Iman Beney war schon immer schnell, aber die letzten zwei Monate lebte sie richtiggehend auf der Überholspur: Sie schoss die YB-Frauen mit einem Penalty zum Meistertitel, schloss ihre KV-Ausbildung ab und unterschrieb einen Vertrag bei Manchester City.
Nun spielt sie an der Europameisterschaft im eigenen Land vor 40'000 Zuschauenden. «Vor so einem grossen Publikum habe ich noch nie gespielt. Das wird einmalig», freut sich die Unterwalliserin.
Fussball statt Zumba
Zum Glück hat sich im Haus Beney nicht die Mutter durchgesetzt. Die Zumba-Lehrerin wollte nämlich, dass ihre Tochter tanzt und nicht Fussball spielt. «Ich hatte nicht wirklich Talent fürs Tanzen, ganz im Gegensatz zum Fussball», blickt Iman Beney zurück.
Ihr Vater war schon Profifussballer, ihre Tante lange Nationalspielerin und ihr Bruder steht beim FC Basel unter Vertrag. Bereits mit zwölf Jahren ging Beney in das Ausbildungszentrum des Schweizerischen Fussballverbandes in Biel: «Ich war schon als Mädchen eine Art Profi.»
Alles auf die Karte Fussball
In Biel traf Beney auf die damals ebenfalls zwölfjährige Noemi Ivelj. Gegen den Willen ihres Vaters setzte Ivelj durch, dass sie unter der Woche bei einer Gastfamilie leben durfte, um sich auf den Fussball konzentrieren zu können.
Ihre fröhliche und offene Art mag darüber hinwegtäuschen, aber die Aargauerin ist sehr ehrgeizig und eine grosse Kämpferin auf dem Platz: «Ich will nicht nur eine Nummer sein. Mein Anspruch ist es, die Beste zu sein. Ob es dafür tatsächlich reicht, ist eine andere Frage.»
Top 10 unter Europas Zukunftshoffnungen
Dank dieser Zielstrebigkeit schaffte es Ivelj im letzten Jahr unter die zehn vielversprechendsten Talente in Europa – ausgewählt von der UEFA. Nun wechselt sie zu Eintracht Frankfurt in die Bundesliga.
Sie hätte schon früher ins Ausland wechseln können, plante ihr Karriere jedoch sorgfältig. Wobei: Vermutlich wäre Ivelj schon eher gegangen, hätte sie so ein Angebot erhalten, wie ihre beste Freundin im Nationalteam, Sydney Schertenleib.
Via Instagram zum FC Barcelona
Schertenleib fand in ihrem Instagram-Postfach nämlich plötzlich eine Anfrage aus Barcelona. «Ich dachte zuerst, das sei ein ‹Scam›, ein Betrug.» Schliesslich ist Barcelona derzeit die beste Adresse im Fussball der Frauen. Aber der Spielerberater war echt.
Nun wohnt sie im Internat von «La Masia», der berühmten Jugendakademie Barcelonas, wo auch schon Superstar Lamine Yamal im zarten Alter von sieben Jahren seine Karriere begann. Überraschend schnell ist Schertenleib der Sprung in die erste Mannschaft gelungen. Den Champions-League-Final musste sei allerdings von der Bank aus verfolgen.
Unbeschwert in das Turnier des Lebens
Sydney Schertenleib, Noemi Ivelj und Iman Beney – erst gerade volljährig geworden, übernehmen sie im Nationalteam schon wichtige Rollen. Coach Pia Sundhage erhofft sich, dass die drei ein unbeschwertes Element in das Spiel der Schweiz bringen können: «Sie sollen das Turnier zwar ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Sie sollen wie Jugendliche spielen.»
Es wird sich zeigen, ob sie beim Heim-Turnier schon durchstarten können oder ob die Euro 2025 doch noch ein wenig zu früh kommt. Für die Zukunft sind die drei Teenager auf jeden Fall ein grosses Versprechen.