe mein ganzes Herzblut in das Projekt gesteckt.
Demgegenüber steht ein kantonales Gesetz, das Bewilligungsverfahren hätte beschleunigen sollen und vom Walliser Stimmvolk im September 2023 überraschend abgelehnt wurde. Mit anderen Worten: Es wird eng für das Projekt «Gondosolar».
Hohe Kosten
Der mitbeteiligte Stromkonzern Alpiq hat bis heute bereits mehrere 100'000 Franken in «Gondosolar» investiert. Insgesamt wird die Anlage mindestens 50 Millionen Franken kosten.
Ohne die finanzielle Unterstützung des Bundes rechnet sich die Anlage nicht, sagt Alpiq. Aufgeben ist für Initiant Jordan allerdings keine Option: «Ich habe mein ganzes Herzblut in das Projekt gesteckt.» Bis Ende Jahr wollen die Verantwortlichen die Baubewilligung einreichen.