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Wüste Gobi: Angst vor dem Endlager vor der eigenen Türe
Aus DOK vom 19.03.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 8 Sekunden.
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SRF DOK Wohin mit dem Atommüll?

Seit Beginn der zivilen Nutzung der Atomenergie im Jahr 1956 gibt es ein Dilemma: Der «saubere Strom» hinterlässt den gefährlichsten Abfall überhaupt. Hochradioaktiver Atommüll bedroht uns für hunderttausende von Jahren. 350'000 Tonnen sind es heute weltweit – und jährlich kommen 10'000 Tonnen dazu.

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Edgar Hagen (*1958) studierte Philosophie und Germanistik in Basel. Seit 1989 arbeitet er als freier Dokumentarfilmer und Autor.

Der Atommüll wird rund um die Welt provisorisch gelagert, in Kühlbecken auf Atomkraftwerksgeländen und in Zwischenlagern. Unvorstellbares Chaos würde über die Welt hereinbrechen, wenn plötzlich eine unkontrollierte Kettenreaktion ihren unheilvollen Lauf nähme.

Gefahr für künftige Generationen bannen

Die nukleare Katastrophe in Fukushima im März 2011 hat uns nur eine Idee der Gefahrenlage vermittelt. Die politische Strategie, diesem Dilemma zu entrinnen, heisst heute in allen atomenergieproduzierenden Ländern: Endlagerstandorte finden. Orte finden, wo die Gefahr für künftige Generationen bis in alle Ewigkeit gebannt ist. Ein solcher Ort kann nichts anderes als «der sicherste Ort der Erde» sein. Seit Jahrzehnten wird in vielen Ländern danach gesucht, wissenschaftlich geforscht und immer wieder werden mögliche Standorte verworfen.

Mit diesem Film begebe ich mich auf die komplexe Suche nach dem sichersten Ort der Erde. Menschen, die das Problem stellvertretend für uns alle lösen wollen, stehen im Zentrum des Films – ihr Bemühen, ihr Leiden, ihre Kämpfe, ihr Hoffen und ihre Niederlagen.

Der Film gewährt exklusiven Einblick

Der Protagonist, Charles McCombie, ist seit 35 Jahren in führenden Positionen und mit ungebrochenem Optimismus in die weltumspannende Suche nach dem sichersten Ort involviert.

Charles McCombie in der Wüste Gobi
Legende: Charles McCombie in der Wüste Gobi Mira Film/W-film

Im Film, für welchen er exklusiv Türen zu Orten öffnet, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, trifft er auf Weggefährten und einige seiner schärfsten Gegner. Es ist eine Reise durch tiefe Schichten kollektiver Verdrängung. Trotz jahrzehntelanger erfolgloser Suche nach praktikablen Endlagerstandorten wird die Produktion von hochradioaktivem Atommüll ungebrochen fortgesetzt.

Es herrscht ein fast religiöser Glaube, dass sich in Zukunft alles fügen wird. Die Verdrängung des Problems wird dadurch begünstigt, dass das radioaktive Material aus Sicherheitsgründen auch heute schon provisorisch weggesperrt werden muss: in tabuisierte, dem öffentlichen Auge entzogene Gelände, in die nur unter schwierigsten Auflagen Einblick gewährt wird.

Wo der sicherste Ort zu finden ist

Eigene Bilder von dem Material zu gewinnen, das uns bedroht, war eines der schwierigsten Unterfangen dieser Reise. Der Film war auch ein permanentes Ringen darum, den Müll zu Gesicht zu bekommen.

In diesem Ringen wuchs meine Einsicht, dass der sicherste Ort nur dort zu finden sein kann, wo es uns als Kollektiv gelingt, uns dem Druck extremer ökonomischer Sachzwänge zu widersetzen, nicht zu Gläubigen zu werden und Behauptungen nicht voreilig als letzte wissenschaftliche Wahrheiten zu missverstehen. Der Film reist auf der Suche nach Antworten bis ans Ende der Welt.

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