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Erste Bilanz nach dem ESC «Die hohen Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt»

Die SRG und die Gastgeberstadt Basel ziehen Bilanz: Über eine halbe Million Menschen haben die Angebote rund um den Eurovision Song Contest in Basel genutzt.

«Es sind Zahlen, von denen wir geträumt haben. Unsere Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt», sagt der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer vor den Medien. Rund 170 Millionen Menschen verfolgten den ESC am Bildschirm. Die SRG und die Gastgeberstadt Basel sprechen in ihrer Bilanz am Montag von einem «vollen Erfolg».

Das ist die ESC-Woche in Bildern

In Anlehnung an den ESC-Sieger JJ aus Österreich sagte Cramer weiter: «Meine wildest dreams sind true gekommen.»

Regionale Einschätzung: «Basel twelve points»

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Portrait von Mann, Patrick Künzle
Legende: Patrick Künzle ist Redaktionsleiter des «Regionaljournal Basel Baselland» von Radio SRF und arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist in der Region Basel. SRF/Matthias Willi

Die Stadt hat sich in der ESC-Woche Bestnoten verdient, analysiert Patrick Künzle, Leiter «Regionaljournal Basel Baselland»:

«Das Rahmenprogramm war weder zu klein noch zu gross – sondern genau richtig. Auch wer kein Ticket für eine der Shows in der St. Jakobshalle hatte, konnte trotzdem vieles erleben: Es gab Konzerte in der Innenstadt, Partys in der Messehalle und vielfältige Events von privaten Veranstaltern.

Grösstes Public Viewing der ESC-Geschichte

Der Höhepunkt des Basler Programms war das Public Viewing im Fussballstadion – mit 36'000 Musikfans. Eine so grosse Liveübertragung war eine Premiere in der Schweiz –etwas Vergleichbares hat es auch im Rahmen des ESC noch nie gegeben.

ESC trägt positives Bild von Basel in die Welt

Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland waren begeistert: Die Leute in Basel seien unglaublich entspannt. Die Atmosphäre sei freundlich. Die Stimmung war gut. Und die Stadt sei sicher.

Dieses positive Bild von Basel tragen die ESC-Besucherinnen und Besucher nun in ihre Heimatländer weiter. Auch ausländische Medienschaffende haben auffallend wohlwollend über Basel berichtet.

Polizei meisterte Aufgabe gut

Zum Erfolg der ESC-Woche hat auch die Basler Polizei beigetragen. Bei den Demonstrationen propalästinensischer Gruppierungen hat sie Fingerspitzengefühl gezeigt. Sie liess die Demonstrierenden meist gewähren, was auch richtig ist, denn die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Die Polizei griff nur ein, wenn es wirklich nötig war.

So waren die Demonstrantinnen und Demonstranten – anders als beim letztjährigen ESC in Malmö – in Basel nur ein Randthema. Sie haben das grosse Fest nicht gestört.»

Insgesamt besuchten über 100'000 Personen die Shows in der St. Jakobshalle und in der Arena Plus. Mindestens so viele wohnten am vorletzten Sonntag der Eröffnungszeremonie mit der Parade durch die Basler Innenstadt bei.

Meine wildest dreams sind true gekommen.
Autor: Conradin Cramer Regierungspräsident Basel-Stadt

Weitere 343'000 Personen besuchten die Begleitprogramm-Anlässe und Public Viewings in der Messe und beim Barfüsserplatz, wie die Organisatoren bekanntgaben. Während der letzten Woche gab es in der Basler Innenstadt viele Konzerte, Partys und Public Viewings.

Drei Personen an einem Rednerpult
Legende: SRG-Direktorin Susanne Wille, der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer und die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann sind äusserst zufrieden mit dem ESC in Basel. Keystone / Urs Flüeler

«Wir haben gespürt, dass die Stadt Basel von Anfang an wirklich dabei war», sagte SRG-Generaldirektorin Susanne Wille und bedankte sich bei allen Beteiligten. Die Stimmung sei friedlich gewesen und der «Funke des ESC» auf die Gesellschaft übergesprungen, so Wille.

Auch die beiden ESC-Produzenten Reto Peritz und Moritz Stalder zogen eine positive Bilanz zum Grossanlass. Bis zu 880'000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Show am Finale.

Sicherheitskonzept hat funktioniert – trotz Demonstrationen

Zufrieden und erleichtert zeigte sich die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann: Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Sicherheitsorganisationen habe sehr gut funktioniert. Insgesamt gab es rund um den ESC in Basel zehn Demonstrationen.

Keine gröberen Gewalttaten

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Polizisten stehen in der Stadt
Legende: Die Präsenz der Polizei war gross – das schaffte ein hohes Sicherheitsgefühl. Keystone/Til Buergy

Auch die bikantonale Einsatzorganisation zieht eine positive Bilanz. Bis auf einzelne Störaktionen durch Demonstrantinnen und Demonstranten sei die Grossveranstaltung ohne gewalttätige Zwischenfälle über die Bühne gegangen, hielt Justiz- und Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann fest.

Gemessen am hohen Besucherandrang hätten Polizei und Rettungskräfte vergleichsweise wenig zu tun gehabt. Vereinzelt musste die Polizei Schlägereien zwischen alkoholisierten Festgängern schlichten, gröbere Angriffe blieben jedoch aus, wie es weiter heisst.

Bislang keine Anzeigen wegen Sexualdelikten

Das Angebot der Awareness-Teams mit einer niederschwelligen Opferhilfe sei genutzt worden, es habe aber bislang keine Anzeigen wegen Sexualdelikten im Zusammenhang mit den ESC-Anlässen gegeben, sagte Eymann.

Es gab auch elf Verstösse gegen das Drohnenflugverbot und entsprechende Verwarnungen. Es habe sich dabei aber um Personen gehandelt, denen das Verbot nicht bekannt war und die «keine bösen Absichten» hegten, sagte Eymann weiter.

Keine Schäden durch Cyberangriffe

Zudem gab es während des ESC drei Drohungen gegen die Veranstaltung per E-Mail. Die sofort eingeleiteten Abklärungen hätten jeweils keine ernstzunehmende Bedrohung ergeben, heisst es in der Bilanz der bikantonalen Einsatzorganisation. Auch die erwarteten Cyberangriffe hätten zu keinen Schäden an der IT-Infrastruktur der Behörden und Veranstalter geführt.

Gefordert waren die Einsatzkräfte während der Eröffnungsparade, als sie beim Messeplatz 150 Personen stoppten, die sich der israelischen Delegation in den Weg stellen wollten. Zudem hinderten sie am Finale am Samstag rund 400 Demonstrierende daran, zum Eurovision Village zu gelangen.

Pro-Palästina-Demonstration am ESC in Basel
Legende: Bei der unbewilligten Demonstration am Rande des ESC hat die Polizei rund 400 Personen kontrolliert. KEYSTONE / Peter Schneider

Trotzdem sei die Stimmung gut und friedlich geblieben: «Ich habe von vielen Besuchern positives Feedback bekommen. Sie hätten sich sicher gefühlt», sagt Eymann. Ausserdem seien die Beamten als freundlich wahrgenommen worden.

50'000 Logiernächte gezählt

Viele der ESC-Besuchenden haben in Basel und Umgebung übernachtet: Der Hotellerie bescherte das Musikfest rund 50'000 Logiernächte. Etwa 3000 Gäste sind in privaten Unterkünften untergekommen. Die Auslastung der Hotels lag zu Beginn der Woche bei etwa 85 Prozent und stieg im Verlauf der ESC-Woche auf 95 Prozent. Das heisst aber auch, dass selbst am Finalabend noch einige Hotelzimmer leer geblieben sind.

Trotzdem sagt die Basler Tourismusdirektorin Letizia Elia: «Wir sind damit sehr zufrieden.» Elia streicht die lange Aufenthaltsdauer gewisser Gäste heraus. «Der Staff ist bereits Mitte April angereist, und die Delegationen waren schon Anfang Mai in der Stadt.»

Vom ESC werden wir noch etliche Jahre profitieren.
Autor: Conradin Cramer Regierungspräsident Basel-Stadt

Für den Basler Regierungspräsidenten, Conradin Cramer, steht fest, dass der ESC Basel einen nachhaltigen Nutzen bringt. Positive Bilder sind um die Welt gegangen, davon könne die Stadt aus touristischer Sicht weit über die ESC-Woche hinaus profitieren: «Wir glauben, dass sich jetzt mehr Leute für einen Wochenendtrip nach Basel entscheiden. Davon werden wir noch etliche Jahre profitieren.»

Radio SRF 4 News, Rendez-vous, 19.5.2025, 12:30 Uhr ; 

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